800 Jahre St. Jakobi-Kirchengeschichte in Peine – St. Jacobus, das heißt Wandern!
Glaubt man den Grabungsbefunden der Peiner Marktplatz-Grabung von 1985, so befand sich Peines erste Kirche mit dazugehörigem Kirchhof (auch: Gottesacker/modern: Friedhof) um 1220, als wahrscheinlich Gunzelin bereits die Stadtanlage Peines betrieb, zu Füßen der Burg, auf dem heutigen Marktplatz. Ein Archäologenteam aus Braunschweig legte nicht nur Fußboden- und Fundamentreste (im modernen Pflaster gekennzeichnet, bzw. ist ein Pfeiler mit Bronzebuch aufgemauert), der Kirche und eines möglichen Vorgängerbaus frei, sondern entdeckte auch Kindergräber und Massengräber auf dem umgebenen Kirchhof, auf den auch schon Skelettfunde in den 1950er Jahren hindeuteten.
Vor rund 800 Jahren dürfte diese erste Peiner Jacobus-Kirche schon existiert haben; farbig dargestellt ist sie noch auf der bekannten Belagerungsszene während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23), auf der Peiner Hochzeitsschüssel. Wie die Pfarrkirchen der Stadt Hildesheim, deren Rat Peine damals unterstand, wurde St. Jakobi 1542 bereits lutherisch. Bei den Stadtbränden von 1557 und letztlich 1593 wurde die alte Kirche vernichtet. Beim Wiederaufbau der Stadt beschloss man, den Marktplatz zu vergrößern. Darauf wurde die neue Jakobikirche einige hundert Meter südöstlich am heutigen Standort errichtet. Bis auf den Turm musste aber auch dieses Gebäude schon 1692 durch einen Neubau ersetzt werden, eine schlichte Barockkirche mit Tonnengewölbe, die aus statischen Gründen dann 1726 vierzehn Stützpfeiler erhielt.
Das Jahrhundert der Katastrophen
Das 16. Jahrhundert brachte den Peinern viel Unheil. Zwar hielt die Burg den schweren Belagerungen der Stiftsfehde-Zeit stand, und wurde sagenhaft zum Eulennest erklärt, aber strohgedeckte Bürger-Häuser sorgten für verheerende Brandkatastrophen, deren letzte sogar Vorburg und Archivbestände vernichtete!
Beim Neuaufbau schrieb man den Bürgern Löscheimer, Brandhaken und Ziegelbedachung vor, und auch das Stadtbild änderte sich stark. Spätestens zu diesem Zeitpunkt verlegte man auch den Kirchof außerhalb der Stadtbefestigungen und errichtete die Kapelle St. Georg auf den sogen. heutigen „alten Friedhof hinter der Bahn“. Leider wurde diese trotz massiver Bürgerproteste im 19. Jahrhundert abgerissen. Rezente alte Grabsteine, auch prominenter Peiner, erzählen noch heute von den vergangenen Zeiten.
Ende des 19. Jahrhunderts war Peine bereits ein florierender Industrie-Standort und man entschied die marode alte St. Jakobikirche durch einen vollständigen Neubau zu ersetzen, auch gefördert durch eine großzügige Spende des ehemaligen Peiner Bürgers Adolf Wilhelm Krasnapolsky, der 1911 zur Ausgestaltung des Herzbergs weitere 30.000 Mark stiftete.
1896 erfolgte dann die Grundsteinlegung (Foto) zur heutigen St. Jakobikirche.
Stichwort „St. Jacobus“: Modern gesprochen lag man auch in Peine mit dieser Namensgebung voll im Trend der Zeit, denn diese Wahl war keinesfalls ein lokales Phänomen! Die mittelalterliche Jakobs-Verehrung drückte sich neben den bekannten Pilgerrouten nach Santiago de Compostela seinerzeit eben auch in der gleichartigen Benennung zahlreicher Kirchen aus.
Gruß zurück aus Peine, hab allerdings bis eben gar nicht so recht an den Fasching und seine Folgen gedacht ;-))