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Was wäre wenn - der 20.Juli geglückt wäre?

  • Wilhelm Leuschner (* 15. Juni 1890 in Bayreuth; † 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet) war ein Gewerkschafter und sozialdemokratischer Politiker, der gegen den Nationalsozialismus kämpfte.
  • Foto: Frei zur Veröffentlichung
  • hochgeladen von Edgard Fuß

Der Krieg und sein Verlauf ist lediglich ein Symptom der Herrschaft des Nationalsozialismus,
der Nationalsozialismus ist lediglich ein Symptom des Zustands der Gesellschaft im Deutschen Reich - der z.T. bis heute fortbesteht.

Ich möchte dies an einem Beispiel in die Diskussion werfen:

Die Freimaurer gelten bis heute

als eine Bruderschaft von Freidenkern (bitte jetzt keinen Verschwörungsunfug dazu).
Tatsächlich aber waren und sind sie vermutlich bis heute im Kern konservativ und damals überwiegend national bis nationalistisch eingestellt - ein Abbild der Gesellschaftsschichten aus denen sich die Bruderschaft rekrutierte.
Nach dem 1.WK weigerten sich insbesondere die mächtigen preussisch-nationalen Logen Freimaurer der damaligen Feindstaaten als solche anzuerkennen; freiheitliche, liberale und weltoffene FM (wozu u.a. Kurt Tucholsky und Carl v. Ossietzky gehörten) wurden diskreditiert und ihre Großloge "Zur Sonne" als irregulär betrachtet.

Die Anfeindungen der FM durch die Nazis

ist wohl eher einer paranoiden Einstellung der Nazis gegen alles was "anders" ist zu erklären als mit einer realen Gefahr, denn nennenswerten Widerstand gab es nur vereinzelt in den Logen, mit Hjalmar Schacht war sogar Hitlers Oberbankier ein Logenbruder. Und immerhin gelten bis heute die "Alten Pflichten" die die FM zum Gehorsam gegen die Obrigkeit verpflichten.

Während auf der einen Seite Freimaurer die Logen verließen war auf der anderen Seite ein immer stärker werdender Opportunismus zu bemerken - aus den Ritualen wurden alttestamentarische/"jüdische" Elemente entfernt, Logen nannten sich z.B. in "national-christliche Orden" um und erklärten sich für "Judenfrei" - doch es half alles nichts - die Logen wurden 1935 (!) zur Auflösung gezwungen. Die deutsche FM bezeichnet dies als die "dunkle Zeit" (da in den Tempeln das symbolische Licht nicht mehr entzündet wurde) - und erklärt sich zu Opfern des NS-Regimes. Andererseits ist dem wohl berühmtesten der wenigen Widerstandskämpfern die auch Logenbrüder waren - Wilhelm Leuschner - kein Logenname gewidmet; die deutsche FM erinnert bis heute nicht an ihn. Andererseits wurde Hjalmar Schacht nach dem Krieg anstandslos als Logenbruder wieder aufgenommen. Wohl gab es Anfeindungen vor Freimaurern durch Nazis und ihre Sympatisanten, einige verloren ihren Job. Ich kenne jedoch keinen Fall wo ein Freimaurer aufgrund seiner Zugehörigkeit zur FM ins KZ gesteckt oder ermordet wurde.
Quelle: Helmut Neuberger: Winkelmaß und Hakenkreuz. Die Freimaurer und das Dritte Reich. Langen Müller Herbig Verlagsbuchhandlung, München 2001

Auch in der FM hat es - wie in Deutschland - kaum eine echte Aufarbeitung der Ursachen des Nationalsozialismus gegeben - denn dann hätte man zugeben müssen daß diese tief in der Gesellschaft verwurzelt und nur langsam schwinden - ein Beispiel hierfür ist daß Widerstandskämpfer und Deserteure noch lange - in einigen Kreisen bis heute - als Verräter angesehen wurden und werden während "Kriegshelden" bis heute ihre Anerkennung finden.
Wie gesagt - es gibt keine Loge die nach Wilhelm Leuschner benannt wurde - aber eine mit Namen "Henning von Treskow" - und der war kein Freimaurer.

Die Spekulation bez. des Kriegsverlauf nach einem geglückten Putsch ist eigentlich müßig

denn es hätte nur den einen Kopf abgeschlagen - die Hydra hätte (und hat ja auch) weiter existiert.
Wenn es nach dem 8.Mai 45 schon kaum möglich war die wirklichen Ursachen der Naziherrschaft anzugehen - was würe dann wohl nach einem geglückten Putsch geschehen?
Wie würde dieser Staat, diese Gesellschaft nach der Beseitigung der NS-Führung heute aussehen?
Ausgehend vom der Besetzung des Widerstands - hätten sich wirklich die Demokraten durchsetzen können?
Und wie hätten sie dieses Land gestaltet - wenn das Militär, die Wehrmacht als politisch einflußreiche Kraft weiterexistiert hätte?
Hätten wir heute dieselben Grundrechte?
Hätten sich die Tore der KZ´s geöffnet -. und wenn ja, für wen?
Wären die Massenmörder bestraft worden, die Blutrichter?

Das ist wesentlich wichtiger als die Frage wie lange die Ostfront gehalten hätte.

1933 war nicht der Erfolg der Nationalsozialisten sondern das Versagen der Demokraten - diese Erkenntnis ist für mich entscheidend.

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Demokratie20. Juli 1944FreimaurerNationalsozialismusWilhelm Leuschner

9 Kommentare

> "Und Heute?"

Heute funktionieren die undemokratischen Beißreflexe immer noch... ausgetauscht sind halt nur Farben, Logos, Götter, Ideologien, usw...

Liebe Kornelia,

ich begrüße den Gedankenaustausch - "dem gewachsen sein" ist nicht notwendig.
Hieraus finde ich immer wieder selber Ansätze neu zu überdenken und nachzuforschen.

"Ein Nährboden funktioniert nur dann wenn man etwas auflegt und kultiviert. - Wenn kein Saatgut vorhanden ist, lässt sich nichts züchten."

Das Saatgut war schon vor Hitler da - und es existiert immer noch, denn sonst hätte Sarrazin und andere Populisten nicht diesen Erfolg. Es gab da eine Langzeitstudie über 10 Jahre in Deutschland - den abschließenden Band darüber habe ich mir vor einiger Zeit gekauft
http://www.amazon.de/Deutsche-Zust%C3%A4nde-Folge-...
Die Saat besteht auch aus archaischem Denken, stammtischgeprägte Fremdenangst und -feindlichkeit, der Bequemlichkeit sich nicht mit dem Einzelnen auseinanderzusetzen sondern Vorurteile gegen die Masse nachzuplappern und zu pflegen, verächtlich auf andere Länder und Kulturen herabsehen - und die, die differenzieren, diesem Denken widersprechen, Vorverurteilungen ablehnen, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit auch für Verbrecher fordern, in Asylbewerbern und Randgruppen den einzelnen Menschen und sein Schicksal zu sehen als "Gutmenschen" zu diskreditieren - all das ist m.E. die Saat auf der NSDAP, NPD, REPS und andere, durch die Bank am rechten Rand angesiedelte Kräfte nur noch nachdüngen müssen - was ja gerade auch u.a. in Garbsen geschieht.
http://www.myheimat.de/garbsen/kultur/wichtige-ein...

> "Hieraus finde ich immer wieder selber Ansätze neu zu überdenken und nachzuforschen."

Seh ich auch so. Hab das ähnlich letztens einem Bekannten gesagt, als der wissen wollte, was einem Netzdiskussionen geben ;)

> "Die Saat besteht auch aus archaischem Denken, stammtischgeprägte Fremdenangst und -feindlichkeit, der Bequemlichkeit sich nicht mit dem Einzelnen auseinanderzusetzen sondern Vorurteile gegen die Masse nachzuplappern und zu pflegen, verächtlich auf andere Länder und Kulturen herabsehen - und die, die differenzieren, diesem Denken widersprechen, Vorverurteilungen ablehnen, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit auch für Verbrecher fordern, in Asylbewerbern und Randgruppen den einzelnen Menschen und sein Schicksal zu sehen als "Gutmenschen" zu diskreditieren - all das ist m.E. die Saat auf der NSDAP, NPD, REPS und andere, durch die Bank am rechten Rand angesiedelte Kräfte nur noch nachdüngen müssen - was ja gerade auch u.a. in Garbsen geschieht."

Sorry, das hatten wir ja schon, und ich behalte meine gute, alte Version des "Gutmenschen" und lass mir da von einem Mickerverein keine Definition aufzwingen ;)

Gutmenschen benutzen notfalls sogar die Methoden der angeblich Bösen, die sie an den Bösen verurteilen, während bei ihnen diese Mittel vom guten Zweck geheiligt wird.

Grad auch bei der Problematik mit Rechten sieht man das sehr häufig.

Und dashalb sage ich ja immer, man muss in ALLE Richtungen schauen, wenn man den Anfängen wehren will.

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