Hähnchen-Mastanlage, Ja oder nein?
Masthähnchen waren ausgestallt
Im Umkreis von Peine sollen Hähnchen-Mastanlagen gebaut werden. Bürgerinitiativen wehren sich dagegen. Nun besuchten die Aktiven Passiven des Peiner Walzwerker Verein das Forschungsgut in Ruthe, um sich über die Haltung von Mast-Hähnchen zu informieren.
In der Mastgeflügelhalle sahen die Besucher leider keine Hähnchen. Sie waren ausgestallt. Nach insgesamt 33 Tagen hatten die Tiere das Schlachtgewicht von zwei Kilogramm erreicht. Bei Dämmerlicht wurde das Geflügel verladen, damit soll aufkommender Stress bei den Hühnern vermieden werden. "Ein paar Stunden später beginnt die vollautomatische Schlachtung in Lohne bei Vechta", so Herr Mohwinkel, der die Gruppe führte.
Gleich nach dem Abtransport wird die Geflügelhalle gereinigt, der Mist auf die Felder gebracht. "Das stinkt doch, oder?", wollte einer der Walzwerker wissen. "Sicher", sagte Mohwinkel, "darum muss der Mist auch schnell in den Boden eingearbeitet werden." "Und was ist mit Feinstaub?", lautete eine weitere Frage. Den gebe es nur in der Halle und in der direkten Nähe des Gebäudes, so der Fachmann. Die Ruther Anlage kommt ohne Filteranlage aus. Klagen aus dem nur 400 Meter entfernten Ort gebe es nur ganz selten.
Mohwinkel erinnerte daran, dass der Ausbruch von Rinderwahn (BSE) in den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends den Verbrauch von Rindfleisch in Deutschland drastisch einbrechen ließ (pro Kopf von 21 Kilogramm im Jahr auf 7 Kilogramm). Daraufhin wandten sich die Verbraucher dem weißen Geflügelfleisch zu. "Die Nachfrage explodierte, Geflügel wurde sogar aus Südamerika und Asien importiert", berichtete Mohwinkel. Er erwähnte, dass die Tierschutz- und Umweltbestimmungen dort nicht annähernd an die deutschen heranreichen.
Es schloss sich ein Rundgang durch alle Ställe an, die mit speziellen Besuchergängen und Fenstern ausgestattet sind und einen entsprechenden Einblick in die Stallungen erlauben. Aus hygienischen Gründen jedoch ohne direkten Kontakt der Besucher zu den Tieren.
Der Viehbestand des Betriebes besteht aus einer Rindviehherde mit 85 Milchkühen und 120 Tieren weiblicher Nachzucht, Mutterkühen und Schafen, einer Sauenhaltung mit 90 Tieren zur Erzeugung von Absatzferkeln sowie Miniaturschweinen, 5.5000 Legehennen zur Eiererzeugung und vier Mastgeflügelarten mit 30.000 Tieren.
Statt nun bei den Hähnchen, gab es einen längeren Aufenthalt in der Putermastanlage.
Hochinteressant für die Besucher war später das Miterleben des Melkens einer Kuh mittels Melkroboter.
In Ruthe beschäftigen sich die Wissenschaftler nicht nur mit dem Schutz der Tiere, sondern auch mit Umweltschutz und Produktforschung. Dazu gehört aber auch, dass auf dem Gelände 70 Mini-Schweine für die Forschung in der Humanmedizin gehalten werden, die mitwach-sende Herzklappen für die menschliche Gesundheit liefern.
Die Walzwerker waren positiv überrascht, dass außerhalb der Stallungen kein Gestank wahrzunehmen war.
Ein Teilnehmer meinte sogar, dass es in seinem Wohnbereich im Herbst und Winter durch Kaminfeuer zu sehr viel mehr Geruchsbelästigung kommt.
Schweinegrippe, Geflügelpest, Gammeldöner - hierfür sieht Mohwinkel die Ursachen im Produkttourismus. Diese negativen Auswirkungen könnten aber auch Positives beinhalten. Wenn der Verbraucher in Deutschland produzierte Lebensmittel bevorzuge, käme dies den heimischen Landwirten zu Gute. "Sehen sie, wie abhängig sie voneinander sind?", fragte Mohwinkel.
Das anschließende gemeinsame Essen vor Ort mundete allen vorzüglich.