Einbruch in der Dunkelheit
Heute Nacht waren sie da. Meine Frau sagte mir Bescheid. Wir verhielten uns ganz ruhig, damit wir sie bei ihrer Tat nicht stören. Um 23.30 Uhr kam das Erste. Nach einer halben Stunde das zweite Reh. Sie waren zunächst in unserer Wiese beim umgestürzten Birnenbaum, dann ging es zu unserer Terrasse und den letzten nicht abgedeckten Grünpflanzen. Bis 1 Uhr in der Frühe sind sie geblieben. Ich hatte mehrfach versucht sie mit der Kamera ohne Blitzlicht mit der „Sylvesterraketeneinstellung“ (3Sekunden ohne Wackeln) aufzunehmen. Es ist nur eines schemenhaft zu erkennen. Die Fuß- und Fraßspuren waren am nächsten Tag nicht zu übersehen. Um weiteren Hungeratakken der Tiere vorzubeugen, bin ich zu meinem Nachbarn Friedel gegangen. Der quetschte gerade Hafer für seine Pferde. Von ihm habe ich dann zwei Karren voll Heu und Stroh sowie Mohrrüben und aus unserem Keller von meiner Frau Äpfel bekommen. Die stelle ich für heute Nacht auf als kleine Futterhilfe für den Winter. In der ersten Januarwoche hatte in unserem Dorf der Jagdpächter ein verhungertes Stück Rehwild, das jemand in den Garten gelaufen und zu schwach zum Überleben war, erlösen müssen. Das sollte unseren Rehen doch nicht auch passieren.
Letzte Nacht waren sie wieder da und haben gefressen. Außer dem Naturerlebnis bekomme ich nichts von dem Rehwild ab.
Da wo gefüttert wird, dürfen die Jäger meines Wissens auch nicht jagen.
Wir freuen uns einfach darüber, dass es bei uns noch möglich ist, etwas größere Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Es wäre doch schade, wenn man diese Tiere nur noch in Großgehägen oder zoologischen Gärten sehen würde.