Rübenburgen im Peiner Land
Rübenburgen nannte man um 1900 die als protzig empfundenen Neubauten von Bauern, die durch Rübenanbau zu ordentlich Geld gekommen waren.
Ursachen des Wohlstands gab es viele:
Mitte des 19. Jahrhunderts begann es mit der Befreiung der Bauern von ihren Abgaben, z.B. dem "Zehnten". Etwa zur selben Zeit teilten sie das gemeinsam genutzte Land untereinander auf.
Später kamen neue Düngemittel auf den Markt, zunächst Guano und Chilesalpeter aus Südamerika, ab
1870 Mineraldünger wie Kalisalz oder Thomasmehl, Nebenprodukte der Salz- bzw. Eisengewinnung.
Aktienzuckerfabriken wurden gegründet, in denen die Aktionäre die Bauern selbst waren, so dass sie nicht nur am Rüben- sondern auch am Zuckerverkauf verdienten.
Weil sich das Blatt der Rübe als hervorragendes Futtermittel erwies, konnten sie außerdem mehr Kühe halten und Molkereien betreiben. Kein Wunder also, dass sich die Anbaufläche von Zuckerrüben stetig vergrößerte.
Kleine Baustilkunde der Rübenburgen
Typisch für den Baustil der Rübenburgen sind Zierelemente wie Zwerchgiebel, Säulen, Balkone, Freisitze, repräsentative Treppenaufgänge, prächtige Eingangsbereiche, gedrechselte Giebelzierden, Fenstereinrahmungen aus Zementstuck oder Friese aus Terrakotta. Oft wurden Formen der Renaissance, des Barock und des Klassizismus übernommen oder sogar kombiniert. Dank eines zweischaligen Mauerwerks mit Isolierschicht waren die Räume besser isoliert und konnten höher und heller sein.
Im Inneren setzte sich der Wohlstand fort: Zweistöckige Eingangshallen mit aufwändigen Treppenanlagen, Kochherde, Terrazzoböden, Fußbodenfliesen, Kachelöfen oder Wasserklosetts erinnerten eher an städtische Gründerzeit-Villen als an Bauernhäuser.
Es gibt noch etliche Rübenburgen im Peiner Land
Im Landkreis Peine gibt es noch einige dieser Rübenburgen, die vom Wohlstand der Bauern zumindest zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeugen. Einige Beispiele aus dem Peiner Stadtteil Eixe habe ich für Euch hier zusammengestellt.
Viel Spaß bei dieser kleinen Zeitreise und vielleicht denkt Ihr beim nächsten Rübentrecker vor Euch daran, wie es einst begann …
Euer Kai
Jein... die Subventionenen für den Zuckerrübenanbau wurden gekürzt (leider ist es billiger, Zucker zu importieren, als ihn in Deutschland anzubauen) und deshalb haben sich etliche ehemalige Rübenbauern den alternativen Energien zugewannt: Windkraftanlagen, Biogas, Maisanbau. Die typischen Rübenblattsilagen als Winterfutter für die Milchkühe findet man nur noch selten im Landkreis Peine.