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SPD-MdB lehnt Papst-Rede im Bundestag strikt ab

Neben anderen Abgeordneten hat sich der SPD-MdB Rolf Schwanitz strikt gegen ein Rederecht eines religiösen Oberhaupts im deutschen Bundestag ausgesprochen.
Ausdrücklich lehnt Schwanitz in einem offenen Brief aber auch die Rede des katholischen Oberhaupts in einem demokratischen Parlament ab.
Hier der Wortlaut des Briefes:

"BERLIN. (hpd) Die Rede des Papstes im Bundestag wird von einer ganzen Anzahl von Bundestagsabgeordneten nicht widerspruchslos hingenommen. Rolf Schwanitz, MdB der SPD, Staatsminister und Staatssekretär a. D., hat dazu heute eine Erklärung veröffentlicht.

Erklärung des SPD-Bundestagsabgeordneten Rolf Schwanitz zur Rede des Papstes im Deutschen Bundestag

Ich lehne die dem Papst eröffnete Möglichkeit einer Rede vor dem Deutschen Bundestag ab und werde mich an diesem Ereignis nicht beteiligen. Dafür gibt es für mich folgende Gründe:

Ich halte es für falsch, ein religiöses Oberhaupt im Parlament reden zu lassen.

Artikel 4 Abs. 1 Grundgesetz garantiert die Glaubensfreiheit in Deutschland. Unabdingbare Folge dieser Glaubensfreiheit ist der Grundsatz staatlicher Neutralität gegenüber den unterschiedlichen Weltanschauungen und Religionen. Demgemäß hat der Staat eine Identifikation mit bestimmten Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaften zu vermeiden, ja zu unterlassen. Das muss für den Deutschen Bundestag als konstitutiven Ort des demokratischen Staates in ganz besonderer Art und Weise gelten.

Die Rede des Papstes im Plenarsaal des Deutschen Bundestages ist mit dem Grundsatz der religiösen Neutralität des Staates unvereinbar. Der Plenarsaal des Deutschen Bundestages wird hier als schmückendes Beiwerk und als medialer Verstärker für die geistliche Rede des Oberhaupts der katholischen Kirche missbraucht. Das ist ebenso falsch wie unangemessen. Der Deutsche Bundestag ist weder ein Ort der religiösen Missionierung noch eine Kirche. Er darf auch nicht zu einem solchen Ort gemacht werden.

Ich halte es für falsch, dieses religiöse Oberhaupt im Parlament reden zu lassen.

Mit dem Papst tritt zum ersten Mal ein Gast an das Rednerpult des Deutschen Bundestages, der die Mehrheit der Deutschen für verdammungswürdig hält. Nach den für unfehlbar gehaltenen Glaubenssätzen der katholischen Kirche sind davon all jene Menschen betroffen, die diesem Glauben wissentlich nicht folgen wollen. Mehr als zwei Drittel der Deutschen werden so, weil sie sich in Freiheit gegen den katholischen Glauben entschieden haben, vom Papst und der von ihm vertretenen katholischen Glaubenslehre stigmatisiert. Auch deshalb ist die Rede des Papstes vor dem deutschen Parlament unangebracht.

Die vom Papst gepflegte Organisations- und Staatspraxis ist mit dem politischen Selbstverständnis des Deutschen Bundestages unvereinbar. Der Papst ist sowohl in seiner Kirche als auch im Staatsgebiet des Vatikans der letzte absolute Monarch in Europa. Er praktiziert mit der Vereinigung der drei Staatsgewalten Legislative, Exekutive und Judikative eine absolutistische Herrschaftsform, die mit der Demokratie unvereinbar ist.

Die päpstliche Charakterisierung der Freiheit des Einzelnen und des Pluralismus in der modernen, offenen Gesellschaft als „Diktatur des Relativismus“ weise ich entschieden zurück. Ich sehe darin eine noch immer unzureichende Orientierung des Vatikans auf die Demokratie und eine Verneinung des universellen Charakters der Menschenrechte. Ich bin dem gegenüber der Auffassung, dass die Menschenrechte zum unveräußerlichen Besitz eines jeden Menschen gehören. Sie sind Ausdruck und Garantie der unantastbaren Menschenwürde und bilden deshalb die Grundlage einer vernünftigen Staats- und Weltordnung. Sie bedürfen weder einer religiösen Fundierung noch Legitimation.

Ausdrücklich wende ich mich auch gegen die vom Papst und von der katholischen Kirche verbreiteten Auffassungen zu Fragen der Frauenrechte, der sexuellen Orientierung der Menschen und zur Empfängnisverhütung. Ich halte diese Auffassungen für ebenso dogmatisch wie reaktionär. Der Papst trägt als Oberhaupt der katholischen Kirche durch die Verbreitung dieser Dogmen erhebliche Verantwortung und Mitschuld an der Unterdrückung, Ausbeutung und Stigmatisierung von Millionen von Menschen sowie an der bisher global nicht gestoppten Ausbreitung der AIDS-Epidemie. Auch deshalb lehne ich eine Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag ab.

Rolf Schwanitz

http://hpd.de/node/11943

Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte den Papst schon seit Jahren in den Bundestag eingeladen und freue sich, dass der Papst dieser Einladung gefolgt sei.

Der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, kritisierte hingegen die geplante Rede des Papstes vor dem Bundestag. So sei es für ihn unverständlich, dass sich die römisch-katholische Kirche nicht nur als Kirche, sondern auch als Staat begreife. „Unser Verständnis des Amtes und der Kirche unterscheidet sich doch sehr von dem der Katholiken […] Die Kirche als staatliches Organ – das geht gegen unser Bekenntnis.“

Nach vorliegenden Informationen will die SPD-Fraktionsführung mit der Einladung von ehemaligen Abgeordneten die Parlamentarierreihen auffüllen, um den Eindruck des sichtbaren Protestes zu vermeiden. Um den Bedarf zu ermitteln, habe SPD-Fraktionsgeschäftsführer Christian Lange am Donnerstag eine verbindliche schriftliche Anwesenheitsumfrage unter den aktiven SPD-Parlamentariern gestartet.

Verärgerung gab es auch über das Verbot einer Anti-Papst-Demonstration am Brandenburger Tor in Berlin. "Einschränkungen der Demonstrationsfreiheit während des Papstbesuchs sind nicht hinnehmbar", beklagten die Parteichefin der Grünen, Claudia Roth und Volker Beck am Donnerstag. Kritik müsse in einer Demokratie formuliert und auch gehört werden können. Das gelte auch für ein Religionsoberhaupt. "Einen Kniefall der Behörden vor dem Papst darf es nicht geben", mahnten die Grünen-Politiker.

Die Berliner Polizei hatte zuvor mitgeteilt, dass eine geplante Demonstration gegen den Papstbesuch am 22. September nicht am Brandenburger Tor beginnen darf. Genehmigt wurde ein anderer Startpunkt. Die Versammlungsbehörde berief sich auf "Kapazitäts- und Sicherheitsgründe". Der Papst will zur gleichen Zeit unweit vom Brandenburger Tor im Bundestag eine Rede halten.

Nach einem Bericht der Neuen Ruhr Zeitung unter Berufung auf katholische Kirchenkreise wendet die Kirche für den Besuch des Papstes etwa 25 Millionen Euro auf. Hinzu kommen Kosten, die die Länder tragen. Berlin und Thüringen haben hierzu jedoch keine Angaben gemacht. Das Land Baden-Württemberg hat fünf Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen und weitere 300.000 Euro für Sanitäts- und Rettungspersonal bereitgestellt. Die Stadt Freiburg hat 300.000 Euro für zusätzliche Aufwendungen zum Papstbesuch eingeplant. Der Humanistische Pressedienst schätzt die von den Ländern insgesamt getragenen Kosten auf 20 Millionen Euro.

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17 Kommentare

ja hans-werner, sorry, manchmal verschluckt die maschine worte. es nuss heissen
"ïch HABE kaum intelligentere worte gehört...." in bezug auf "Mehrheit" . Wahrscheinlich hast du vergessen, was er zu "Mehrheit : sagte. ich stelle die rede mal hier rein.

hier die Rede zum Nachlesen. Und merkt auf in bezug auf den "Mehrheitsgedanken". Er ist mehr als logisch. Die Mehrheit ist es eben nicht, die immer Recht hat. Allein die Wortwahl, er " möchte einige Gedanken vorlegen.." stellt so manchen Parlamentarier in den Schatten.

Ich möchte euch auch auffordern, euch Gedanken zu machen darüber, wie sich die Geschichte der Menschen entwickelt, wenn diese andere Wege gehen wollen als Gott ihnen eigentlich vorgab: das Volk der Juden hatte keinen "König" über sich enthronisieren sollen; und ER sagte: ...nicht so wie die Völker! Aber sie haben so lange gebettelt, bis sie durften und ER hat ihnen ausgelegt, was konsequenterweise geschehen wird. Nun sind wir seid dem NT ja die Weiterentwicklung, seit die Frau sagte zu Christus "....aber selbst die jungen Hunde nehmen die Brosamen unter dem Tisch ihrer jungen Herren....", denn wir aus den Völkern haben ja dann geglaubt.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!
Herr Bundestagspräsident!
Frau Bundeskanzlerin!
Herr Bundesratspräsident!

Meine Damen und Herren Abgeordnete!

Es ist mir Ehre und Freude, vor diesem Hohen Haus zu sprechen – vor dem Parlament meines deutschen Vaterlandes, das als demokratisch gewählte Volksvertretung hier zusammenkommt, um zum Wohl der Bundesrepublik Deutschland zu arbeiten. Dem Herrn Bundestagspräsidenten möchte ich für seine Einladung zu dieser Rede ebenso danken wie für die freundlichen Worte der Begrüßung und Wertschätzung, mit denen er mich empfangen hat. In dieser Stunde wende ich mich an Sie, verehrte Damen und Herren – gewiß auch als Landsmann, der sich lebenslang seiner Herkunft verbunden weiß und die Geschicke der deutschen Heimat mit Anteilnahme verfolgt.

Aber die Einladung zu dieser Rede gilt mir als Papst, als Bischof von Rom, der die oberste Verantwortung für die katholische Christenheit trägt. Sie anerkennen damit die Rolle, die dem Heiligen Stuhl als Partner innerhalb der Völker- und Staatengemeinschaft zukommt. Von dieser meiner internationalen Verantwortung her möchte ich Ihnen einige Gedanken über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaats vorlegen.
Lassen Sie mich meine Überlegungen über die Grundlagen des Rechts mit einer kleinen Geschichte aus der Heiligen Schrift beginnen. Im ersten Buch der Könige wird erzählt, daß Gott dem jungen König Salomon bei seiner Thronbesteigung eine Bitte freistellte. Was wird sich der junge Herrscher in diesem wichtigen Augenblick erbitten? Erfolg – Reichtum – langes Leben – Vernichtung der Feinde? Nicht um diese Dinge bittet er. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“. Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muß. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein. Die Politik muß Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen. Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, der ihm überhaupt die Möglichkeit politischer Gestaltung eröffnet. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit. „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der heilige Augustinus einmal gesagt.1 Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, daß diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind. Wir haben erlebt, daß Macht von Recht getrennt wurde, daß Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und daß der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte. Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren.
Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen. Wie erkennen wir, was recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden? Die salomonische Bitte bleibt die entscheidende Frage, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen. In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber daß in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muß sich bei der Rechtsbildung die Kriterien seiner Orientierung suchen. Im 3. Jahrhundert hat der große Theologe Origenes den Widerstand der Christen gegen bestimmte geltende Rechtsordnungen so begründet: „Wenn jemand sich bei den Skythen befände, die gottlose Gesetze haben, und gezwungen wäre, bei ihnen zu leben …, dann würde er wohl sehr vernünftig handeln, wenn er im Namen des Gesetzes der Wahrheit, das bei den Skythen ja Gesetzwidrigkeit ist, zusammen mit Gleichgesinnten auch entgegen der bei jenen bestehenden Ordnung Vereinigungen bilden würde …“
Von dieser Überzeugung her haben die Widerstandskämpfer gegen das Naziregime und gegen andere totalitäre Regime gehandelt und so dem Recht und der Menschheit als ganzer einen Dienst erwiesen. Für diese Menschen war es unbestreitbar evident, daß geltendes Recht in Wirklichkeit Unrecht war. Aber bei den Entscheidungen eines demokratischen Politikers ist die Frage, was nun dem Gesetz der Wahrheit entspreche, was wahrhaft recht sei und Gesetz werden könne, nicht ebenso evident. Was in bezug auf die grundlegenden anthropologischen Fragen das Rechte ist und geltendes Recht werden kann, liegt heute keineswegs einfach zutage!!!!
Die Frage, wie man das wahrhaft Rechte erkennen und so der Gerechtigkeit in der Gesetzgebung dienen kann, war nie einfach zu beantworten, und sie ist heute in der Fülle unseres Wissens und unseres Könnens noch sehr viel schwieriger geworden. Wie erkennt man, was recht ist? In der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarungsrecht, eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen – auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt. Die christlichen Theologen haben sich damit einer philosophischen und juristischen Bewegung angeschlossen, die sich seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gebildet hatte. In der ersten Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts kam es zu einer Begegnung zwischen dem von stoischen Philosophen entwickelten sozialen Naturrecht und verantwortlichen Lehrern des römischen Rechts.
In dieser Berührung ist die abendländische Rechtskultur geboren worden, die für die Rechtskultur der Menschheit von entscheidender Bedeutung war und ist. Von dieser vorchristlichen Verbindung von Recht und Philosophie geht der Weg über das christliche Mittelalter in die Rechtsentfaltung der Aufklärungszeit bis hin zur Erklärung der Menschenrechte und bis zu unserem deutschen Grundgesetz, mit dem sich unser Volk 1949 zu den „unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“ bekannt hat.
Für die Entwicklung des Rechts und für die Entwicklung der Humanität war es entscheidend, daß sich die christlichen Theologen gegen das vom Götterglauben geforderte religiöse Recht auf die Seite der Philosophie gestellt, Vernunft und Natur in ihrem Zueinander als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt haben. Diesen Entscheid hatte schon Paulus im Brief an die Römer vollzogen, wenn er sagt: „Wenn Heiden, die das Gesetz (die Tora Israels) nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie… sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, daß ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab…“.
Hier erscheinen die beiden Grundbegriffe Natur und Gewissen, wobei Gewissen nichts anderes ist als das hörende Herz Salomons, als die der Sprache des Seins geöffnete Vernunft. Wenn damit bis in die Zeit der Aufklärung, der Menschenrechtserklärung nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Gestaltung unseres Grundgesetzes die Frage nach den Grundlagen der Gesetzgebung geklärt schien, so hat sich im letzten halben Jahrhundert eine dramatischeVeränderung der Situation zugetragen. Der Gedanke des Naturrechts gilt heute als eine katholische Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen Raums zu diskutieren nicht lohnen würde, so daß man sich schon beinahe schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen. Ich möchte kurz andeuten, wieso diese Situation entstanden ist.
Grundlegend ist zunächst die These, daß zwischen Sein und Sollen ein unüberbrückbarer Graben bestehe. Aus Sein könne kein Sollen folgen, weil es sich da um zwei völlig verschiedene Bereiche handle. Der Grund dafür ist das inzwischen fast allgemein angenommene positivistische Verständnis von Natur und Vernunft. Wenn man die Natur – mit den Worten von H. Kelsen – als „ein Aggregat von als Ursache und Wirkung miteinander verbundenen Seinstatsachen“ ansieht, dann kann aus ihr in der Tat keine irgendwie geartete ethische Weisung hervorgehen.4 Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erklärt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen, sondern wiederum nur funktionale Antworten hervorrufen. Das gleiche gilt aber auch für die Vernunft in einem positivistischen, weithin als allein wissenschaftlich angesehenen Verständnis.
Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört danach nicht in den Bereich der Vernunft im strengen Sinn. Deshalb müssen Ethos und Religion dem Raum des Subjektiven zugewiesen werden und fallen aus dem Bereich der Vernunft im strengen Sinn des Wortes heraus. Wo die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft gilt – und das ist in unserem öffentlichen Bewußtsein weithin der Fall –, da sind die klassischen Erkenntnisquellen für Ethos und Recht außer Kraft gesetzt. Dies ist eine dramatische Situation, die alle angeht und über die eine öffentliche Diskussion notwendig ist, zu der dringend einzuladen eine wesentliche Absicht dieser Rede ist.
Das positivistische Konzept von Natur und Vernunft, die positivistische Weltsicht als Ganzes ist ein großartiger Teil menschlichen Erkennens und menschlichen Könnens, auf die wir keinesfalls verzichten dürfen. Aber es ist nicht selbst als Ganzes eine dem Menschsein in seiner Weite entsprechende und genügende Kultur. Wo die positivistische Vernunft sich allein als die genügende Kultur ansieht und alle anderen kulturellen Realitäten in den Status der Subkultur verbannt, da verkleinert sie den Menschen, ja sie bedroht seine Menschlichkeit. Ich sage das gerade im Hinblick auf Europa, in dem weite Kreise versuchen, nur den Positivismus als gemeinsame Kultur und als gemeinsame Grundlage für die Rechtsbildung anzuerkennen, alle übrigen Einsichten und Werte unserer Kultur in den Status einer Subkultur verwiesen und damit Europa gegenüber den anderen Kulturen der Welt in einen Status der Kulturlosigkeit gerückt und zugleich extremistische und radikale Strömungen herausgefordert werden. Die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen kann, gleicht den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen. Und dabei können wir uns doch nicht verbergen, daß wir in dieser selbstgemachten Welt im stillen doch aus den Vorräten Gottes schöpfen, die wir zu unseren Produkten umgestalten. Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen.
Aber wie geht das? Wie finden wir in die Weite, ins Ganze? Wie kann die Vernunft wieder ihre Größe finden, ohne ins Irrationale abzugleiten? Wie kann die Natur wieder in ihrer wahren Tiefe, in ihrem Anspruch und mit ihrer Weisung erscheinen? Ich erinnere an einen Vorgang in der jüngeren politischen Geschichte, in der Hoffnung, nicht allzusehr mißverstanden zu werden und nicht zu viele einseitige Polemiken hervorzurufen. Ich würde sagen, daß das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf und nicht beiseite schieben kann, weil man zu viel Irrationales darin findet. Jungen Menschen war bewußt geworden, daß irgend etwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt. Daß Materie nicht nur Material für unser Machen ist, sondern daß die Erde selbst ihre Würde in sich trägt und wir ihrer Weisung folgen müssen. Es ist wohl klar, daß ich hier nicht Propaganda für eine bestimmte politische Partei mache – nichts liegt mir ferner als dies. Wenn in unserem Umgang mit der Wirklichkeit etwas nicht stimmt, dann müssen wir alle ernstlich über das Ganze nachdenken und sind alle auf die Frage nach den Grundlagen unserer Kultur überhaupt verwiesen. Erlauben Sie mir, bitte, daß ich noch einen Augenblick bei diesem Punkt bleibe. Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten. Ich möchte aber nachdrücklich einen Punkt noch ansprechen, der nach wie vor weitgehend ausgeklammert wird: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.
Kehren wir zurück zu den Grundbegriffen Natur und Vernunft, von denen wir ausgegangen waren. Der große Theoretiker des Rechtspositivismus, Kelsen, hat im Alter von 84 Jahren – 1965 – den Dualismus von Sein und Sollen aufgegeben. Er hatte gesagt, daß Normen nur aus dem Willen kommen können. Die Natur könnte folglich Normen nur enthalten, wenn ein Wille diese Normen in sie hineingelegt hat. Dies wiederum würde einen Schöpfergott voraussetzen, dessen Wille in die Natur miteingegangen ist. „Über die Wahrheit dieses Glaubens zu diskutieren, ist völlig aussichtslos“, bemerkt er dazu.5 Wirklich? – möchte ich fragen.

Ist es wirklich sinnlos zu bedenken, ob die objektive Vernunft, die sich in der Natur zeigt, nicht eine schöpferische Vernunft, einen Creator Spiritus voraussetzt?

An dieser Stelle müßte uns das kulturelle Erbe Europas zu Hilfe kommen. Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden. Diese Erkenntnisse der Vernunft bilden unser kulturelles Gedächtnis. Es zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat im Bewußtsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist.
Dem jungen König Salomon ist in der Stunde seiner Amtsübernahme eine Bitte freigestellt worden. Wie wäre es, wenn uns, den Gesetzgebern von heute, eine Bitte freigestellt wäre? Was würden wir erbitten? Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

ich pick das mal hier raus, denn die rede sieht lang aus, ist sie aber nicht - gesprochen; deshalb
zitat
.......vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann..... Wie erkennen wir, was recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden? Die salomonische Bitte bleibt die entscheidende Frage, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen. In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber daß in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muß sich bei der Rechtsbildung die Kriterien
die Kriterien seiner Orientierung suchen. Im 3. Jahrhundert hat der große Theologe Origenes den Widerstand der Christen gegen bestimmte geltende Rechtsordnungen so begründet: „Wenn jeman

in unserer gesellschaft und das kann nur heissen, durch die anhängsel der politik, unsere verwaltungen also, werden ZUM BEISPIEL die rechte der frauen und vor allem mütter noch immer mit füssen getreten. bei der zuteilung der rente zum beispiel. da wird mit einem unzureichenden fadenscheinigen steuerrecht das auf "ehen"und deren bevorteilung abhebt, plädiert.
fakt ist doch aber, dass "Kinder" fúr einen staat aus dieser coleur eine entscheidende rolle spielen. und somit mütter. die werden immer noch an "rechten aus eherechten"gemessen. es werden rechenkünste aufgeboten, um ihre von gott verbrieften rechte zu beschneiden. auch da gäbs beispiel aus AT und NT. unsere gesellshaft wuchs aus dem christentum, das freiheitlich ist, aber viele standards sind immer noch mittelalter um es mal zugespitzt zu sagen.\ und.... sie basieren auf kapitalistischem denken, was an sich schon beurkundet, das wir es nicht mit christlichem denken zu tun haben. ja, wir als christen dürfen auch reich sein - es kommt auf den unterschied des denkens an.

und ich sag das hier nochmal in aller deutlichkeit: unsere bundesfrauen, also unser frauliches merkel-kabinett hatte die aufgabe, genau diese und andere angrenzende RICHTIGZUSTELLEN. merkels auswahl oder die auswahl der merklerin zur bundeskanzler beruhte auf ihrer @angeblichen christlichkeit@ die unter beweis zu stellen war.

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