Rien de déclarer – Nichts zu verzollen
Ein kleiner Ort in den 90gern – in Frankreich, oder auch in Belgien – je nachdem von wo man es betrachtet, denn die Grenze zwischen beiden Ländern verläuft mitten hindurch.
Die Zöllner auf beiden Seiten verbindet eine tiefe Abneigung – vor allem Ruben auf der belgischen Seite läßt seiner Meinung über die „Franzacken“ freien Lauf.
Matthias auf der anderen Seite ist sein Lieblingsfeind, und für ihn bricht eine Welt zusammen als die Grenzkontrollen abgeschafft werden sollen – doch nicht nur für ihn; die Besitzer des ebenfalls direkt auf der Grenze stehenden Lokals „No Man´s Land“ fürchten ebenfalls um ihre Existenz; die Idee „Europa“ trifft auf auch Ablehnung.
Zur Vorbereitung der Aufhebung fester Grenzkontrollen wird ein „Mobiles Einsatzkommando“ zusammengestellt – und es trifft ausgerechnet das Dreamteam das nicht nur mit ihren internen Problemen fertig werden muß – vor allem weiß Matthias – wenn der impulsive und schießwütige Ruben erfährt daß ausgerechnet sein Kontrahent und Kollege wider Willen mit dessen Schwester heimlich liiert ist droht eine Katastrophe....
Filmemacher Dany Boon stammt aus der Gegend, was schon den unübertrefflichen Charme seines Erfolgsfilms „Willkommen bei den Schtiís“ ausmachte, doch an diesen kommt „Nichts zu verzollen“ nicht heran.
Die liebenswerte Art der „Schtiís“ wird weitgehend durch eine teilweise recht derbe Handlung ersetzt die dennoch keine Längen hat und durchaus humorvoll und unterhaltsam ist – hier bekommen viele ihr Fett weg, und man merkt Boon´s Lokalcolorit deutlich.
Besonders den „Schti“- Dialekt habe ich vermisst, er fehlt fast völlig, und das die Fremdenfeindlichkeit sich vor allem auf der belgischen Seite bemerkbar macht verstört doch etwas in seiner scheinbaren Einseitigkeit – wozu auch gehört daß auf französischer Seite ganz selbstverständlich eine farbige Zöllnerin ihren Dienst versieht. Auch aus dieser Rolle hätte Boon vielleicht mehr machen können; Einiges scheint im Ansatz stecken geblieben zu sein.
Beklemmend für mich war daß – und das zeigt sich vor allem auch ganz am Schluß – daß der Film durch die Ereignisse in Norwegen in seiner Intention eine erschreckende Aktualität erlangt hat.
Mein Fazit: Durchaus sehenswert!
Weitere Infos: http://www.nichts-zu-verzollen.de/de/
Vor allem die Pressemappe ist sehr informativ
Nein, Dany Boon ist ein echter "Schti", wie die Franzosen im Nord-Pas-De-Calais bezeichnet werden. So kennt er auch das belgisch-französische Verhältnis gut.
Die hier gezeigten Eigenschaften haben allerdings nichts mit der "Angst vor dem Unbekannten" zu tun - sondern beruhen auf zum Teil jahrhunderte alte Vorurteile und Überheblichkeiten und daher meine Verwunderung, denn die Franzosen sind für ihren Nationalstolz bekannt, und so gibt es gerade in den Regionen mit anderen Traditionen wie der Bretagne und dem Elsass (die Korsen sind noch ein Sonderfall) auch immer noch Konflikte.
Mit "Chocolat" hast du natürlich Recht - der erste Film dieser Art war für mich aber "Die fabelhafte Welt der Amélie" - "Das Labyrinth der Wörter" mit Gérard Depardieu haben wir im Kino leider verpasst.
Miriam, diese Filme leben von Charakterdarstellern, einer gehaltvollen Geschichte mit Tiefgang und einem überaus liebenswerten Charme der sie stark abhebt vom action-lastigen, digital animierten Einheitsbrei. Von "Geschwafel" sind sie weit entfernt...