Der Spiegel
Wenn ich morgens in den Spiegel sehe, frage ich mich, wer ist das denn?
Bis kurz vorher ging es mir gut.
Aber dann.
Was macht der alte Mann da.
Ich fühlte mich mindestens um 12 Jahre jünger.
Man sollte es wie die Moslems im Ramadan tun. Bedeckt alle Spiegel, oder schafft sie ganz ab. Mit so alten Männern will ich nichts zu tun haben.
Dass meine Frau das aushält?
Irgendwie werden wir ja alle älter.
Wer nicht alt werden will muss jung sterben, sagt man. Aber so alt wie mein Spiegelbild?
Heute beim Einkaufen sollte ich Chippes Orientel mitbringen. Vielleicht gibt es heute Abend eine Flasche Weißwein aus Italien. Das hilft.
Aber morgen früh beim rasieren, was mache ich da?
Es ist längst noch nicht irgendwann. Doch seit gestern frage ich mich ob mein Adieu vielleicht voreilig ausgesprochen wurde.
Da gibt es einen Germanisten dachte ich, von dem ich was lernen kann.
Teja, wenn Du Germanist als unvorteilhafte Einschätzung ansehen sollte, ersetze das Wort durch ein neutrales, Mensch, Mann oder so.
Erst als heute Arno Schmidts bemerkenswerte Traumdeutung vor mir lag, ahnte ich, mit meiner Einschätzung Gymnasiallehrer nicht ganz richtig zu liegen. Spekulierte später auch in Richtung "Revoluzzer", in diesem Begriff steckt nichts Unvorteilhaftes, bitte nicht ersetzen.
Und wenn wir nichts anderes als eine eher „magere Schulbildung“ gemeinsam hätten, sollten wir uns nicht endgültig tschüs sagen. Ich schlage vor, wir verabreden uns wie Schwejk, in diesem Lokal um halb fünf nach dem Krieg.
Zunächst jedoch,ein Gläschen auf Dein Wohl!