Wer ist denn was Wert?
„Was bist Du denn schon wert – Du Versager, Nichtsnutz, Tagedieb!“
Hast Du Dir dies auch schon mal anhören müssen – nach einem schlechten Schulzeugnis, dem Abbruch der Ausbildung, Verlust des Arbeitsplatz? Die Chancen sind gut, jederzeit als „Núllite“ und Sozialschmarotzer abgestempelt zu werden, weil Du bestimmte, äussere Erwartungen nicht erfüllen kannst – oder willst.
Was bin ich wert?
„Du bedeutest mir sehr viel und ich liebe Dich“
„Es ist nicht immer bequem, was Du sagst und tust – aber Deine Ehrlichkeit ist auch erfrischend!“
„Wenn wir Dich nicht hätten, als Freund, als Nachbar...“
„Du hast mir so unendlich viel gegeben, als ich Kind war und als Jugendlicher meinen Weg gesucht habe...“
„ Ohne Ihr freiwilliges Engagement hätten wir das kaum schaffen können“
„Auf Dich ist immer Verlaß, und Du hast so viele gute Einfälle...“
Das Kuriosum dabei ist, daß uns beides parallel passieren kann, es ist unabhängig voneinander – und oft genug gegeneinander gerichtet, sodaß eine Gewissenskonflikt entsteht:
Du bleibst sitzen in der Schule, weil Dir die Mitgliedschaft und das Engagement im Verein mehr bedeutet als Mathematik oder ein grammatisch einwandfreies Deutsch.
Du hast zu Deinem Gesellenstück absolut keinen Bezug, es ist einfach nur nutzlos, und daher schmeißt der Chef Dich raus, aber als junger Vater tust Du alles, um Dein Kind zu fördern und Deine Familie zu stärken.
Und statt Dich nur um Deinen Job zu kümmern, hast Du zuviel Zeit damit verbracht, für die Probleme Deiner Kollegen zur Verfügung zu stehen – an Deinem Platz sitzt nun jemand, der alles tut für den vordergründigen wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes.
Du hast Deine Angestellten, Kunden und Lieferanten immer fair behandelt – und mußtest das Geschäft schließen, weil Du so nicht mehr „wettbewerbsfähig“ warst.
Das, was Du Dir selber abverlangst, Deine Ziele, Deine Wünsche – sie stimmen nicht immer damit überein, was unsere Gesellschaft als erstrebenswert ansieht. Und obwohl wir unsere Gesellschaft gern als vom christlichen Glauben und dem Humanismus geprägt sehen möchten ist uns ein reicher Gauner anscheinend mehr wert als ein armer, aber aufrechter Geist, und ersterer hat schließlich die größere Lobby.
„Niemand ist völlig nutzlos – er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen“ ist ein ziemlich zynischer Spruch; ebenso „der Ehrliche ist doch nur der Dumme“ - aber es zeigt auf, wie wir die Dinge sehen in unserer Gesellschaft, warum so viele Menschen ihre Wertvorstellungen auf einen kleinen und eigentlich überflüssigen Bereich den Lebens fokussieren – auf den wirtschaftlichen Erfolg – und diese Vorstellung allem und jedem überordnen und aufzwingen.
Überflüssig? Nicht nur das – dieser nur sich selbst dienende wirtschaftliche Erfolg bedeutet mittelfristig Rückschritt und Erosion unserer gesellschaftlichen Entwicklung.
Und Du?
Sage heute Deinem Mitmenschen was er oder sie Dir Wert ist.
Zeige heute einem anderen was du an ihm oder ihr schätzt.
Richte heute jemanden etwas auf den seine Last zu Boden drückt.
Bringst Du es über Dich jemandem Hilfe zu leisten, dabei aber einen persönlichen Nachteil inkauf zu nehmen - indem Du dadurch zu spät zu einem beruflichen Termin kommst?
Was ist Dir Dein Mitmensch wert?
Nein , daß bist du bestimmt nicht , schön, das du deine Meinung und Lebenserfahrung hier aufzeigst. Man kann Hilfe und Wert nicht für alle Menschen gleichsetzen , es sagt mir daß das relative Begriffe sind.