Mein Teller und Ich oder die Schlacht am kalten/warmen Buffet
Ich und mein Teller oder
„Kleine Benimm-und Überlebensregeln am „Kalten oder Warmen Buffet“
Sich auf dem allzu glattem Parkett, der Mindest-Edikette zu bewegen, obwohl vieles legerer geworden ist, ist immer wieder ein Lauf auf heißen Kohlen.
Für den der das jeden Tag macht, alles eine Selbstverständlichkeit, aber für die Gelegenheits-Geburtstags-Jubiläums-Firmenfeier-Buffet Besucher, kann das ganze aber auch ein Eier-Lauf auf Kohlen werden. Daher dieser gutgemeinte und immer wieder praktizierte Ratgeber, wie man sich am „Buffet“ ob Kalt oder Warm, verhalten sollte.
Auf einer Geburtstagsfeier gab es ein „Heißes und kaltes Buffet“. Kurz „HkB“.
Nun herrschen am Kalten Buffet, wie Reinhard Mey dieses schon vor Jahrzehnten besang, andere Gesetze der Nahrungsaufnahme. Der Raum 3-4 m neben, unter und über dem Buffet, wird zur rechtfreien Zone.
Das Buffet ist meist in irgendeinem Nebenraum aufgebaut. Schon beim Eintritt, checke man, wo sich dieser Raum befindet und suche sich, wenn nicht die Plätze zugewiesen sind, einen Platz in der Nähe, bzw. den küzesten Weg bis zur Tür diese Nebenraumes. Die Plätze kannst Du später dann tauschen.
Der Gastgeber hält eine kleine Rede und eröffnet das Buffet.
Er sollte auch der erste sein, der sich einen Teller nimmt.
Selbst dann noch, zieren sich einige Gäste, gleich die nächsten hinter dem Gastgeber zu sein. Sollte der Gastgeber nicht als erster den Teller nehmen, wird das ganze peinlich, weil kein weiterer Gast dann der erste sein will und kann. Man möchte meinen, das Buffet wäre vergiftet oder ungenießbar und das der Gastgeber sich davor schützen wolle.
Man muß jede Möglichkeit nutzen.
Ich persönlich halte es so, das ich nach Möglichkeit, der nächste hinter den Gastgebern bin. Dann hat man noch die volle Auswahl, der meist sehr geschickt und schön aufgestellten Gerichte.
Kurz, man kann noch erkennen, was man sich auf den Teller schaufelt.
Da alle anderen, außer den Gastgebern, sich hinter einem befinden, kann man auch „verbrannte Erde„ hinter sich lassen. Das gehört sich zwar nicht, aber bei selten oder sehr teuren Victualien und Gerichten, darf es dann doch mal soviel sein, das spätestens der 10. in der Reihe , in einen leere Schüssel schaut.
Auch beim Fleisch, gehe ich nie vorbei. Mit Kennerblick und seinem eigenen Geschmack für erlesene Dinge, werden erst die seltenen, dann die schmackhaftesten Dinge in das Kochgeschirr gehebelt.
Noch hat man beide Hände frei.
Schlecht wird es, wenn für den Salat, gesonderte Schälchen oder Teller gereicht werden. Dann wird es schwierig, aber nicht unmöglich.
Ich habe mir von meiner Tochter, welche im Gastgewerbe, Tische bedient und abräumt, zeigen lassen, wie man auch 3 Teller auf dem Oberarm und einen in der Hand halten kann, ohne die Bewegungsfreiheit der “Stechhand“ zu verlieren. Denn das darf auf keinen Fall passieren.
„Schwein oder Rind, das ist hier die Frage“ frei nach Schüttelbier oder wie hieß doch gleich dieser englische Dichter mit dem Hammelkotlet…. Äah… Hamlet ?.
Meist gar keine Frage, da es meist entweder- oder gibt. Sollte wider Erwarten beides angeboten werden, den Rinderbraten an einer angeschnittenen Stelle mit leichtem Druck des Daumens prüfen, ob noch Saft ausläuft. Tut er das nicht, links liegen lassen, dann ist das Ding hart wie deine Schuhsohle. Dann wende Dich schnell dem Schweine zu.
Bei den Soßen… meist gibt es für beide Sorten Fleisch, nur eine Instandsoße, sei sparsam. Nur über die Fleichstückchen. Die Soße überschwemmt nur den Teller.
Zwischenbilanz: Was haben wir gelernt:
1. Reihe dich beim Gang zum Buffet, gleich hinter den Gastgebern ein. Volle Auswahl.
2. Lass dich nicht dazu überreden für irgend jemanden, sei es auch die beste Ehefrau von allen, etwas mitzubringen. Am Buffet ist sich jeder selbst der Nächste.
3. Ein Teller reicht normalerweise für den ersten Gang. Sollte noch „Extra-Salat auf Extra-Teller“ angeboten werden, musst du vorher 2 Tage mit 2 Tellern üben, oder den Salat auf den einen Teller tun.
4. Suche mit Geschick und ausgewählt aus. Noch sind die zartesten Stücke da.
5. Wenn Du sehr teuere erlesene Speisen erblickst, beschränke dich nicht durch deine angeborene Bescheidenheit in der Menge. Wer weiß wann Du so etwas wieder bekommst.
Sättigungsbeilagen, Kartoffeln, Kartoffelcretain, ect. stehen meist ganz am Anfang, sollte man ganz ignorieren, oder zumindest, auch wenn der Hunger groß ist, in minimalistischster Form den Weg auf seinen Teller erlauben. Die nehmen nur Platz weg.
Brot und Butter stehen meist ganz am Ende. Vermeide es nach Möglichkeit, deinen Teller damit zu beschweren. Erstmal sieht das ganze dann wie eine Fuhre auf dem Heuwagen aus, das man noch Flachten dran bauen müsste, zweitens, wohin mit der hart gefrorenen Butter.
Die liegt dann irgendwo in der Soße zwischen dem Fleisch, dem Fisch, den Krabben, der Knoblauchsoße und dem Salatsaft. Kurz so etwas gehört sich einfach nicht und man will ja mit seiner Ess–Kultur glänzen.
Der erste hinter den Gastgebern zu sein, hat noch einen weitere Vorteile: Man muß sich nicht über Gäste ärgern, die eine Viertel Stunde brauchen, um ein Stück Fleisch oder eine Kelle Suppe auf den eigenen Teller zu bringen.
Auch das Unverständniss über jene Gäste, die beim reinen Anblick des Buffets in helle Verzückung ausbrechen und meinen dieses Ihrer Umwelt lauthals kundtun zu müssen, dabei aber vergessen, das andere auch Hunger haben. Das ganze hält sich dann aber doch in Grenzen, denn das geschieht ja hinter einem.
Da fragt man sich, was diese Zeitgenossen so sonst zu Hause essen.
Solche Gäste dann „links“ zu überholen, schickt sich gar nicht, wird von mir , in den seltenen Fällen, nur wenn ich einen schlechten Start hatte, gern in Anspruch genommen.
Ein weiterer Vorteil einer der ersten zu sein ist, man ist ganz schnell wieder an seinem Platz und kann mit dem Verzehr beginnen.
Nun die Reihenfolge in der die Dinge, die man ergattern konnte, gegessen werden sollten.
Erstmal heißt es Platz schaffen auf dem Teller, damit man überhaupt schneiden kann.
Dabei sollte man sich einen flüchtigen Überblick über seine Beute verschaffen.
Dann sollten warme Fischgerichte zuerst verzehrt werden, da deren Geschmack sich schnell an alle anderen Sorten überträgt.
Man will ja später noch den Rindsbraten oder die Schweinemedallions, oder beides, ohne Fischgeschmack genießen.
Kalte Gerichte schiebt man an die Aussenseite des Tellers, wenn da nicht schon der „Klacks“ Salat oder die Knoblauchsoße untergebracht ist.
Dann kommt das Fleisch dran.
Hierbei sind alle Kombinationen erlaubt. Hier kann auch die Knoblauchsoße, die eigentlich für die „Gambas“ oder Garnelen gedacht war, zum Einsatz kommen.
Ganz zu Schluß, kommen die kalten Gerichte zum Verzehr.
Dazu trinke man Bier, oder für die anderen „Aqau-Minerale“. Niemals Wein.
Wein ist die falscheste Wahl. Bei dem Sammelsurium , von Speisen die man hier auf dem Teller hat, könnte man nie sagen: Dazu passt ein „Rose „Blühende Auslauf der Mosel“, ein Weißwein, wie der „Rüdesheimer Nierentritt, oder ein Rotwein, wie die „Verschleierte Rotschlampe“ . Bier passt immer.
Sollte sich etwas auf den Teller verirrt haben, das man weder identifizieren kann noch, das es irgendeinen Eigengeschmack besäße, knabbert man entweder an einem frittiertem Blumenkohl oder an der Serviette. Beides hat denselben Geschmack.
Nimm es wieder mit, auf dem zweiten Gang zum Buffet, frage, wo das gebrauchte Geschirr hinkommt und entsorge Teller und frittierter Blumenkohl.
Mit frischem Teller zu neuen Taten. Jetzt erst sieht man, denn die meisten sitzen jetzt am Platz und mümmeln ihr Gesammeltes, welches Chaos diese ungehobelte Meute hinterlassen hat. Man bemerkt, das sich sogar einige Gäste, an den gekonnten Dekorationen der Gerichte, (Coktailkirschen, Ananas ect. ) zu schaffen gemacht haben, bis du Dich erinnerst, das auch Du 7 Coktailkirschen, von der Käseplatte entwendet hast, ohne den Käse mit zu nehmen.
Sei`s drum, wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Aber traurig sieht das Ganze jetzt schon aus. Der Salat zerfelddert, die Eierplatte entleert und bekleckert, die Garneelenplatte samt Unterlage liegt auf der Bratenplatte…….
Jetzt erst wende Dich den „gesunden „ Speisen zu.
Das Gemüse ist bestimmt noch warm, auch der Salat hat wenig gelitten, vom Braten ist vielleicht noch das Endstück da…….
Krönender Abschluß und Entschuldigung, ist ein Stück Käse, mit einer Weintraube drauf. Dazu evtl. ein klitzekleines Stück Brot und ganz wenig Butter.
Wenn man nach seiner Heimkehr zum Tisch, gefragt wird, (Die meisten haben nicht gemerkt, das man ganz vorn mit dabei war), warum man so „gesunde“ Dinge auf seinem Teller habe, sage man, man würde nach 20.00 Uhr nur noch sehr wenig zu sich nehmen, zudem sei man in einer Diät, die man nicht gefährden wolle.
Beim nächsten Kontakt mit den Gastgebern, lobe man das hervorragende und schmackhafte Buffet und lobe diejenigen, die das ganze zubereitet haben.
Es ist eigentlich ganz leicht, sich gut zu benehmen, unauffällig seinen Magen zu stopfen und trotzdem ein guter Gast zu sein.
Ich muss demnächst wieder zu einer Feier mit Buffet und überlege ob ich diese Gedanken, vorher oder nachher oder unter Psoidoneum zu veröffentlichen, denn ich möchte ja wieder ans „Kalte oder Warme Buffet = KoWB“.
Henning Lahmann 29.1.2010
Das ist ja aan echter Knigge aus Paane!