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Juden in Pattensen 

  • Gedenktafel für die jüdischen Mitbürger in Pattensen an der St.Lucas Kirche.
  • hochgeladen von Karl-Heinz Mücke

Zum Gedenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger habe ich einmal eine kleine Zusammenfassung über die Juden und Jüdinnen in Pattensen erstellt.
Die benutzten Unterlagen und Autoren sind im Anhang aufgeführt.

Schon im 13. Jahrhundert sind Juden in Pattensen Urkundlich erwähnt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden aber erst den Juden gewisse Freiheiten im Königreich Hannover zugestanden. Im Bürgerbuch von 1845 gab es die ersten Eintragungen als anerkannte vollgültige Bürger.
Als König Georg V. 1863 Pattensen besucht, ist auch unter den Honeratioren der Vorsteher der Synagogengemeinde, der Bürstenbinder Ascher Wertheim aufgeführt.
Die jüdischen Mitbewohner werden Hausbesitzer in der Altstadt und sind auch Mitglieder bei der Feuerwehr und anderen Vereinen.
Auf den Gedenktafeln der Gefallenen des 1. Weltkrieges sind jüdische Mitbürger zu finden.
1846 gab es eine jüdische Schule mit 16 Kindern und einem Lehrer.
1885 lebten 82 jüdische Mitbürger in der Stadt (5,1% der Bevölkerung). Als Berufe sind u.a. aufgeführt Schlachter, Viehhändler, Bürstenmacher, Händler und Althändler.
Für die Juden gab es zwei Friedhöfe in Pattensen.
Der ältere wurde 1938 geschlossen und enteignet und ist heute ein Gartengelände. Auf dem zweiten noch existierenden Friedhof an der Straße „Zur Alten Mühle“ wurden von 1815 – 1937 verstorbene bestattet. Ca. 50 Grabsteine oder Sockel sind noch erhalten. Die Inschriften in hebräischer und deutscher Sprache ist zum großen Teil noch lesbar. Siehe Fotos.

Als die Nationalsozialisten unter Hitler die Macht ergriffen änderte sich auch in Pattensen das Verhältnis zu den Juden.
Die 1908 eingeweihte Synagoge in Pattensen wurde 1938 zerstört.
In der Nacht zum 10. November zerstörten SA Männer die Inneneinrichtung und die Fenster. Weil ein angrenzendes Haus einem Arier gehörte, und die Gefahr bestand, dass es auch Feuer fing, wurde sie nicht niedergebrannt.

„Am Morgen des 10. November wurde beobachtet, wie die jüdischen Männer dazu gezwungen wurden, ihre heiligen Thora-Rollen auf der Straße vor der Synagoge auszurollen und zu zerstören. Auch die jüdischen Friedhöfe blieben nicht verschont,die Grabsteine wurden teilweise zerstört und umgekippt. Die Fenster der Häuser, in denen Juden lebten, wurden mit Steinen eingeworfen und ihre Bewohner beschimpft.
Am 12.11.38 mussten dann die jüdischen Männer die Scherben und anderes, was auf der Straße lag, wieder beseitigen.
Während der Nacht zum 10. November wurden auch in Pattensen 10 jüdische Männer in sogenannte "Schutzhaft" genommen. Sie wurden mit den anderen 324 in Hannover und Umgebung verhafteten Juden ins Polizeigefängnis Hannover in der Hardenbergstraße sowie in die Turnhalle der ehemaligen Kriegsschule gebracht. Am 11. November morgens um 6.15 Uhr mussten dann 275 von ihnen, von Polizisten bewacht, zum Hauptbahnhof marschieren. Von dort wurden sie dann mit dem Zug ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.“ 3)

Mit Beginn des 2. Weltkrieges verschlimmerte sich die Lage der Juden bis die sogenannte “Endlösung“ auch in Pattensen 1942 durchgeführt wurde.
Pattensen gehörte damals zum Landkreis Springe und so schrieb der Landrat von Springe dem damaligen Bürgermeister von Pattensen im Auftrag der Geheimen Staatspolizei entsprechende Deportatiosverfügungen die der dann auch bestätigte.
Das Vermögen der Juden wurde gleichzeitig beschlagnahmt.
Am 23.Juli 1942 wurde die letzte jüdische Person, die 71 jährige Emilie Schürmann, aus Pattensen nach Theresienstadt gebracht und ermordet.

In Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden sind in Pattensen mehrere Gedenk und Stolpersteine gesetzt worden.
Große Holocaust Gedenkstätten gibt es nicht nur in Hannover und Berlin.
In Jerusalem wird natürlich auch in Jad Waschem auf 107 Steinwänden der über 5000 jüdischen Gemeinden, die während der Shoa ganz oder teilweise vernichtet wurden, gedacht.
Unsere Pastorin Carola Timpe konnte dort auf einem Gedenkstein auch Pattensen entdecken.
Am 9. November findet regelmäßig in Pattensen ein Ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Kranzniederlegeng beider Kirchen und der Stadt Pattensen zum Gedenken an die Reichsprogromnacht statt.

Hevenu shalom alechem - Wir wollen Frieden für alle.

Anhang:

Folgende Personen und Literatur wurde benutzt.

1) Riemer, A – Die Juden in Städten des Mittelalters
2) Aufgebauer,P – Die Geschichte der Juden in der Stadt Hildesheim im Mittelalter und in der frühen Neuzeit
3) Habermalz, W – Zur Geschichte der Juden in Pattensen
4) Anders, D - http://www.pattensen-geschichte.de/index.php
5) Marienfeld, W – Jüdische Lehrerbildung in Hannover 1848- 1923
6) Carola Timpe - Foto

  • Gedenktafel für die jüdischen Mitbürger in Pattensen an der St.Lucas Kirche.
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  • Gedenkstein am Platz der ehemaligen Synagoge
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  • Mit diesem Stolperstein
    soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Hier Jacob Apt aus Pattensen.
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  • Zweiter und letzter Jüdischer Friedhof in Pattensen
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  • An der Straße „Zur Alten Mühle“ wurden von 1815 – 1937 verstorbene bestattet.
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  • Die Inschriften der ca. 50 Steine in hebräischer und deutscher Sprache sind zum großen Teil noch lesbar.
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  • Hier in Pattensen das Denkmal für den Volkstrauertag
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  • Allen Opfern von Kriegen und Gewaltherrschaft gewidmet.
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  • Der gelbe Stern musste ab September 1941 getragen werden.
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  • Schreiben des Landrates von Springe und Antwort des Pattensener Bürgermeisters.
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  • Man nannte es Bericht über die Veränderung der Judenkartei.
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  • Von den 2173 deportierten Menschen aus Ahlem haben nur 144 die Befreiung von den Nazis erlebt.
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  • Holocaust Denkmal Hannover neben der Oper
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  • Nach der Kranzniederlegung am Holocaust Gedenktag.
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  • In Jad Waschem wird auf 107 Steinwänden der über 5000 jüdischen Gemeinden, die während der Shoa ganz oder teilweise vernichtet wurden, gedacht. Bild von Pastorin Timpe aus Pattensen.
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21 Kommentare

Das ist etwas alt, aber ein sehr interessanter Text.

Reden und Taten:
Die deutsch-jüdische Frage 2006
Ein Essay von Daniel Haw:
http://www.hagalil.com/archiv/2006/04/haw.htm

Dieses Essay ist wirklich lesennswert. In dieser Art habe ich bis heute nichts gelesen.

Von einem jüdischen Mitbürger habe ich den Satz in Erinnerung:"Warum holt ihr mich immer als Zeitzeuge, die meisten Zeitzeugen leben unter euch, befragt doch die."

KARL-HEINZ - auch ich bedanke mich !!!!!

. . . dass Du auf myHeimat einmal an die Macht der Unmenschlichkeit . . . an dieses unzerstörbare Erbe der deutschen Vergangenheit erinnerst, das die dunkelsten Jahre unserer Geschichte prägte.

Es war die Macht des einen Menschen die in dieser Epoche der Dummheit vieler Menschen bedurfte, um zu dem Handeln zu Lasten unserer jüdischen Mitbürger fähig zu sein das der Gewissenlosigkeit Tür und Angel öffnete. In einer verlorenen Zeit, in der alle ethischen Begriffe durcheinander gewirbelt wurden . . . in 12 Jahren einer abgründigen Bestätigung der grenzenlosen Bosheit des Bösen.

GRUSS RAINER

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