Ängstlichkeit - an Multiple Sklerose erkrankt - Freunde verloren
Als Kind bin ich fast immer ängstlich, still, zurückhaltend und mutlos gewesen. Was ich heute unter anderem der strengen Erziehung meines Vaters zu schreibe.
Wie es wohl auch heute noch in den Schulen und auf den Straßen ist: weil ich so still und ängstlich war, wurde viel an mir herumgehänselt, gezogen und geschlagen.
Nach meiner Lehre, mitte der 50er des vorigen Jahrhundert, änderte sich dieser Zustand des unterdrückt werdens. Unter anderem auch, weil mein Vater in dieser Zeit starb. Ich fand unter den Junggesellen des Dorfes einige Freunde, mit denen ich so allerhand verrücktes und tolles unternehmen konnte.
Wir trafen uns oft in einer der vielen Gastwirtschaften die wir damals noch im Dorf hatten.
Viele hatten ihr erstes Geld verdient, und das konnten wir beim Skat spielen, Flippern usw. ausgeben. Dazu tranken wir natürlich so einige Bierchen nach dem andern. Es kam des öfteren vor, daß wir noch spät und lärmend durch das - damals ziemlich dunkle - Dorf gezogen sind.
Natürlich haben wir nicht nur "gesoffen", da ich damals einer der Ersten war der ein Auto hatte, sind wir auch in Discos gefahren, oder in die Stadt zum Kino.
Während all diesem lustigen Treiben, traf mich plötzlich der Blitz aus heiterem Himmel ! Innerhalb von Minuten wurde ich auf dem linken Auge blind. Zusammenfassend: ich habe dreizehn Wochen in Göttingen im Krankenhaus gelegen, wo man nach mehreren Untersuchungen feststellte das ich Multiple Sklerose habe.
Nun - es hat mich danach noch nicht umgeschmissen, als die Ärzte mir sagten, ich dürfe keinen Alkohol mehr trinken. Nur, als ich dann wieder zu Haus war, mußte ich den Freunden sagen, das ich mit Alkohol Enthaltsamkeit üben muß. Aus Sicherheit bin ich nicht mehr zum Schützenfest gegangen, und die Gastwirtschaften habe ich nach und nach auch nicht mehr besucht.
Es war nicht ganz einfach für mich geworden - eine Zeit lang zog ich mich immer mehr zurück.
Ich wurde erst wieder zufrieden und glücklich, als ich Ende 1969 ein süßes, liebevolles Mädchen mit Namen Bärbel getroffen hatte !
Mit ihr zusammen habe ich - besonders in den ersten Jahren - eine wunderschöne Zeit erlebt! Wir haben uns ein Haus gebaut, Bäume gepflanzt, und zwei süße Mädchen groß gezogen. So haben wir die drei Dinge im Leben getan, die ein Mensch machen sollte.
Inzwischen habe ich vielleicht so etwas wie neue Freunde gefunden - über das Medium Internet bei "myheimat" !?
Hallo Adolf...
Wer nicht mit den Wölfen heult.... der ist schnell außen vor!
Das habe ich in meinem Leben auch oft genug erfahren.
Gerade, bei einer Erkrankung, die eine Lebensumstellung erfordert,
erkennst Du auch sehr bald: Freunde sind nicht gleich Freunde!!!
Auch ich habe mich sehr oft völlig zurückgezogen...
und doch: Das Leben ist doch viel zu schön!
Zwei meiner besten Freundinnen, wir 30 und über 50 Jahre befreundet,
haben in schweren Zeiten immer zu mir gestanden.
Auch wenn ich manchmal ungerecht und unleidlich wurde.
Da gab es auch schon mal den berühmten Tritt in den A....!
Leider habe ich beide nicht mehr.... innerhalb kurzer Zeit verstarben beide.
Jetzt lässt mich meine Familie, meine Enkelkinder vor allen Dingen,
wieder mit beginnender Freude am Leben teilhaben....
Alles hat seine Zeit. Es gibt die Zeit der Freude, eine Zeit der Stille,
eine Zeit des Schmerzes, der Trauer und eine Zeit der dankbaren Erinnerung.
Genieße jeden Tag, denn er bringt immer wieder Neues und Schönes für uns!
LG Gisela