1941 - Vor 75 Jahren wurden die Ölsburger endlich zu Peinern
Ölsburg ist eine der ältesten Siedlungen im Tal der Peiner Fuhse und findet schon Erwähnung in frühmittelalterlichen Quellen; weit über ein Jahrtausend aber, wurde der Ort nicht von Peine verwaltet!
Um 900 wird bereits ein Bodo von Oelsburg schriftlich erwähnt. Die sächsischen Fürsten trafen sich laut einer alten urkundlichen Angabe 984 bei Eckehard von Assel auf der Burg Assel (Hesleburg) und kamen überein, die Rechte des jugendlichen Otto III gegen den Herzog Heinrich von Bayern zu verteidigen. Die Grafen von Assel waren ein hoch angesehenes Geschlecht geworden. Hedwig von Assel verheiratete sich seinerzeit mit dem Grafen Altmann von Oelsburg (er verstarb um 1002), dem vor der Jahrtausendwende auch die Burg Stederburg und das dazugehörige Dorf gehörten. Hedwig als Witwe wandelte ihren Stammsitz die Oelsburg später in ein Chorherrenstift („Männerkloster“) um; die ziemlich heruntergekommene Stederburg hingegen wurde ein Frauen-Stift (Kloster).
Um 1600 war die alte Schreibweise „Alsborch“ üblich, wie historische Landkarten beweisen. An den Fuhselauf angrenzend, könnte hier schon vor über 1200 Jahren eine Furt gelegen haben, die man kontrollieren wollte. Noch immer suchen Heimatforscher nach greifbaren Belegen für die Burg in Ölsburg, wo es immerhin noch die „Burgstraße“ im alten Ortskern gibt. Die Spatenforschung könnte hier eines Tages auf die entsprechenden Fundamente stoßen; abwarten ist angesagt.
Der Ort war als Teil des Amtes Vechelde seit 1643 eine Exklave des Landes Braunschweig, also des früheren Herzogtums Braunschweig. Die besondere Lage Ölsburgs machte es zum Zankapfel und führte vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit oft zu Streitigkeiten zwischen den Braunschweiger Herzögen und Bischöfen des Bistums Hildesheim. Fuhse-aufwärts steht die Hildesheimer Festung Steinbrück (Vorgängerbau schon um 1367), abwärts folgte die ältere Burg Peine, gleichfalls lange Hildesheimer Grenzfeste: also hatten die Braunschweiger Herzöge mit Ölsburg als Außenposten jahrhundertelang „den Fuß in der Tür“ der Hildesheimer Stifter! Zum Landkreis Peine kam Ölsburg tatsächlich erst 1941!
Erz, Kali und Erdöl
Mit der Gründung der Ilseder Hütte 1858 und dem darauf folgenden Hochofenbau begannen die industriellen Umwälzungen der Region. In den Jahren 1900 bis 1928 wurde im Kaliwerk Wilhelmshall-Ölsburg Bergbau auf Kalisalze betrieben. In den Jahren 1931 bis 1932 versuchte man zudem mit mäßigem Erfolg Erdöl zu gewinnen.
„Neuölsburg“ war eine Arbeitersiedlung für damalige Mitarbeiter der Ilseder Hütte und der angeschlossenen Bergwerke. Das kleine Dorf Ölsburg wurde durch die florierende und schnell expandierende Ilseder Hütte unvorbereitet mit fremden Menschen aller Berufe „überschwemmt“. Wohnraum war dringend nötig!
Die „Hütte“ baut den Arbeitern ein Dorf zum Wohnen!
Die Hütte kaufte daher 1870 in Ölsburg einen recht großen Bauernhof mit Ländereien und erstellte darauf ein komplett neues Dorf für alle Beschäftigten vom Direktor bis zum Hüttenarbeiter einschließlich Arzt, Zahnarzt, Apotheke und Konsum und nannte es 1875 Neu Ölsburg. Zu jeder preisgünstigen Arbeiterwohnung gehörte eine kleine Stallanlage und 2.000 m2 Feld- und Gartenland für den landwirtschaftlichen Nebenerwerb.
Die Einwohner wurden von der Hütte rundum versorgt,
was seinerzeit einzigartig in Deutschland war! Vom Arzt, Zahnarzt, der Hütten-Apotheke, dem Hüttenkonsum, zwei Schulen, einem Sportplatz, einem Freibad, einem Badehaus mit Sanitätsstation, medizinischen und normalen Wannenbädern und Duschen profitierten die Bewohner entweder preisgünstig oder gar kostenlos.
Darüber hinaus gab die Hütte Geld für Wohnungen, Kirchen und Schulbauten auch in den umliegenden Ortschaften. Die Siedlung im Norden des alten Dorfkerns war bis 1964 eine unabhängige Gemeinde mit eigener Verwaltung.
Vor 45 Jahren, am 1. Februar 1971, erfolgte letztlich der Zusammenschluss Ölsburgs mit den umliegenden Orten zur heutigen Gemeinde Ilsede.
Das ist ganz genau mein Thema, die Geschichte eines Ortes von den Anfängen der Historie über alle Zeiten der Entwicklung zu verfolgen; Spaten, alte Dokumente, Landkarten und dazu noch Luftaufnahmen – ich genieße es.
Der kleine Ort Calenberge bei Magdeburg hat vor 2-3 Jahren eine wunderbare Festschrift zu seinem wohl 800-jährigen Bestehen herausgegeben, vollgestopft mit alten Stichen usw. – aber solche spannenden Bücher sind eine Rarität.
https://www.yumpu.com/de/document/view/4884429/fes...