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Der Gastarbeiter

Dies ist mein Beitrag zur Intergrationsdebatte. Diese Geschichte hat sich wirklich sinngemäß so zugetragen.

Vor Jahren entschloß er sich in ein anderes Land zu gehen. Dort konnte er mehr Geld verdienen, aber seine Familie sah er jetzt nur noch selten. Er machte sich also auf den Weg, das Notwendigste dabei, denn er wohnte erst einmal in einer Gemeinschaftsunterkunft in der Stadt, von wo er jeden Morgen mit der Fahrrad zur Arbeit fuhr.
Verständigen konnte er sich nur schwer, nur in der Unterkunft wurde auch Englisch gesprochen – er hatte diese Sprache lernen können. Viele Einheimische jedoch verstanden ihn kaum, und so gestalteten sich die einfachsten Dinge am Anfang oft sehr schwierig. Viele Dinge im Supermarkt sahen anders aus, es gab viele Dinge die er so nicht gekannt hatte.
Er arbeitete in einem großen Unternehmen mit einer Gruppe von Landsleuten zusammen. Die meisten von ihnen waren auf Zeit dort; kaum einer wußte genau wie lange man ihn brauchen würde.
Nur einer von ihnen hatte seine ganze Familie mitgebracht; die Kinder gingen dort zur Schule und lebten sich ein, sie lernten die Sprache schneller als die Eltern. Zwei andere hatten ihre Frauen mitgebracht, ein weiterer dort inzwischen geheiratet.
Die Familien lebten ziemlich für sich, die Alleinstehenden fast alle am selben Ort, dicht beisammen. Einer hatte sich ein Wohnmobil gekauft und lebte nur für die Heimfahrten. Sie besuchten gemeinsam die örtlichen Feste, gingen in dieselbe Kneipe. Dort sprach man ihre Muttersprache. Dort feierten sie ihre traditionellen Feste und benahmen sich manchmal auch wie Zuhause. Der Wirt bekam dann eine Entschädigung und alles war wieder gut.
Auf der Arbeit hatten sie eigene Container die am äussersten Rand des Werksgelände standen. Ihr Capo hatte bei den Einheimischen nicht viel zu sagen. Es waren auch andere Nationalitäten dort, aber man arbeitete nebeneinander, nicht zusammen, jeder hatte seine Aufgabe, seinen Bereich, Gründe um über die „anderer“ zu lästern gab es immer.

Er ging seinen eigenen Weg, begann die Sprache zu lernen, doch er war bereits Mitte 40, es war nicht leicht. Am Wochenende setzte er sich auf sein Fahrrad und begann die Stadt und die Umgebung zu erkunden. Er begann die Gegend zu mögen, machte sich mit Sitten und Gebräuchen vertraut so gut es ging. Den meisten seiner Kollegen war das egal, sie waren zum Geld verdienen hergekommen und sie ließen ihn spüren daß er nicht so war wie sie.
Zum Einkaufen brauchte man die Sprache nicht unbedingt können, für die komplizierteren Dinge hatten sie eine Übersetzerin. Nach Feierabend gingen sie in ihre Unterkunft, Kontakte zu Einheimischen gab es kaum. Einige kannten kaum mehr als die Straße in der sie wohnten und den Weg zur Arbeit und zum Einkaufen, manche machten aus ihrer Abneigung gegen die Einheimischen keinen Hehl, sie mochten die Sprache, die Kultur und die Gewohnheiten nicht. Und wenn sie gingen dann gingen sie so wie sie gekommen waren, nur mit mehr Geld in der Tasche.

Er suchte sich eine andere Unterkunft, auf der anderen Seite des Werks in einem kleinen Dorf. Dort hatte er auch einen kleinen Garten den er in der freien Zeit pflegen konnte. Er wußte daß es schon lange gegenseitige Abneigungen gegeben hatte und so war er sehr erstaunt daß einige Nachbarn sogar Kontakt zu ihm suchten obwohl er erst wenige Worte der fremden Sprache gelernt hatte. Je länger er dort lebte desdo mehr Unterschiede fielen ihm auf; Dinge, über die er sich vorher nie Gedanken gemacht hatte, und so trat er auch in das eine oder andere Fettnäpfchen, doch man nahm ihm das nicht sehr übel, er war ja nicht von dort. Und sie halfen ihm diese fremde Kultur ein wenig kennenzulernen, nahmen ihn mit, luden ihn manchmal ein. Öffnen dafür mußte er sich selber, und je mehr er an sich heranließ desdo leichter wurde es für ihn und er begann Kontraste zu erkennen zwischen dem Hier und dem Dort und damit etwas von dem zu begreifen warum die Dinge so sind wie sie sind.
Wenn er mit dem Rad von der Arbeit kam und die Hauptstraße entlang fuhr saß oft ein alter Mann dort auf dem Gehweg vor seinem Haus. Er grüßte im Vorbeifahren, der alte Mann grüßte zurück. Sie würden sich wohl nie kennenlernen, und doch waren sie irgendwie miteinander verbunden, als Menschen.

Er war hin und her gerissen, wollte wieder zu seiner Familie, wollte in diesem anderen Land bleiben das für ihn eine Heimat zu werden begann.

Irgendwann war seine Zeit vorüber, er mußte wieder heim. Er konnte die Sprache immer noch nicht gut, und vielleicht deshalb gab ihn niemand anders dort Arbeit.

Seine Nachbarn schenkten ihm sogar etwas zum Abschied; er ließ dafür ein Stück seines Herzens zurück als er ging.

Vielleicht würde er wiederkommen.

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18 Kommentare

Richtig, Rücksicht auf Sitten und Gebräuche und manchmal viel, viel Geduld, ohne Aufgabe der eigenen Identität. Man soll nie seine eigene Identität und Persönlichkeit aufgeben. Deshalb wird man ja als Deutscher auch gerne geholt und akzeptiert.

Der größte Schock tritt wohl bei denen ein die mit der Erwartung ankommen das alles so laufen würde wie zuhause. Und sich da mit der anderen, fremden Mentalität anzufreunden ist für jeden nicht einfach.
Ich denke nur an die Situation "Warenhauskasse" in Frankreich. Dort sind manche Deutsche stark infarktgefährdet. Also - gehe nie einkaufen wenn Du es eilig hast.
Lernen oder scheitern.

Mit ein bisschen gutem Willen kann jeder Westeuropäer in ein Nachbarland auswandern, ohne dass es ein Desaster wird. Ehrlich gesagt sehe ich nicht, wo es hier überhaupt ein ernsthaftes Problem geben könnte. Selbst in der Schweiz, wo die Deutschen inzwischen eher unbeliebt sind, kann man sich auf die lokalen Gegebenheiten gut einstellen und entsprechend anpassen ohne seine Identität zu verlieren. Ähnliches kann ich über Andalusien berichten, über Barcelona und Südengland.
Es liegt bei einem selbst, die Bewohner des fremden Landes geben einem immer eine Chance. Das ist meine Erfahrung.

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