Ich habs gelesen – Zwei Bücher unserer jüngsten Geschichte
Buch 1 - Joseph Scholmer - Die Toten kehren zurück
Dieses Buch vom Verlag Kiepenheuer und Witsch kann man nur noch antiquarisch kaufen. Es ist keine leichte Sommerlektüre, wer aber ein Stück von unserer Deutschen Geschichte erfahren will, das schon fast vergessen scheint, sollte doch einmal reinschauen.
Dieser eindrucksvolle Bericht eines Berliner Arztes, der im Zuge der stalinistischen "Säuberungsprozesse" aus der „Sowjetzone“ in ein sibirisches Straflager gelangt, ist wirklich lesenswert. Workuta - Die nördlich des Polarkreises gelegene Stadt liegt in der autonomen Republik Komi am Nordende des Ural-Gebirges. Ich bin dort im Winter 1993/94 bei Seismologischen Forschungsarbeiten gewesen und habe einige Bilder angefügt. Das Pechora Becken mit den Orten Pechora, Uchta und Workuta gehört immer noch zu den interessanten Öl und Kohle Gebieten. Das Lager in Workuta für politische Gefangene (GULag) bestand vom 10. Mai 1938 bis mindestens 1960. Insgesamt waren bis zu 73.000 Personen inhaftiert, darunter kamen tausende deutsche Kriegsgefangene ums Leben. Die Häftlinge wurden bei der Kohleförderung und im Grubenbau eingesetzt. 1941 wurde die Stadt durch eine von Gefangenen errichtete Eisenbahnanbindung durch die Petschorabahn an den Rest der Welt angeschlossen. Am 26. November 1943 erhielt sie die Stadtrechte verliehen. Workuta spielte eine bedeutende Rolle als Zentrum für Arbeitslager, welche erst viele Jahre später aufgelassen wurden. Im Sommer 1953, kurz nach Stalins Tod, kam es unter den Lagerinsassen zu einem Aufstand, der nach kurzzeitigen Erfolgen blutig niedergeschlagen wurde. Durch die Ereignisse sah sich die sowjetische Führung jedoch genötigt, zunächst den Kriminellen, später auch Teilen der politischen Häftlinge Amnestie zu gewähren.
Wie ich dazu kam dieses Buch zu lesen.
Freunde von mir haben es mir gegeben. Die dort dargestellte Geschichte spiegelt fast die Geschichte ihrer Eltern wider. Ich habe Dr. Joachim Zirz und seine Frau Charlotte noch persönlich kennen und schätzen gelernt. Beide waren als Arzt bzw. Schwester im GULag Taischet. Joachim wurde in Dahme verhaftet und zu 25 Jahren verurteilt. Durch Fluchtversuch zu weiteren 25 Jahren. Von Mai 1949 bis Januar 1954 in verschiedenen Straflagern. Charlotte in Ostpreußen 1945 beim Einmarsch der Sowjets wegen singen von Liedern zu Zwangsarbeit verurteilt bis Januar 1954 im GULag Taischet in Zentralsibirien. Dort hatten sie sich kennen und lieben gelernt und nach ihrer Rückkehr 1954 in Hannover zurückgezogen gelebt. Über ihre Zeit in Sibirien haben sie kaum erzählt. Deshalb war ich interessiert jetzt in den Büchern etwas über ihr hartes Schicksal zu erfahren.
Wenn man den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine besser verstehen will, sollte man dieses Buch lesen. Es hilft die Russische Seele zu verstehen, und zeigt die schon damals aufgetretenen Konflikte der einzelnen Völker der ehemaligen Sowjetunion auf. Es scheint sich nicht viel geändert zu haben.
Buch2 - Wilhelm K.H. Schmidt - Verschworen. Verraten. Verfolgt.
ISBN 978-3 940635-28 0 (Das Buch ist nicht mehr lieferbar)
In dieser Dokumentation wird das Schicksal von 25 Bürgern aus Dahme in Brandenburg aufgezeichnet, die unangepasst waren und Widerstand gewagt haben. Hier hat man den Versuch gemacht, die Personen der Dahmer Gruppe und ihr Schicksal darzustellen.
Sie gerieten in die Fänge des sowjetischen Geheimdienstes und auf der Grundlage konstruierter und erpresster Anklagepunkte wurden sie drakonisch bestraft.
Hier kann man einen Ausschnitt lesen
http://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seiteng...
Als Zeitzeugen rufen sie uns zu:
„Gebt nie wieder radikalen Ideologien und ihren Heilsverkündern eine Chance, Macht über unser Volk zu gewinnen“ und „Wehret denn Anfängen“.
Scholmer, Joseph: Die Toten kehren zurück. Bericht eines Arztes aus Workuta.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1956.
(Signatur: H/l 53479)
Ein weiterer link gibt weitere Hinweise
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/literatu...
Ein kaum bekanntes tragisches Thema von Medien ignoriert. Danke für den Tipp.