Vom Teichdamm zur Kantstraße – Eine Peiner Straße im Wandel der Zeiten
Wer sich als Zielort den Peiner Schützenplatz gesetzt hat und aus dem Nordkreis anreist, wird das Gelände vermutlich über die Kantstraße erreichen wollen. Vor gut 2 Jahrhunderten aber, wäre das Betreten des Schützenplatzes gar nicht möglich gewesen, den dort befand sich der Schleusenteich, den man über den Teichdamm erreichen konnte. Wechselvoll ist die Geschichte der Peiner Kantstraße. Die stark befahrene Straße führt als Verlängerung vom Schwarzen Weg in Richtung Rathaus und dem Schützenplatz; sie hieß ursprünglich Teichdamm. Der sogenannte Schleusenteich (Der Peiner Straßenname „Im Schleusenteich“ erinnert gleichfalls an das einstige Areal), zu dem sie einst führte ist lange schon verlandet und befand sich im Gebiet des heutigen Stadtparks und Schützenplatzes. Der Teichdamm wurde als repräsentative nördliche Einfallstraße mit herrschaftlichen Bauten angelegt, die teilweise bereits vor 1900 errichtet wurden. Er wurde später unbenannt in „Hohenzollernstraße“; in der NS-Zeit gar in: „Straße der SA“!
Die aktuelle Benennung „Kantstraße“ wurde zum Kriegsende am 14.05.1945 beschlossen.
Das Wiener Cafe am Teichdamm
Eine besondere Lokalität war um 1900 das Wiener Cafe, ein Eckgebäude am einstigen Teichdamm, das heutzutage das Restaurant „Cyrano“ beherbergt. Betrieben wurde es vom Kaufmann Mull aus Frankfurt am Main. Als das Foto für die Ansichtskarte geschossen wurde, lautete die Adresse bereits Hohenzollernstraße 12. Auch dieses Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte, wie sich Jürgen Vehmeyer erinnert, der 50 Jahre gegenüber dem Lokal wohnte und nun seit 10 Jahren sein Elternhaus in der Kantstraße 15 verwaltet. „Mein Großvater ging abends regelmäßig mit seinem alten Maßkrug über die Straße, um ihn sich mit einem frisch gezapften Bier füllen zu lassen“, erinnert er sich schmunzelnd. Etwas wehmütig denkt er aber auch zurück an die Tage, als die einstigen, kleinen Vorgärten der Häuser weichen mussten, damit die Straße breiter wurde. „Das fing schon in der NS-Zeit an, als man große Aufmärsche in Richtung Schützenplatz inszenierte“, so Vehmeyer.
Nachdem das Wiener Kaffehaus geschlossen wurde, waren verschiedene Gastronomen dort ansässig; auch ein Garten-Cafe gab es wiederum einige Jahre, aber auch für gut 20 Jahre den Frisör Rohde. Das heutige Restaurant Cyrano in der Kantstraße 12 hat jedoch gehobene Ansprüche und stemmt sich seit einigen Jahren erfolgreich gegen dem Trend zum „Döner-um-die-Ecke“.
Stichwort „Wiener Kaffeehäuser“:
Eines der ersten echten Wiener Kaffeehäuser stammt aus dem Jahre 1685 und wurde von einem Armenier namens Johannea Theodat gegründet; die Griechen hatten dort später das Monopol zum Ausschank von Kaffee inne.
Das neue Getränk fand bei der Wiener Bevölkerung großen Anklang, sodass die Zahl der Kaffeehäuser rapide anstieg. 1819 gab es schon 150 Kaffeesieder, davon 25 in der Innenstadt. Zur Blütezeit der Kaffeehäuser gab es um 1900 in Wien 600 Kaffeehäuser; die Gäste waren fast ausschließlich Männer. Das Kaffeehaus war damals ein Treffpunkt in den hierin integrierten Spiel- und Rauchsalons. Damen war der Zutritt allenfalls in männlicher Begleitung erlaubt. In der Frühzeit der Kaffeehäuser trugen die Kaffeevarianten meist keine Namen. Bald wurden europaweit solche besonderen Restaurants „kopiert“ und zumeist in Städten eingerichtet und sehr erfolgreich betrieben, so auch in Peine. Ab 1950 begann jedoch das „Kaffeehaussterben“, als viele berühmte Wiener Kaffeehäuser schließen mussten, verursacht durch veränderte Freizeitgewohnheiten, wie u.a. die wachsende Beliebtheit des Fernsehens!