Die Ruine der Feste Calenberg
Südlich von Hannover fließt die Leine durch das Calenberger Land. In früheren Zeiten lag an ihren Ufern eine feuchte Auenlandschaft. Bei Schulenburg gab es, von zwei Leinearmen umgeben, eine Kalksteinmergelbank, die sich 10 Meter über das umliegende Niveau erhob. Es war der ideale Ort, um eine Burg zu errichten. Im Jahre 1292 setzte es der Welfenherzog Otto der Strenge in die Tat um. So entstand genau an der Grenze zum Bischöflich-Hildesheimer Fürstentum eine Wasserburg, von breiten Gräben umgeben, die zur Hauptburg des Calenberger Landes wurde und diesem seinen Namen gab. Sie erhielt den Namen Burg Calenberg. 1380 konnte die Burg bei der Belagerung durch den Bischof von Hildesheim bei der Hildesheimer Stiftsfehde erfolgreich verteidigt werden. Als vor etwa 500 Jahren immer mehr Feuerwaffen eingeführt wurden, war die Burg nicht mehr stark genug, um dieser neuen Kriegstechnik standhalten zu können. So wurden die Wassergräben eingeebnet, und sie wurde zur Festung ausgebaut. Diese hielt im Dreißigjährigen Krieg sogar einer längeren Belagerung stand und musste erst aufgegeben werden, als die Munition verbraucht war. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Feste Calenberg an Bedeutung und wurde geschleift.
Wenn man von Hannover kommend hinter Jeinsen über die Feldlandschaft schaut, dann fällt einem schon von Weitem, leicht zur Linken, die Hildesheimer Berge im Hintergrund, ein bewaldeter Höhenrücken auf. Es ist der Calenberg, auf dem die Ruinen der Festung liegen. Noch bevor man nach Schulenburg hineinfährt, biegt man nach links, vorbei am Welfengut Calenberg, auf die Straße nach Rössing ab. Man überquert die alte Leinebrücke, die 1751 erbaut wurde und erreicht kurz darauf den Calenberg.
Über eine malerische Brücke, die den ersten der beiden längst trockenen Wassergräben überquert, gelangt man an einer Pferdekoppel entlang über den zweiten Wassergraben in die eigentliche Festungsanlage hinein. Gleich rechts erhebt sich das optisch eindrucksvollste der noch erhaltenen Bauwerke. Es ist der Batterieturm mit seinen meterdicken Mauern. Man sollte eine Taschenlampe dabei haben, um im Inneren mehr zu sehen als nur Finsternis. Kleine Fenster und auch ein Deckenloch lassen etwas Licht eindringen.
Weiter folgt man dem Pfad durch eine urwüchsige Natur. Man erklimmt einen etwa sechs Meter hohen Hang und steht damit auf dem Festungswall, der die Anlage zu etwa zwei Drittel umgibt und auf dem der Weg weiter führt. Bald zur Linken führt eine kleine Spur hinunter. Dort erreicht man ein Kellergewölbe, das in den Hang gebaut ist. Weiter folgt man dem eindrucksvollen Pfad durch herrlichste Natur auf der Wallkrone entlang. Irgendwann erreicht man dessen Ende und befindet sich wieder am Batterieturm. Nach links erhebt sich eine deichförmige Erhöhung, die im April wunderbar mit Lerchensporn bewachsen ist. An der Stirnseite führt ein erster Eingang mit offenstehender Gittertür zum Corviniuskeller, der einst auch als Gefängnis gedient haben soll. Doch noch reizvoller ist der zweite Eingang, durch den man sich in weitläufigere Kellergewölbe hineinzwängen kann. In der Dunkelheit wird man sofort vom Abenteuer- und Forschscherdrang gepackt. Ab und zu ein kleines, vergittertes Fenster, durch das etwas Licht einfällt. Ansonsten ist es völlig finster. Im Lichtkegel der Taschenlampe blickt man auf altes Mauerwerk. Man leuchtet in den tiefen Brunnen hinunter, der noch sehr gut erhalten ist, und man folgt den Verliesen, die im Rechten Winkel angelegt sind. An einer Stelle öffnet sich ein Loch. Dort kann man zum Waldboden hinaufkriechen. Dann macht man sich, nachdem man das Ende erreicht und in jeden Winkel hineingeluchtet und alles ausgiebig betrachtet hat, an den Rückweg. Betreten darf man die unterirdischen Gewölbe im Winterhalbjahr allerdings nicht. Der Winterschlaf der Fledermäuse darf auf keinen Fall gestört werden. Und auch die Pfade sollte man aus Naturschutzgründen nicht verlassen.
Wenn man dann noch nicht genug hat, kann man noch einen Abstecher zur nahen Marienburg machen. Dort ist alles ordentlich und gepflegt, und auch sie ist erst recht märchenhaft. Doch reizvoller und ursprünglicher ist eben die Ruine Calenberg.
Nachtrag 2016: Bis auf den Corviniuskeller sind inzwischen alle Kellerräume verschlossen und nicht mehr zugänglich. Vermutlich aus Sicherheits- und Fledermausschutzgründen.
Siehe auch:
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<a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.myheimat.de/elze/kultur/schloesser-burgen-kloester-durch-das-calenberger-land-zu-osterwald-und-ith-d2436925.html">- Schlösser, Burgen, Klöster - Durch das Calenberger Land zu Osterwald und Ith</a>
<a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.myheimat.de/barsinghausen/freizeit/das-calenberger-land-zwischen-leine-und-deister-d2540314.html">- Das Calenberger Land zwischen Leine und Deister</a>
Ein lesenswerter, gut geschriebener Bericht, der viel Information und gelungene Bilder enthält. So macht myheimat Spaß und man lernt noch etwas, Klasse!