Es geht mit und ohne. Aber wie? Eine Satire über unseren Körper, Seite 7
Eva nimmt das Auto und fährt in die Klinik. Erst dort merkt sie, dass sie den weißen Kittel noch an hat. Die verwunderten Blicke interessieren sie nicht, sie will zu ihrem Adam.
Die Ärzte schicken sie wieder nach Hause. Sie durfte nur einen kurzen Blick durch ein Glasfenster auf ihn werfen. Es schien schlimmer zu sein wie das erste Mal. „ Lieber Gott lass ihn leben! Er will noch nicht sterben, er liebt das Leben und ich liebe ihn“.
Sie flüstert ihm zu: „Kämpfe! Du musst kämpfen!“ Aber er kann sie nicht hören. Fast schon ist er in einer anderen Welt. Ein Arzt sagt: „ Wir tun unserer Bestes, mehr kann ich nicht sagen. Hierbleiben hat keinen Sinn, Sie können nicht zu ihm. Rufen Sie später an:“Und schon war er hinter einer Tür verschwunden.
Eva kehrt in die leere Wohnung zurück. Es ist nicht die gleiche Wohnung. Alles wirkt anders. Die Küche ist fremd, das Sofa ist leer, das Schlafzimmer mag sie nicht betreten. Eben noch lag Adam auf dem Bett. Wird er wiederkommen? Und was –wenn nicht? Eva ruft ihre Schwester in Wiesbaden an und bittet sie zu kommen. Sie kann jetzt nicht alleine sein in dieser fremden Wohnung. Else nimmt sich eine Woche Urlaub und nun sitzen sie zu zweit in der Küche und warten auf einen Anruf aus dem Krankenhaus. Klingelt das Telefon wagt sich keiner dran. Meistens ist es jedoch ein Kunde. Die Stunden vergehen und Eva hält es nicht mehr aus, sie muss sich Klarheit verschaffen. Doch immer das Gleiche. Sein Zustand ist unverändert. Warten, immer nur warten. Das zehrt an den Nerven.
Krautköpfe vom Garten liegen in der Küche, sie sollten zu Sauerkraut verarbeitet werden. Else und Eva holen den Steintopf aus dem Keller, schneiden das Kraut und stampfen und stampfen. Ihre Wut wegen ihrer Hilflosigkeit lässt sie unermüdlich zu dem Stampfer greifen und als der Topf voll ist fragen sie sich: „Wozu das alles. Wer soll das Kraut nun essen, wenn unser Genießer nicht wiederkommt.“ Und schämen sich gleichzeitig ihrer Zweifel.
Am dritten Tag darf Eva zu ihm. Noch ist er nicht über dem Berg aber die Hoffnung wächst. Eva macht ihm Mut: „Du schaffst es wie immer. Das weißt du doch. Außerdem habe ich Sauerkraut eingemacht und ich mag es nicht alleine essen. Die Wohnung ist ohne Dich so leer und ungemütlich. Adam ich brauche Dich.“ Sein Lächeln nährt ihre Hoffnung.
Sie weiß er wird wiederkommen.
Nach einer Woche auf der Intensivstation kommt er in ein normales Krankenzimmer und vier Wochen später wie schon vor zwei Jahren nach Rothenburg in die Reha Klinik für Herzkranke. Adam war nicht gerade begeistert darüber: „Aber wenn man dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist,“ so denkt er „ hatten die Ärzte damals vielleicht gar nicht so unrecht.“