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Mineralwasser „Made in Peine“

Ob Nobel-Quelle oder Billig-Marke - Mineralwasser sind längst fester Bestandteil unserer zeitgemäßen, gesundheitsbewussten Ernährungs-Kultur geworden. Nach der „Fress-Welle“ der Wirtschaftswunder-Zeit, die begleitet wurde von den uns wohl bekannten, stark gezuckerten Soft-Drinks, setzte in den 1970ern endgültig der „Wasser-Boom“ ein. Da ist manchmal wohl auch immer etwas Mode dabei, wenn man (meist aber Dame) zum deftigen Essen im Restaurant möglichst deutlich: „Bitte nur ein Wasser!“ bestellt und sich von der: „Für mich ein großes Pils-Fraktion!“ abgrenzen will. Dass die ganze Geschichte vor 300 Jahren bereits weitaus intensiver „vorgelebt“ wurde, ist wohl weniger bekannt. Es gab sie jedoch schon weit vor 1700, die berühmten Heilbäder mit ihren „Brunnen“ (Quellen). Wer es sich leisten konnte kurte dort; Bürgertum und Hochadel trafen sich gleichermaßen an den bald unzähligen Stätten, wo Mineralwasserquellen entdeckt und „gefasst“ worden waren. Lang sind die teilweise noch erhaltenen Gästelisten aus Bad Pyrmont und anderen Bädern, wo auch mal ein „Geheimrat von Goethe“ auftauchte! Weltpolitik wurde quasi nebenbei erledigt; wir kennen die „Karlsbader Beschlüsse“ und die „Emser Depesche“. Kritische Zeitzeugen berichten über die übertriebenen, inneren Anwendungen des „Brunnens“; manche Kurgäste sollen schon vormittags Stunden um den Brunnen flaniert sein und dabei wie „Vieh gesoffen“ haben.

Rasch war der Wunsch geboren auch in der Heimat dem Trink-Brauch mit dem gesunden Heilwasser zu frönen. Kein Problem, dachten sich die geschäftstüchtigen Brunnen-Verwaltungen in ganz Europa und erfanden „mal eben“ den Heilwasser-Versand! In stolz gesiegelten Glas-Bouteillen (Foto), aber bald auch besonders Steinzeug-Flaschen, füllte man den Brunnen ab und verschickte ihn in mit Stroh ausgepolsterten Holzkisten. Die „Fans“ in der Heimat organisierten sich ebenfalls und inserierten in Zeitungen; suchten Gleichgesinnte für die sogenannten „Brunnen-Gesellschaften“. Man traf sich zumeist abends bei Tisch und trank feierlich Flasche für Flasche des ersehnten, edlen Wassers. Dieses war nicht gerade billig und auf den holprigen Wegen vor 2 Jahrhunderten war der Transport immer auch etwas riskant. Peiner versorgten sich nachweislich sogar aus dem fernen Bad Kissingen, wie Altstadt-Grabungsfunde beweisen.

Mindere Qualität aus „Bad“ Peine?

Nun, bald sahen sich um 1900 auch hiesige Unternehmer gefordert und wurden schlichtweg „Mineralwasser-Fabrikanten“! Die Heil-Wirkung stand nun aber nicht mehr im Vordergrund; Erfrischung war gefragt bei den prickelnden Elixieren aus Peiner Fertigung. Doch die Obrigkeit war auf der Hut; wachte über die Qualität und Hygiene bei der Herstellung. Im Stadtarchiv Peine findet man einen preußischen Revisionsbericht aus der Zeit, der auf üble Zustände in der Produktionsstätte einer weiblichen Peiner Mineralwasser-Fabrikantin hinweist: Verschmutzte Fenster mit Spinnenweben und herumstehende Spülwasser-Eimer wurden u.a. moniert. Ebenfalls vorhanden ist ein „Verzeichnis von den in der Stadt Peine vorhandenen Mineralwasserfabriken“ vom 5. Januar 1910. Genannt werden: Witwe Minna Polstorf, Kaufmann Herrmann Wächter, Selterwasser-Fabrikant Carl Rammann, Selterwasser-Fabrikant August Becker, sowie die 3 Bierverleger Wilhelm Metzdorf, Adolf Bedecke und Christian Behrens. Als letztes Unternehmen wird gar das Peiner Walzwerk genannt!

  • Historische Zeitungsanzeige aus Berlin.
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  • Gesiegelte Wildunger Wasserflaschen; 18. und 19. Jahrhundert.
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