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Judenhass

Alljährlich am 9. November wird an die Gräueltaten der Reichspogromnacht des Jahres 1938 erinnert.
In Peine wurde Hans Marburger, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, niedergeschossen. Er verbrannte in der angezündeten Synagoge. Zu seinem Gedächtnis wurde die Straße, an der sich die Synagoge befand, in "Hans-Marburger-Straße" umbenannt. Auf dem ehemaligen Synagogengrundstück  steht heute ein Denkmal.

Die Reichspogromnacht war der verbrecherische Auftakt zum millionenfachen Judenmord während des 3. Reiches. Um die Judenverfolgungen gegenüber dem Volk zu rechtfertigen und zu begründen, wurde u.a. auch auf Dr. Martin Luther (*1483 †1546) zurückgegriffen. Der hatte in seiner unsäglichen Schrift aus dem Jahre 1542 „Von den Jüden und Ihren Lügen“ u. a. geschrieben „...erstlich, dass man ihre Synagogen … mit Feuer anstecke, zum anderen, dass man ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre". Die Gebetbücher und den Talmud solle die Obrigkeit beschlagnahmen und den Rabbinern bei Todesstrafe das Lehren verbieten.
Er schreibt außerdem "Viel weniger gehe ich damit um, dass ich die Juden bekehren wolle, denn das ist unmöglich… sie sind von Jugend so erzogen, dass da keine Hoffnung ist …“.

Solange er Hoffnung hatte, die Juden zum christlichen Glauben bekehren zu können, war er ihnen einigermaßen zugetan. Er sah in ihnen den  „Menschenbruder, der zur Gnade Jesu gerufen werden soll“ (siehe seine Schrift von 1523: „Dass Christus ein geborener Jude sei").
Diese Schrift hätte zur Normalisierung des Zusammenlebens zwischen Christen und Juden führen können. Doch Luther forderte den Übertritt zum christlichen Glauben. Er unterschätzte die Glaubenstreue der Juden und deren Missionsresistenz. Diese zunehmende Erkenntnis und die Enttäuschung darüber, führten mit zunehmendem Alter zu immer größerem Hass. So wurde Luther „zum Täter des Wortes“.

Weniger bekannt ist, dass auch Maria Theresia (*1717  †1780), Königin von Böhmen, König von Ungarn und Erzherzogin der habsburgischen Erblande, in dieser Hinsicht eine dunkle Stelle in ihrer Biografie aufzuweisen hatte.

Die Judenpolitik des Habsburgerreiches galt für damaliege Verhältnisse als besonders restriktiv und unter Maria Theresia erst recht.
Schon ihr Vorgänger Kaiser Leopold I. (*1640   †1705) ließ Juden aus den Habsburgischen Landen vertreiben.
Ihr Vater, Kaiser Karl VI. (*1685   †1740), war nicht besser. Er legte für Böhmen, Mähren und Schlesien jüdische Obergrenzen fest. Um deren Einhaltung zu gewährleisten, durfte in jeder Familie nur der älteste Sohn heiraten. Im Jahre 1738 hatte er die Vertreibung der Juden aus Schlesien und Böhmen befohlen. Wegen zahlreicher Widerstände gelangten diese Ausweisungsvorhaben aber nicht zur Ausführung.

Maria Theresia war in Glaubensdingen in höchstem Maße intolerant.
Wenn Protestanten zum römisch-katholischen Glauben konvertierten, gab es keine Probleme. Wurden sie aber auffällig oder gerieten sie durch Denunziation oder Gesinnungsschnüffelei in den Fokus der Öffentlichkeit und blieben trotzdem glaubensfest, dann gab es kein Pardon. Sie mussten mit schwerster Verfolgung rechnen (Unterdrückung, Enteignung, Zwangsbekehrung, Zwangsrekrutierung, Zwangsarbeit, Zuchthaus, Conversionshaus, Kindesentzug). Nicht selten wurden sie auf Todesmärschen in die Verbannung an den östlichen, entvölkerten Rand des Reiches (z. B. Siebenbürgen) geschickt (Transmigration). Wer den Marsch überstand, musste dort sein Leben unter unmenschlichen Bedingungen fristen. Die Überlebenschancen waren sehr gering.

Den Juden erging es nicht besser (Hof- und Schutzjuden ausgenommen). Maria Theresia setzte die Ausweisungspolitik ihrer Vorgänger fort.

Zitat Maria Theresia: „ich kenne keine ärgere Pest … als dise Nation, … mithin sie so vill sein kan, von hier abzuhalten und zu vermindern…“. Über die vielen Juden in Böhmen äußerte sie sich „44.000 Juden, ich gestehe es, das erregt Angst und Abscheu“.
Nach der Besetzung Prags durch Preußen kursierte das Gerücht, die dortigen Juden hätten sich „zu allem Bösen gebrauchen lassen … und 200 vom Judengesindel hätten heimlich Kanonen aus der Stadt geschafft und sich zur Beschützung des feindlichen Guts bewaffnen lassen“.
Nach dem Abrücken der Preußen plünderten österreichische Husaren das Judenviertel und zerstörten es bis auf die Grundmauern. In Prag gab es kein Haus, in dem nicht ein Toter oder blutig Geschlagener war. Auch an anderen Orten kam es zu Ausschreitungen wie Folter und Mord. Ein Mann wurde mit den Handflächen an ein Tor genagelt, Bethäuser und Friedhöfe wurden geschändet, Thorarollen zerrissen und in den Schmutz getreten.
Es ist nicht bekannt, dass Maria Theresia diesem Treiben Einhalt geboten hätte. Sie hat es  gedultet, zumindest aber weggesehen. Da sie nicht eingeschritten ist, liegt die volle politische Verantwortung bei ihr.

Im Dezember 1744 befahl Maria Theresia, dass sämtliche Prager Juden sofort die Stadt verlassen sollten.
Prag galt zu dieser Zeit als die Hauptstadt des europäischen Judentums. Die dortige Judengemeinde existierte seit dem Mittelalter und machte mit mehr als 10.000 Menschen ein Viertel der Gesamtbevölkerung Prags aus.
Einflussreiche Juden versuchten verzweifelt, die Mächte im Reich und in Europa zu veranlassen, bei Maria Theresia zu intervenieren. Jüdische Bittschriften nahm Maria Theresia nicht entgegen. Niemand bei Hofe wagte es, sich bei ihr unbeliebt zu machen, denn die Königin war so zornig, „dass einige gute Herrschaften, so zu Gunsten der Juden … moniert, von ihr … ganz feurig zurechtgewiesen worden mit unglaublichen Schimpfworten“.
Es wurde sogar befohlen, keinen Juden bei Hof einzulassen und wer es trotzdem wagte, sei zu verhaften.
Auch Argumente wie Nächstenliebe, wirtschaftliche Vernunft, kalte Jahreszeit, zahlreiche Kinder, Alte und Gebrechliche, große Personenzahl sowie fehlende Transportmittel, stießen bei ihr auf taube Ohren.
Sie war lediglich bereit, den Ausweisungstermin zunächst auf Ende Januar, dann auf Ende März 1745 hinauszuschieben, „Die Juden müssen alle hinaus …“.

Das war das Ende der größten jüdischen Gemeinde. 10.000 mussten Prag verlassen. Viele von ihnen starben auf den Straßen.
Im Juni 1746 verbot Maria Theresia bei hoher Geldstrafe, Juden in einer geschlossenen Ortschaft zu beherbergen.
Bei Alteingesessenen befahl sie „Sie müssen auch fort“.
Aus Prag wurde vermeldet, die Königin erkenne zwar an, dass die Juden "womöglich ehrliche Leute seien, aber sie wolle sie trotzdem in ihren Ländern einfach nicht haben".

Interventionen des Erzbischofs von Mainz, des Papstes, des osmanischen Sultans, ja sogar ihres Ehemannes Kaiser Franz Stephan konnten sie nicht umstimmen. Sie betrieb die letzte große Judenverfolgung vor dem Holocaust und war der festen Überzeugung, an den Juden, den notorischen Verrätern, Betrügern und verstockten Christusmördern  ein gottgefälliges und gerechtes Werk zu tun.

Im Spätsommer 1746 waren Prag und Umgebung praktisch judenfrei. Aber wo sollten sie hin? In allen europäischen Ländern waren Juden nicht gern gesehen. Sie besaßen nirgends ein naturgegebenes Aufenthaltsrecht, waren allenfalls geduldet.

Im Gegensatz zu den Nationalsozialisten hat sich Maria Theresia auf den Protestanten, den gebannten und geächteten Ketzer Luther nicht berufen. Sie war Täterin aus eigenem Antrieb.
Aber auch ohne Luthers Hetzschrift, die damals rund 400 Jahre alt war, hätten die Nationalsozialisten so gehandelt, wie sie gehandelt haben. Die Berufung darauf war lediglich ein propagandistisches Manöver.

Maria Theresias Sohn, Kaiser Joseph II, ließ in den Jahren 1780 bis 1790 in Nordböhmen eine Festungsstadt erbauen, die er zu Ehren seiner Mutter Theresienstadt nannte.
Wie wir heute wissen, war diese Namensgebung kein gutes Omen. Die Judenverfolgerin Maria Theresia wurde zur Namenspatronin einer Stadt, in der während des nationalsozialistischen Holocausts rund 141.000 Juden inhaftiert waren, von denen ca. 33.000 dort ihr Leben lassen mussten.

Quellen:
Wikipedia; Gidal, Die Juden in Deutschland, S. 82 ff, Bertelsmann Verlag, ISBN 3-89508-540-5.
Die Fakten zu Maria Theresia sind zum großen Teil dem Buch „Maria Theresia“, Kap. XI u. XII, von Barbara Stollberg-Rilinger, Verlag C. H. Beck, ISBN 978 3 406 697487, entnommen. Kursive Texte sind wörtliche Übernahmen.

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8 Kommentare

Die Judenverfolgungen des 3. Reiches unterschieden sich von denen früherer Zeiten durch die staatlich angeordnete, zielgerichtete, restlose Ausrottung der Juden (Endlösung).
Dass so etwas im aufgeklärten 20. Jahrhundert möglich war, dass man den Schmutz früherer Jahrhunderte nicht von den Füßen schüttelte, ist unbegreiflich.
Leider gibt es immer noch Unbelehrbare.

Romi, vielen Dank für den Link!

Hier noch so ein paar Sätze von einem, dem ganz Deutschland zum An- und Gedenken einen gesetzlichen Feiertag widmet:

Juden

„Wie es unmöglich ist, dass die Aglaster ihr Hüpfen und Getzen lässt, die Schlange ihr Stechen: so wenig lässt der Jüde von seinem Sinn, Christen umzubringen, wo er nur kann.“ (Tischreden. Erlanger Ausgabe der Werke Luthers, Bd. 62, S. 375)

„Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören.“ (Von den Juden und ihren Lügen, Tomos 8, S. 88ff)

„Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will.“ (Luther: Handbuch der Judenfrage, S. 182)

„Ich will meinen treuen Rat geben.
Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich..
Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben ...“ (Luther: Handbuch der Judenfrage, S. 233-238)

„Wenn ein Dieb zehn Gülden stiehlet, so muß er henken; raubet er auf der Straßen, so ist der Kopf verloren. Aber ein Jüde, wenn er zehn Tunne Goldes stiehlet und raubet durch seinen Wucher, so ist er lieber denn Gott selbs.“ (Luther: Von den Jüden und ihren Lügen. Erlanger Ausg. Bd. 32. S. 244)

"Denn es gibt viele Schwätzer, Ungehorsame und Schwindler... die aus dem Judentum kommen. Diese Menschen muß man zum Schweigen bringen...es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen, die zu nichts Gutem taugen." (Paulusbrief an Titus 1, Verse 10-16)

"Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen" (1923). Die Reichskristallnacht fand in der Nacht zu Luthers Geburtstag statt und auch bei den Nürnberger Prozessen beriefen sich die Nazis ausdrücklich auf Luthers Anti-Juden-Schriften. Die Judenverfolgung ist also keine Erfindung der Nazis, sondern hat kirchliche Tradition. Hitler sagte: "Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher."

Gehorsam gegenüber der Obrigkeit

„Ich möchte mich fast rühmen, dass seit der Zeit der Apostel das weltliche Schwert und die Obrigkeit noch nie so deutlich beschrieben und gerühmt worden ist wie durch mich. Sogar meine Feinde müssen das zugeben. Und dafür habe ich doch als Lohn den ehrlichen Dank verdient, dass meine Lehre aufrührerisch und als gegen die Obrigkeit gerichtet gescholten und verdächtigt wird. Dafür sei Gott gelobt!“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Leiden, Leiden, Kreuz, Kreuz, ist der Christen Recht, das und kein anderes (zitiert nach Arnulf Zitelmann, 1997, "Widerrufen kann ich nicht. Die Lebensgeschichte des Marthin Luther", Beltz & Gelberg (S. 123).

Christen verzichten darauf, sich gegen die Obrigkeit zu empören.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

„Denn freilich streiten die Christen nicht, noch gibt es bei ihnen eine weltliche Obrigkeit. Ihre Herrschaft ist eine geistliche Herrschaft, und dem Geiste nach sind sie niemandem als Christus allein unterworfen. Mit Leib und Besitz aber sind sie dennoch der weltlichen Obrigkeit unterworfen und Gehorsam schuldig. Wenn sie nun von der weltlichen Obrigkeit zum Kriege aufgerufen werden, sollen und müssen sie kämpfen, aus Gehorsam, nicht als Christen, sondern als Glieder und als untertänige, gehorsame Leute, dem Leibe und dem zeitlichen Besitze nach.“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

„Wenn es rechtmäßig zugeht, hat die Obrigkeit mit ihren Untertanen nichts anderes zu tun, als das Recht zu bewahren, Gericht zu halten und Urteile zu fällen. Wenn sie sich aber empören und auflehnen, wie es jüngst die Bauern taten, ist es recht und billig, gegen sie mit Gewalt vorzugehen.“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

„Das Amt eines Richters ist hoch zu achten. Es ist ein göttliches Amt, ob er nun mit dem Munde Recht spricht oder es als Scharfrichter mit der Faust vollzieht.“ (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

„An sich ist das Amt des Schwertes recht und eine göttliche, nützliche Ordnung, und Gott will, dass sie nicht verachtet, sondern gefürchtet und geehrt wird und Gehorsam genießt. Anderenfalls soll es nicht ungerächt bleiben, wie der heilige Paulus Römer 13, 2 schreibt. Denn er hat eine doppelte Herrschaft unter den Menschen aufgerichtet: eine geistliche, durch das Wort und ohne Schwert, wodurch die Menschen fromm und gerecht werden sollen, so dass sie mit dieser Gerechtigkeit das ewige Leben erlangen. Solche Gerechtigkeit bewirkt er durch das Wort, das er den Predigern aufgetragen hat. Die andere Herrschaft ist weltlich durch das Schwert, damit diejenigen, die nicht durch das Wort fromm und gerecht für das ewige Leben werden wollen, dennoch durch diese weltliche Herrschaft gezwungen werden, fromm und gerecht zu sein vor der Welt. Und solche Gerechtigkeit bewirkt er durch das Schwert.“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Frauen

Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, daß sie sollen stille sitzen (zitiert nach Arnulf Zitelmann, 1997, "Widerrufen kann ich nicht. Die Lebensgeschichte des Marthin Luther", Beltz & Gelberg (S. 111).

„Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass die Männer durch sie geboren werden.“

„Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da.”

„Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen... Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden, sie richten viel Schaden an.“ (Predigt von 1526, Weimarer Ausgabe 16, S. 551)

Krieg

So ist es auch: Wenn ich das Amt ansehe, das Krieg führt, wie es die Bösen bestraft, die, die Unrecht haben, tötet und solchen Jammer ausrichtet, da scheint es ein durchaus unchristliches Werk zu sein und in jeder Hinsicht gegen die christliche Liebe. Sehe ich aber darauf, wie es die Gerechten beschützt, Frau und Kind, Haus und Hof, Gut, Ehre und Frieden damit erhält und bewahrt, so ergibt es sich, wie wichtig und göttlich das Werk ist. Und ich merke, dass es auch ein Bein oder eine Hand abhaut, damit nicht der ganze Leib stirbt. Denn wenn nicht das Schwert entgegentritt und den Frieden bewahrt, müsste alles, was es in der Welt gibt, im Unfrieden verderben. Deshalb ist ein solcher Krieg nichts anderes als ein kleiner, kurzer Unfriede, der einem ewigen, unermesslichen Unfrieden wehrt, ein kleines Unglück, das einem großen wehrt.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Darum ehrt auch Gott das Schwert mit so hohen Worten, dass er es seine eigene Ordnung nennt (Römer 13, 1) und nicht will, dass man sage oder denke, die Menschen hatten es erfunden und eingesetzt. Denn die Hand, die das Schwert führt und tötet, ist dann auch nicht mehr eines Menschen Hand, sondern Gottes Hand, und nicht der Mensch, sondern Gott henkt, rädert, enthauptet, tötet und führt den Krieg. Das alles sind seine Werke und sein Gericht.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

„Ich möchte mich fast rühmen, dass seit der Zeit der Apostel das weltliche Schwert und die Obrigkeit noch nie so deutlich beschrieben und gerühmt worden ist wie durch mich. Sogar meine Feinde müssen das zugeben. Und dafür habe ich doch als Lohn den ehrlichen Dank verdient, dass meine Lehre aufrührerisch und als gegen die Obrigkeit gerichtet gescholten und verdächtigt wird. Dafür sei Gott gelobt! Denn weil das Schwert von Gott eingesetzt worden ist, um die Bösen zu bestrafen, die Gerechten zu beschützen und den Frieden zu bewahren, Römer 13, 4; 1. Petrus 2, 14, ist auch überzeugend genug bewiesen, dass Kriegführen und Töten von Gott eingesetzt sind und, was der Lauf des Krieges und das Kriegsrecht mit sich bringen. Was ist ein Krieg anderes als Strafe für das Unrecht und das Böse? Warum führt man Krieg, außer dass man Frieden und Gehorsam haben will?“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Behinderte

„Wenn man aber von den teufelsähnlichen Kindern erzählt … so halte ich dafür … dass es wahre Teufel sind.“ (Luther über behinderte Kinder)

Tyrannen besser als Bauern!

"Steche, schlage, würge hie, wer da kann. Bleibst du darüber tot, wohl dir, einen seligeren Tod kannst du nimmer mehr erlangen".(Luther über die aufständischen Bauern, Weimarer Ausgabe 18, S. 357 f)

„Es ist besser, wenn Tyrannen hundert Ungerechtigkeiten gegen das Volk verüben, als dass das Volk eine einzige Ungerechtigkeit gegen die Tyrannen verübt.”

„Die Bauern gaben bei ihrem Aufruhr an, die Herren wollten das Evangelium nicht predigen lassen und schindeten die armen Leute, deshalb müsste man sie stürzen. Aber ich habe darauf geantwortet: Obwohl die Herren damit unrecht taten, sei es trotzdem weder billig noch recht, auch unrecht zu tun, d. h. ungehorsam zu sein und Gottes Ordnung zu zerstören, die nicht in unserer Verfügung steht. Sondern man müsse das Unrecht leiden.“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Man darf dem Pöbel nicht zuviel pfeifen, er wird sonst gern toll. Es ist billiger, ihm zehn Ellen abzubrechen, als ihm in einem solchen Falle eine Handbreit, ja, die Breite eines Fingers einzuräumen. Und es ist besser, wenn ihm die Tyrannen hundertmal unrecht tun, als dass sie dem Tyrannen einmal unrecht tun. Denn weil ja das Unrecht gelitten werden muss, so ist vorzuziehen, durch die Obrigkeit zu leiden, als dass die Obrigkeit durch die Untertanen zu leiden hat. Denn der Pöbel besitzt und kennt kein Maß. In jedem einzelnen stecken wohl mehr als fünf Tyrannen, So ist es besser, von einem Tyrannen, d. h. von der Obrigkeit, Unrecht zu leiden als von unzähligen Tyrannen, d. h. vom Pöbel.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Wenn sich die Untertanen gegen die Obrigkeit stellen, rächen sie sich selber und machen sie sich selber zum Richter. Und das ist nicht nur gegen Ordnung und Gebot Gottes, der sich Gericht und Rache selbst vorbehalten hat, sondern auch gegen jedes natürliche Gesetz und jede Billigkeit, wie man sagt: "Niemand darf sein eigener Richter sein" und auch: "Wer zurückschlägt, ist im Unrecht."
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Zuerst: Wenn sie sehen, dass die Obrigkeit ihrer eigenen Seele Seligkeit so gering achtet, dass sie wütet und unrecht tut, was kümmert es dich dann, dass sie dir deinen Besitz, dein Leben, deine Frau und dein Kind verderben? Deiner Seele kann sie doch nicht schaden. Sie schadet sich selber mehr als dir, weil sie ihre eigene Seele verdammt, worauf dann das Verderben ihres Lebens und Besitzes folgen muss. Meinst du nicht, dass es schon streng genug gerächt ist?
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

„So geschieht es freilich auch überall und ist geschehen, dass die geschlagen werden, die ohne Grund den Krieg anfangen, denn sie können zuletzt doch nicht dem Gericht Gottes. d. h. seinem Schwerte, entrinnen. Er findet und trifft sie schließlich doch, wie es auch jetzt den Bauern in Aufruhr ergangen ist.“
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Der Pöbel braucht eine harte Obrigkeit!

Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Könnten sie auf bessere Art zu regieren sein, würde Gott auch eine andere Ordnung über sie gesetzt haben als das Schwert und die Tyrannen. Das Schwert zeigt deutlich an, was für Kinder es unter sich hat, nämlich nichts als verdammte Schurken, wenn sie es zu tun wagten. Darum rate ich, dass ein jeder, der hier mit einem guten Gewissen handeln und das Rechte tun will, mit der weltlichen Obrigkeit zufrieden sei und sich nicht an ihr vergreife.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

> "Die Judenverfolgungen des 3. Reiches unterschieden sich von denen früherer Zeiten durch die staatlich angeordnete, zielgerichtete, restlose Ausrottung der Juden (Endlösung)."

Das hätte man gemacht, wenn man die Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts gehabt hätte.

> "Dass so etwas im aufgeklärten 20. Jahrhundert möglich war, dass man den Schmutz früherer Jahrhunderte nicht von den Füßen schüttelte, ist unbegreiflich."

Wenn man nicht begreift, was da immer wieder passiert, passierts immer wieder...

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