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Römische Spuren bei Nettlingen

  • Denar Silber Hadrian Typus Nettlingen um 125
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Römische Funde aus einem Waldstück bei Nettlingen an der Bundestraße 444 stellen einen Bezug zum sogenannten „Reisekaiser“ Hadrian (117-138) her, denn 2 von 3 gefundenen Silberdenaren sind dem römischer Imperator sicher zuzuordnen.
Ihre Prägung „COS“ steht für COSUL, eine alte Form von CONSUL. COS III bedeutet, daß diese Münze geprägt worden ist, als der Kaiser zum dritten Mal Consul war.
Die Münzen der ersten Regierungsjahre Hadrians, also die der Jahre 117 und 118 n. Chr., sind durch die Angabe der Konsulate „Cos I“ und „COS II“ datiert. Hadrian nahm im Jahr 119 noch das 3. Konsulat an, verzichtete dann aber in der weiteren Regierungszeit auf dieses Amt, so dass die Münzen der Jahre 119 bis 138 unverändert den Titel „Cos III“ tragen. Ein chronologischer Fixpunkt ist die Annahme des Titels „P(ater) P(atriae)“ im Jahr 128. Dadurch wird die Zeit von 119 bis 138 in zwei etwa gleich lange Hälften unterteilt. Die weitere Unterteilung der Zeitabschnitte ist in der Literatur strittig. Wahrend des ersten Zeitabschnitts ändert sich die Titulatur des Kaisers; es ist aber ungeklärt, wann dies in den Jahren 122 bis 125 geschah. Etwa in der Mitte dieses ersten Zeitabschnitts ändern sich auch die Richtung des Porträts (von rechts nach links) und die Stempelstellung von 6 nach 12 h). In dem Zeitraum von 128 bis 138 werden im wesentlichen 3 Perioden unterschieden, die vor allem von der Thematik der Münzbilder abgeleitet werden: “Römische Provinzen“. „Rom und das Reich“ und „Tugenden des Kaisers und seine Nachfolge“.- Im Laufe der Regierungszeit Hadrians ändern sich das Porträt des Kaisers und seine Titulatur. Die Büste und ihre Drapierung werden reduziert; auf die Aegis – im Gegensatz zu zu Trajan – verzichtet. Die Titulatur – ebenfalls im Gegensatz zu Trajan – wird gekürzt und auf den Titel „Augustus“ konzentriert – möglicherweise eine Annäherung an die frühe Kaiserzeit unter Augustus. Aus dem Stadtgebiet Braunschweig liegt gleichfalls ein Altfund einer Hadrians-Münze vor, sowie weitere des Marc Aurel. Eine Häufung von Antoninius Pius Münzen ist entlang der B1 verzeichnet.

Der Fundort

In geringer Tiefe von etwa 15 cm auf einer Fläche von etwa 2 Fußball-Feldern fanden sich römische Münzen und Bronzeteile. Das Areal könnte an einer alten „Abkürzung“ liegen, denn die B 444 verbindet die uralten Wege der heutigen A7 und B1.
Südlich des Dorfes Nettlingen lag einst eine Wallburg, genannt "Querenburg" (von einem alten germanischen Wort für "Mühle" abgeleitet"), die womöglich bereits um 1020 von Bischof Bernward einem Vertreter des Geschlechts von Nettlingen als Lehen gegeben wurde. Die Burg sollte die Bewohner vor den seinerzeit ins Land einfallenden Slawen schützen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die damals bereits völlig verfallene Burg mitsamt eines benachbartes Waldes namens Ohe eingeebnet. Der Überlieferung nach ist Nettlingen ein uralter Markt-Ort. Diese Tradition könnte schon in römischer Zeit begründet worden sein. Die neuen Funde könnten Hinterlassenschaften friedlicher römischer Fern-Händler sein, denn es fanden sich keinerlei Belege die auf Kampfhandlungen hinweisen.

Der Reisekaiser

Ein Großneffe des Trajan, am kaiserlichen Hof erzogen und in allen Militär- und Verwaltungsbereichen optimal ausgebildet. Vom sterbenden Trajan adoptiert und zum Nachfolger ernannt, brachte er Ordnung in die Verwaltung des riesigen Imperiums, beendete die ständige Expansion und sorgte für sichere Grenzen. Ständig auf Reisen, sah er in allen Reichsteilen selbst nach dem Rechten. Bekannteste Denkmäler seiner Regierungszeit in Rom sind das Pantheon und die Engelsburg, sein Mausoleum.
121 startete Hadrian zu einer seiner legendären Reisen durchs Reich. Sie führte ihn, begleitet von einem großen Tross aus Soldaten und Dienern, in vier Jahren nach Gallien, Germanien, Britannien, Spanien, über das Mittelmeer nach Kleinasien und Anatolien und schließlich von Athen aus zu Schiff heim nach Rom. Der Herrscher wollte Provinzverwaltungen und -legionen kontrollieren und aufmuntern; aber zum - neben Augustus - eifrigsten Reisekaiser der römischen Historie machte ihn auch elementare Neugier. Laut Tertullian war er ein "omnium curiositatum explorator", ein leidenschaftlicher Erkunder aller Besonderheiten.
Die großen Inspektionsreisen Hadrians durch die verschiedenen Reichsteile (121 - 125, 128, 128 - 130 n. Chr.) dienten einerseits der Kontrolle der Truppen und der Verwaltung des Reiches, andererseits der Gewinnung persönlicher Eindrücke von Landschaften, Menschen und Kulturen. 122: In Germanien und Raetien wurde der Limes verstärkt. Wo immer Flussläufe als sichtbare Grenze fehlten, wurden Befestigungen errichtet. Zwischen Oberrhein und Donau entstand der aus Holzpalisaden und steilen Gräben bestehende 'Rätische Limes' in einer Länge von über 300 km.
Als er 122 auf der britischen Insel weilte, befahl er den Bau einer spektakulären Wehranlage: Über 120 Kilometer sollte eine vier bis fünf Meter hohe Mauer von Küste zu Küste laufen. Noch heute ist der sogenannte Hadrianswall zum großen Teil erhalten. Die zusätzlichen Truppen, die Hadrian für die nachhaltige Kontrolle der Hochland-Kelten jenseits der Mauer gebraucht hätte, gab es nicht; sie wurden im unruhigen Osten des Reiches benötigt. Dort lohnte der Militäraufwand eher, denn Syrien, Judäa oder Ägypten waren weit entwickelter, urbaner, reicher, also auch steuerlich ungleich ergiebiger als der nasskalte britische Norden.

Sicherung des Erreichten, Verzicht auf Erweiterung, das war kluge Politik: Rom durfte sich nicht überheben. Das hatte Hadrian auch aus den jüdischen Aufständen unter dem charismatischen Führer Simon Bar Kochba gelernt. Mehr als 200 000 Legionäre verloren dabei ihr Leben. Hadrian musste einen seiner tüchtigsten Generäle, Britanniens Statthalter Sextus Julius Severus, aufbieten, um der Lage Herr zu werden. Die Brutalität, mit der fortan die Juden gejagt wurden, war beispielhaft: Über 500 000 wurden getötet, Hadrian persönlich empfing am Ende den Kopf des Rebellenführers. In Jerusalem entstand, wo einst das jüdische Heiligtum geleuchtet hatte, ein riesiger Jupiter-Tempel.

Eine römische Landkarte des „freien Germaniens“

Experten ist kürzlich ein recht passender archivalischer Sensationsfund geglückt. Ausgerechnet in Istanbul wurde ein altes Pergament aufgespürt, das auf das 2. Jahrhundert zurückgeht.
Das seltsame Kartenwerk beruht auf Angaben des Mathematikers und Astronomen Claudius Ptolemäus, der sich um 150 nach Christus anschickte, die gesamte damals bekannte Welt darzustellen. Wohnhaft in Alexandria, unterm Licht des monumentalen Leuchtturms, zeichnete er 26 Karten mit bunter Tinte auf getrocknete Tierhäute. Seine oft verblüffend gute Ortskenntnisse soll er von Händlern und römischen Soldaten erworben haben. Vorangegangen war die Regierungszeit des sogenannten Reisekaisers Hadrian, der u. a. 4 Jahre hintereinander das nördliche Reich mit einem großen Tross bereist hatte. Erkundung nicht Eroberung war damals das Ziel dieser Expeditionen die ihm um 121/2 auch nach Germanien führten. Die mittelalterliche Abschrift ist eine Darstellung vom sogenannten freien Germanien und beweist wörtlich, dass sie Römer dort eben nicht „planlos“ unterwegs waren. Die eigentliche Sensation der entzerrten Darstellung sind jedoch viele bedeutende Städte, die sich zuordnen lassen. Das Bild der Germanen, die in einfachen, zugigen, kleinen Gehöften hausten muss demnach wohl neu überdacht werden. Ferner liegen bedeutende Orte mehrheitlich klar an Flussfurten oder Kreuzungen alter Handelswege. Sie sind als uralte Kontrollpunkte zu interpretieren. Einmal mehr zeigt sich, das die Varus-Schlacht nicht wirklich das Ende der römischen Bemühungen um Germanien war!

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  • Groß-Germanien Landkarte der Antike
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4 Kommentare

Dem kann ich mich nur anschließen, Jens !
Dank und Grüße, Romi

Vielen Dank für den sehr differenzierten Beitrag, sehr lesenswert!

Eine sehr interessante Zusammenfassung.

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