Auf den Spuren der "Few of the Many" - Das Battle of Britain Memorial bei Folkestone
Ich habe oft daran gedacht dies Memorial einmal zu besuchen – jetzt war es soweit!
Gesehen habe ich das Battle of Britain Memorial zuerst 1999 vom Motorsegler aus – von Mönchengladbach aus kommend überflogen wir mit zwei Maschinen die französische Kanalküste, und mit dem Blick auf die White Cliffs of Dover mußte ich unwillkürlich daran denken daß so viele deutsche Piloten einige Jahrzehnte vorher dasselben Panorama vor Augen hatten – allerdings kamen sie nicht wie wir zu einem Freundschaftsbesuch sondern mit dem Lied „Bomben auf Engeland“ auf den Lippen und traten damit die Luftschlacht um England los nachdem sie vorher schon Warschau und Rotterdam in Schutt und Asche gelegt hatten.
Wir flogen von Dover aus Richtung Folkestone an der Kreideküste entlang, das Memorial ist aus der Luft kaum zu übersehen
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, flogen eine Ehrenrunde und setzten unseren Flug nach Leshenden/Headcorn fort.
Es ist die überdimensionale Nachbildung eines Hurricane-Propellers auf dessen Nabe eine lebensgroße, steinerne Pilotenfigur sitzt und gen Frankreich schaut, in die Richtung aus der die Bomberströme aus Heinkel111, Ju88, Do17 und Ju87 (Stuka) mit ihrem Jagdschutz, bestehend aus der Me109 und der zweimotorigen Me110 herannahten – letztere benötigte jedoch selbst Jagdschutz.
Die Pilotenfigur symbolisiert „The Few of the Many“ die, oft noch zu jung zum Wählen unter Einsatz ihres Lebens ihr Land gegen die übermächtige deutsche Luftwaffe verteidigen mußten – und Leben oder Gesundheit oft, zu oft verloren.
Nicht wenige wurden am Fallschirm hängend von deutschen Piloten erschossen – was damals noch nicht von der Genfer Konvention verboten war – mit der Begründung daß Piloten die über eigenem Territorium abspringen schließlich weiterkämpfen könnten. Dies haben später deutsche Piloten selbst bitter büßen müssen...
Viele Namen stehen am Rande des Memorials auf einer mehrteiligen schwarzen Granittafel. Es sind diejenigen die Görings vollmundige Ankündigung innerhalb kürzester Zeit die Luftherrschaft über England zu erringen (allein aufgrund der mangelhaften Performance der deutschen Flugzeuge eher Wunschdenken) und damit die wesentliche Voraussetzung für die „Operation Seelöwe“, die geplante Invasion Englands vom Tisch fegten.
Die Luftschlacht dauerte britischen Historikern zufolge vom 10. Juli bis zum 31. Oktober 1940; in diesem Zeitraum wurden vorwiegend Flugplätze, Flugzeugfabriken, Hafenanlagen und Radarstationen angegriffen. Bis zum Mai 1941 folgte dann der sog. „Blitz“ - die Bombardierung der britischen Städte, hauptsächlich London und die Industriestädte in Mittelengland (Coventry...) und Südosten (u.a. Portsmouth).
Neben dem Informationspavillon stehen zwei hervorragend gearbeitete 1:1 Replika der beiden bedeutendsten britischen Jagdflugzeuge die zum Symbol der Battle of Britain wurden:
Die Hawker Hurricane, älter und langsamer als ihre berühmte Schwester, erster Eindecker-Jäger der RAF und noch stoffbespannt und daher schnell zu reparieren. Ihr kommen die meisten Abschüsse deutscher Flugzeuge zu.
Die Supermarine Spitfire war mit ihren markanten elypsenförmigen Tragflächen das m.E. schönste Flugzeug dieser Zeit (vom ästhetischen Standpunkt her) war der einzige Standardjäger der RAF und wurde ständig verbessert und auch noch lange nach dem Krieg geflogen (u.a. von den Ägyptern die gegen israelische ME109-Nachbauten kämpften!).
Die hier gezeigte MK I hatte noch Schwächen, die späteren Versionen konnten es mit der ME109 jedoch problemlos aufnehmen.
Piloten / Einheit oder Herkunft/ im Kampf gefallen:
1822 RAF & Commenwealth 339
56 Marine-Luftwaffe 9
21 Australier 14
73 Neuseeländer 11
88 Kanadier 20
21 Südafrikaner 9
2 Süd-Rhodesier 0
8 Iren 0
7 Amerikaner 1
141 Polen 29
86 Tschechen 8
26 Belgier 6
13 Freie Franzosen 0
1 Israeli 0
Verluste auf deutscher Seite:
Bomberbesatzungen 1176
Stukabesatzungen 85
Schlachtflieger 212
Jagdflieger 171
Vermißte und totgeglaubte Besatzungen 1445
„Nie zuvor in der Geschichte des kriegerischen Konflikts verdankten so viele so wenigen so viel“
Winston Churchill
Wer Umgangsenglisch lesen kann:
http://en.wikipedia.org/wiki/Forgotten_Voices_of_t...
ein sehr beeindruckendes Buch voller Augenzeugenberichte..
Ja, Edgard, persönliche Erfahrungen sind immer am besten! In dem Zusammenhang fällt auch mir wieder das 'Imperial War Museum' in London ein. Dort steht in der Eingangshalle eine deutsche Original-"Vergeltungswaffe". Als ich sie mir ansah, trat einer dieser (in unserer Vorstellung) typischen älteren englischen Herren dazu und sagte zu mir (natürlich auf Englisch): "Damit haben die auf uns geschossen!" Ich wollte nicht unhöflich sein und formulierte deshalb neutral: "Wirklich? Haben die das wirklich gemacht?" Da sagte er: "Naja, das können Sie nicht wissen, das haben Sie nicht mehr miterlebt. Dazu sind Sie noch zu jung!"