Leitstellenfrage: Göttingen schafft Fakten hinter verschlossenen Türen Osterode offenbar aus dem Rennen
Osterode/Göttingen. Stadt und Landkreis Göttingen betreiben gemeinsam eine Leitstelle, die alle Feuerwehr- und Rettungseinsätze sowie Krankentransporte im Kreisgebiet koordiniert. Für die Rettungsleitstelle ist ein Neubau in Göttingen vorgesehen, die Pläne sind bereits weit gereift. Dies berichtete das Göttinger Tageblatt in seiner Ausgabe vom Samstag(26.9.2015).
Diese Leitstelle soll nach der Kreisfusion auch den Raum Osterode mit abdecken, heißt es weiter. Die Bürgerinitiative „Für Osterode“ e.V., die bereits 2012 vor den Fusionsfolgen für Feuerwehren und Rettungsdienste gewarnt hatte, äußert sich nun besorgt über die aktuelle Entwicklung.
Das Nasarek-Architekten-Team hatte im Rahmen einer Standortanalyse fünf Varianten für die künftige Leitstelle untersucht und kommt in seinem Gutachten zu dem Schluss, dass „hinsichtlich der relativ geringen Baukosten“ die Verlegung der Leitstelle Göttingen in die feuerwehrtechnische Zentrale in Osterode die „kostengünstigste Möglichkeit der baulichen Erweiterung“ darstellt.
Allerdings, so führt Nasarek weiter aus, wäre ein Umbau in Osterode, der aktuelle DIN- und VDE-Normen erfüllt, angeblich nur „sehr eingeschränkt“ realisierbar und diese Lösung daher „unwirtschaftlich“. Die tatsächlich entstehenden Kosten für diesen Umbau werden jedoch nicht genannt.
Die Vorgaben der DIN 50518, um die es hauptsächlich dabei geht, waren 2011 ohne Übergangsfristen eingeführt worden. Viele notwendige Veränderungen sind in der Leitstelle Osterode bereits umgesetzt. Die möglicherweise entstehenden Kosten für Überspannungsschutz und Notstromversorgung, Störfestigkeit und elektromagnetische Verträglichkeit fielen in jeder Leitstelle an. Selbst wenn Osterode, wie es bei der Fusion als Minimalkonsens vereinbart wurde, als Redundanzleitstelle erhalten werden sollte, müssten die genannten Vorschriften eingehalten werden.
Die Bestands-Leitstelle in Osterode jetzt, wie es das Nasarek-Architekten-Team tut, ohne genaue Klärung des Handlungsbedarfs bei einem Umbau pauschal als „unwirtschaftliche Lösung“ zu bezeichnen, widerspricht dem Charakter eines Gutachtens. „Wir fordern, die tatsächlich entstehenden Kosten einer Umrüstung der Osteroder Leitstelle als zentrale Leitstelle gemäß der aktuell gültigen Normen zu ermitteln. Diese sollten dann der Göttinger Variante eines Neubaus mit zusätzlicher Redundanzleitstelle in Osterode gegenübergestellt werden. Wir erwarten, dass dies transparent geschieht, bevor eine Entscheidung für oder gegen einen Standort getroffen wird“, so Bernd Hausmann von der BI. Auch die genannten Synergieeffekte durch die Optimierung von Arbeitsabläufen seien nicht präzise beschrieben.
Die BI hatte sich in einem offenen Brief an den Göttinger Landrat Reuter gewandt, nachdem bekannt geworden war, dass in Göttingen hinter verschlossenen Türen bereits Fakten zur Leitstellenfrage geschaffen werden, ohne dass jemand in Osterode informiert worden wäre. Die Kreisverwaltung Göttingen wollte sich dem Göttinger Tageblatt gegenüber nicht zu dem offenen Brief und zu den dort aufgeworfenen Fragen äußern. „Wir werden erst die Mitglieder des Kreistages informieren“, sagte ihr Sprecher Ulrich Lottmann, „kommende Woche im Finanzausschuss“.
Zugleich dementierte Lottmann nicht, dass es offenbar interne Beschlüsse zugunsten eines Leitstellenstandortes in Göttingen gibt, auf deren Basis die Stadt Göttingen bereits plant. „Die Prioritäten scheinen klar. Aber so geht man nicht mit einem Fusionspartner um, auch wenn es der Kleinere ist“, erklärt Jon Döring von der BI, „wir sehen unsere vor der Fusion geäußerten Bedenken leider vollumfänglich bestätigt. Wer von den Osteroder Fusionsbefürwortern geglaubt hat, sie würden noch irgendetwas gefragt, nachdem der Fusionsvertrag unterzeichnet wurde, ist spätestens jetzt eines Besseren belehrt.“
Bürgerinitiative „Für Osterode“ e.V.
1. Vorsitzender Bernd Hausmann (Tel. (0 53 27) 46 03)
www.für-osterode.de
Pressemitteilung vom 28.09.2015
Foto: Bernd Jackisch