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Des Glückes Schmiedekunst

Des Glückes Schmiedekunst

Wann war ich glücklich – was macht mich überhaupt glücklich? Dieser Beitrag von Christian Maiwald brachte mich zum Nachdenken darüber:
http://www.myheimat.de/meitingen/gedanken/sind-sie...

Bin ich jetzt gerade glücklich, jetzt wo ich diesen Beitrag schreibe?
Einerseits genieße ich es heute so lange im Bett geblieben zu sein wie ich wollte und dann die Ruhe fand diesen Text zu schreiben – aber ich tue es ohne meine Frau, ohne daß einer unserer Katzen dabei ist und weil der graue, regnerische Himmel mir die Gelegenheit dazu gibt. Ich empfange endlich wieder HotBird und damit DELUXE, meinen Lieblings-Musiksender. Sonntag morgens wird auch Klassik gespielt – hinterlegt mit wunderschönen Bildern. Und so genieße ich Beethovens Sonate für Klarinette Nr. 14 unter meiner warmen Decke, in meiner kleinen Butze in Frankreich – und bin glücklich, wenngleich das Glück auch nicht vollkommen scheint.
Vor ein paar Tagen stand ich am Rheinübergang und wartete auf die Fähre. Es war Spätnachmittag, warm, und die Somme verbreitete eine wunderbare Abendstimmung, passend dazu klassische Musik aus dem Autoradio. Zwei Schwäne erhoben sich aus dem Wasser und flogen nahe des Ufers nebeneinander so tief daß ihre Flügelspitzen das Wasser zu berühren schienen in das Sonnenlicht hinein. Auf der Fähre stand ich ganz vorn, vor mir nur eine dünne Schranke und die Rampe, davor der Fluß, das sich leicht kräuselnde Wasser. Das Grummeln der Dieselmotoren wurde lauter, wir drifteten seitlich vom Anleger weg während ein aus zwei Ladeelementen bestehender, schier endlos lang scheinendes Containerschiff unseren Kurs kreuzte. Mit unnachahmlicher Lässigkeit steuerte uns der französische Steuermann der „Drusus“ nur knapp am Heck des Containerschiffs vorbei sodaß die Fähre leicht in dessen Hecksee schwankte und wie so oft schien es mir eher ein spielerisches Tänzeln denn eine simple Fährfahrt zu sein – auch eine art vo „Frankreich-Gefühl“.

Es ist nebensächlich daß ich eigentlich wegen des Regenwetters im Bett blieb, das vor mir fahrende Auto das letzte der vorhergegangenen Fährfahrt war und ich daher meine Lieblingssendung endgültig verpasste.
Es sind besonders diese Momente die sich einprägen, die ich besonders stark empfinde.
Was aber wenn mich das Regenwetter, die verpasste Überfahrt geärgert hätten? Die Sonnenstrahlen, die Musik, der Schwanenflug, wäre die ganze Stimmung überhaupt zu mir durchgedrungen?
Doch – wenn ich mal zurückdenke, die Tage und Wochen rekapituliere – war das alles? Und ich stelle fest daß ich eigentlich durchgehend ein Glücksgefühl in mir trage das vom aktuellen Tagesgeschehen nur überdeckt wird.
Durch Erfahrungen, Reisen, Kontakt mit anderen Menschen, bewußtes Erleben, Beschäftigung mit Geschichte und Kultur sind Kontraste entstanden die mir zeigen in welch glücklichen Umständen ich lebe – bedingt dadurch eben hier zu leben – etwas was ein Mensch kaum beeinflussen kann; die Förderung die ich erfahren durfte durch Familie und Bekannte, die Fähigkeit Möglichkeiten zu erkennen und wahrzunehmen – und gleichzeitig Grenzen zu kennen, sowohl die eigenen als auch die in der Ethik verborgenen, ungeschriebenen.
Könnte ich das Glück so empfinden ohne lernen zu können und zu dürfen, aber auch bewußt wahrzunehmen und zu akzeptieren?
Eine weitere „Glücksebene“ ist das Erreichte – der Lebensstatus – Familie, Freunde, Beruf, Umfeld. Der Job den ich nun habe verbunden mit der Möglichkeit in einem Umfeld zu leben das ich kennen und schätzen gelernt habe, wobei die Trennung von der Familie nur auf Zeit ist. Das Gefühl wieder „da“ zu sein ist ebenfalls ein Glücksgefühl mit der Verantwortung es möglichst auszubauen und nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen - erst dann kommen die Eingangs beschriebenen intensiven „Glücksmomente“. Der ruhige Moment morgens auf der Fähre auf dem Weg zur Arbeit, das Telefonat mit meiner Frau, das nette Lächeln der Kassiererin im Baumarkt....
Es gibt soviele Momente und Ebenen des Glücks.
Du entdeckst das Glück indem Du aufhörst danach zu suchen, heißt es.
Ich habe zwar inzwischen drei Meisterqualifikationen – als Schmied des eigenen Glücks bin ich allenfalls Geselle.

Und Du?

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17 Kommentare

Sorry, Bärbel - das bezog sich auf ein Zitat von Andreas (5. Kommentar von oben) in dem er den Spruch bez. des "Glückes Schmied" etwas anders dargelegt hat.

Fazit: Glück ist eben ein relativer Begriff , - , was heißen soll, jeder Mensch versteht unter Glück etwas anderes.

> "Wenn Du meinst daß es Menschen gibt die es sich selbst zuschreiben wenn es gut geht - und wenn nicht die Fehler bei anderen suchen, so magst Du in Einzelfällen Recht haben. "Mach Deinen Kram alleine..." ist ganz bestimmt nicht das Credo eines glücklichen Menschen."

Ich sprach auch nicht von diesem Credo, sondern wirklich nur von der Benutzung dieses Sprichwortes - eben meist in Verbindung mit "Warum helfen, wenn doch jeder selbst seines Glückes Schmied ist".
Und ja, ich finde das auch immer abfällig - aber den Betroffenen gegenüber.

> "Jeder muß selber lernen und seine Erfahrungen selber sammeln, auch beim Glück. Ich kann anderen nicht anlasten solche Glücksmomente nicht zu erkennen und zu genießen. Daher ist dieser Spruch völlig richtig und neutral."

Sooo gesehen hast du recht.

> "Gerade in ärmeren Ländern wie Afghanistan und auch Frz.Guyana habe ich erkannt daß diese weitaus ärmeren Menschen glücklicher wirken als wir Mitteleuropäer obwohl ihnen vielfach das Meiste von dem fehlt was wir als untersten Lebensstandard ansehen denn sie haben völlig andere Wertmaßstäbe"

Nicht unwahr.

Ansonsten stimmte ich ja zu und meinte:
Glücksmomente ist das Stichwort.
Es ist ein herausragender Moment.
Davon wurden ein paar erwähnt.

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