myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Kein Kaffee mehr in der Luft-Aufsichts-Baracke Die Flugplatz-Ruine Peine-Eddesse ist Geschichte im Dornröschenschlaf.

Es dröhnen keine Flugmotoren mehr und es riecht auch nicht mehr nach Benzin. Unkraut wuchert auf der ehemaligen Piste und die verlassenen, düsteren Gebäude lassen nichts Gutes ahnen! Der Flugplatz Peine-Eddesse ist Geschichte im Dornröschenschlaf und bereits eine triste Ruine in der Landschaft am Berkhöpen. Dabei herrschte auf dem ausgedehnten Areal einst Hochbetrieb, mit internationalem Flair, doch das ist lange her.
Der Flugplatz Peine-Eddesse wurde schon 1958 durch Günter Grassmann, Inhaber einer Werkzeugfabrik in Eddesse, als Privatbetrieb eröffnet. Der ungewöhnliche Vorgang versetzte damals viele Peiner in Erstaunen. Das flugbegeisterte Ehepaar Sylvia und Günter Grassmann hatte sich seinen Lebenstraum verwirklicht. Reinhard Bartels vom Heimatverein Edemissen erinnert sich noch gut an den einstigen Ost-Flüchtling: „Er war ein pfiffiger Tüftler und Pionier mit vielen Patenten, der durch eine technische Verbesserung am VW-Käfer als Erfinder quasi an jedem produzierten Fahrzeug täglich verdiente. Auch sein kleines Unternehmen in Eddesse agierte bald weltweit!“
Auf jeden Fall aber „brummte“ es in Eddesse bald in jeder Hinsicht. Höchstes Gebäude auf dem Flugplatz war natürlich der sogenannte Tower, wo die Flugsicherung untergebracht war. Neben der Tankstation und Wellblech-Hangars existierten zur Blütezeit das sogenannte Casino, ein Restaurant und ein Hotel.

Die Einflugschneise war nicht „ganz ohne“

Der Flugbetrieb fand ganzjährig jeden Tag statt, Rundflüge konnten jederzeit im Restaurant am Platz gebucht werden, was auch reichlich geschah und mancher Peiner sah erstmals seine Heimat aus der Vogelperspektive. Die Piloten waren jedoch oft besonders gefordert, denn der Flugplatz zeichnete sich zwar durch seine besondere Atmosphäre aus, doch der Anflug war oft schwierig. Scherwinde aufgrund des angrenzenden Waldes und verschiedener Baumlichtungen stellten die anfliegenden Piloten immer wieder vor eine Herausforderung. Seit dem Sommer 1963 waren dann auch zweimotorige Maschinen auf dem Flugplatz zugelassen.

Die goldenen 60er Jahre

1966 initiierte das Ehepaar Grassmann Deutschlands erste Damen-Flug-Ralley. Das sorgte für großen Wirbel. Die Teilnehmerinnen absolvierten Starts und Landungen auf verschiedenen Flughäfen um über den Flugplatz Hildesheim dann das Ziel in Eddesse zu erreichen. Die Siegerehrung mit der „Goldenen Rose von Eddesse“ und die anschließende Feier gerieten zu einem rauschenden Fest mit Prominenz aus Politik und Wirtschaft. Ganzseitig berichteten die Zeitungen darüber. Im selben Jahr gelang Grassmann noch ein weiterer Coup. Die deutsche Lufthansa hatte den Flugplatz Ende 1966 als Ausbildungsstandort für ihre Piloten auserkoren. Nun waren es im Durchschnitt 100 Starts und Landungen die dort täglich durchgeführt worden; an Spitzentagen auch schon einmal über 400, was stets viele Schaulustige anlockte. Der Fluglehrer und Ausbilder Karl-Heinz Langspecht, der schon etliche Jahre auf dem Platz tätig gewesen war, gründete mit Gisa Becker 1970 dort dann eine eigene Flugschule die sich „aircraft GmbH Niedersachsen“ nannte. Im Juni 1979 war es die prominente Flug-Legende Elly Beinhorn, die die Schirmherrschaft bei der Damen-Flug-Ralley in Eddesse inne hatte. Den immerhin neunten Platz belegte die einzige Teilnehmerin aus dem Landkreis Peine, Erika Aumüller aus Wense.
1981 entstand schließlich die Flugförderungsgemeinschaft (FFG e.V.) in Eddesse in der Absicht vermehrt Luftsportinteressierte auszubilden. Der Flugplatz wurde ansonsten hauptsächlich von Privatpiloten angeflogen. Zudem befand sich auf dem Gelände ein Stützpunkt des Feuerwehr-Flugdienstes. Die Start- und Landebahn war zugelassen für Flugzeuge bis 2000 kg Gewicht, bis 3000 kg nach vorheriger Genehmigung durch die Flugleitung.
Ein besonderer Tag war auch der 6. August 1988 als eine alte „Tante“ JU 52 in Eddesse landete. Reinhard Bartels führt diesbezüglich gerade Verhandlungen über den Ankauf einer umfangreichen Foto-Dokumentation dieses Ereignisses.

Vom Himmel hoch da kam er her!

Zur Tradition wurde rasch ein ganz besonderer Brauch zur Weihnachtszeit. Am letzten Sonntag im Advent landete in der Dämmerung der Weihnachtsmann auf dem Flugfeld und verteilte seine Gaben unter den anwesenden Kindern, die natürlich untereinander in den Schulpausen und ihrer Freizeit über das bevorstehende Ereignis sprachen und gern versuchten ihre Eltern zur abendlichen Fahrt nach Eddesse zu überreden.

Der Niedergang im Streit nach 50 Jahren

Gegen Ende seiner Betriebszeit erblickte man neben Hubschraubern vermehrt moderne Ultraleichtflugzeuge in Eddesse. Dann wurde die Nutzung des Flughafens in mehreren Etappen eingeschränkt. Nachtflug war seit dem 8. Oktober 2008 bis auf Weiteres nicht mehr möglich, die generelle Nutzung des Flugplatzes war von den Betriebszeiten abhängig. Seit Januar 2010 war der Platz nur noch nach vorheriger Anmeldung benutzbar. Seit dem 12. April 2010 ist der Flugplatz Peine-Eddesse geschlossen. Laut Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr können sich die Erben der letzten Betreiberin Sylvia Grassmann nicht untereinander einigen. Sogar im Internet war das Gelände (wohl unerlaubt) zu einem Spottpreis angeboten worden. Im September 2012 fand auf dem Flugfeld noch ein Autoslalom des Motorsportclubs Peine statt. Fortschreitender Verfall und Vandalismusschäden machen jedoch kaum Hoffnung auf eine erneute Nutzung als Flughafen.

  • Hochdecker vor dem Tower um 1964
  • hochgeladen von History 4 free
  • Bild 1 / 4
  • Zugewuchert - Flugplatz heutzutage
  • hochgeladen von History 4 free
  • Bild 2 / 4
  • Kein Durchkommen mehr - Das wars !
  • hochgeladen von History 4 free
  • Bild 4 / 4

Weitere Beiträge zu den Themen

EdemissenFlugpionierePeiner LandWirtschaftswunderFlugplatzEddesse

1 Kommentar

Irgendwann vor xx Jahren suchte man mal einen Towercontroler in Edesse. Ich hatte ja eine Lizenz, wenn auch eine militärische, aber das wäre egal gewesen.
Hab zu lange überlegt (Familie und so). Deshalb tut mir der Niedergang des gut gelegenem Flughafens heute leid.

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite