BUCHEMPFEHLUNG: Mehmet Ali Zaimoglu, Wenn das fremde Land zur Heimat wird
„Mein Wunsch ist es, mit diesem Buch die türkische und die deutsche Kultur einander näher zu bringen. Ich möchte den zukünftigen Generationen meine Erinnerungen, Träume und Hoffnungen weitergeben“, sagt der 73-jährige Offenbacher Autor Mehmet Ali Zaimoglu auch im Anschluß an die heutige Pressekonferenz im Offenbacher Rathaus. Anlass ist das druckfrische Erscheinen seiner Biografie "Wenn das fremde Land zur Heimat wird" in deutscher Sprache.
Mit unbestechlichem Humor und Ernst schildert er in seinen bereits 2004 auf türkisch erschienenen Lebenserinnerungen, seinen Weg als junger Mann nach Deutschland. Mit dem „Reiseziel Hoffnung“ brach er zu Beginn der 60-er Jahre als Gastarbeiter in die Fremde, in die erst viel spätere Heimat Deutschland auf. Beruflich überaus engagiert wurde der vielköpfige Familienvater und bei Neckermann tätige Betriebselektriker in den Betriebsrat gewählt. Die Geschäftsleitung schätze seine Mitarbeit dort ebenso wie seine 18.000 Kolleginnen und Kollegen.
„Wenn das fremde Land zur Heimat wird" lege ich Ihnen und Euch heute ans Herz. Dieses Buch trägt dazu bei aus der Zeit heraus zu verstehen, mit wie viel - für Deutsche oft nicht sichtbarem - Eigenengagement viele ehemalige "Gastarbeiter" sich bereits seit langem integriert haben. Selbst, wenn sie aus der Geschichte heraus nur „ein halber Deutsch“ sprechen, wie Ali Mehmet Zaimoglu in Gesprächen mit mir immer wieder bedauert. Tatsächlich ist er ein feinsinniger und gebildeter, großherziger und im alltäglichen Leben weit über die eigene Community hinauswirkender, engagierter Gesprächspartner. Einer, den man sehr viel besser versteht als er es selbst immer noch für möglich hält. Ich darf mich glücklich schätzen, dass dieser lebendige, interessierte und aktive Offenbacher einer der ersten Wegbegleiter der Lecture_Offenbach ist.
Als ich das Buch soeben von ihm, direkt nach der Pressekonferenz, ausgehändigt bekam und es durchblätterte berührte mich persönlich, dass er der ersten Veranstaltung der Lecture_Offenbach im Büsing-Palais ein eigenes Kapitel gewidmet hat: „Lecture_Offenbach, Offenbach liest“. (Einen Filmmitschnitt der Veranstaltung findet Ihr auf unserer HP, wenn Ihr den youtube-Button anklickt). An dieser Stelle möchte ich mitteilen, was diese Widmung für mich persönlich bedeutet: Mehmet Ali Zaimoglu und einige wenige Unterstützer des Vereins Lecture_Offenbach, - viele Nichtdeutsche, aber auch Deutsche -, haben mit Ihrer Hilfe dazu beigetragen, dass auch für mich - nicht das fremde Land aber die fremde Region - RheinMain in den vergangenen drei Jahren zur Heimat wurde.***
Ali Mehmet Zaimoglus Lebenserinnerungen sind ein Geschenk: für Offenbach und auch für Deutschland; für seine kleinen und seine großen Bürger - mit und ohne Migrationswurzeln. Ich wünsche diesem Buch alle nur erdenklichen Leserinnen und Leser. Mehmet Ali Bey wünsche ich viele, viele Einladungen um mit ihm über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht allein in Offenbach zu sprechen. Die Frage nach Integration, das wird schnell deutlich, stellt an sich all die offenen Fragen eines gegenseitig interessierten Zusammenlebens im Allgemeinen. Sie offenbart auch die Notwendigkeit, gute Lösungen für Themen zu finden, die allen Beteiligten unter den Nägeln brennen.
Beim Nachlesen der in Mehmet Ali Zaimoglus lyrischen Triologie „Offenbach“ formulierten Wünsche für die Zukunft dieser Stadt entsteht umgehend der Gedanke, dass sie wohl im Sinne der Offenbacher aller Generationen und Nationen formuliert sind. Aber Zaimoglu gelingt es, mit seinen Worten einen unerschütterlichen Glaube daran zu wecken, dass es in Offenbach am Main eines recht baldigen Tages Wirklichkeit sein wird, dass hier Plätze und Parks, Cafés und Restaurants entstanden sind, die zu einem interessierten und inspirierenden Austausch aller Kulturen einladen. U.a. auch mit diesem Ziel: dass „die kommende Generation in einem starken Zusammenhalt aufblüht“. Offenbachs Kinder „sollen gemeinsam ein schönes „Morgen““ für Offenbach gestalten können. Die Verantwortung dafür ihnen eine Perspektive aufzuzeigen, liegt sicherlich in unseren, den erwachsenen Händen; das ist der dann nachfolgende Gedanke. Und auch, dass dieses Ziel in Zukunft eines überaus starken gemeinsamen Engagements aller hier lebenden Generationen, Nationen und Communites bedarf.
Aber lesen Sie/lest selbst Mehmet Ali Zaimoglus „Erinnerungen, Träume und Hoffnungen“ in seinem Buch „Wenn das fremde Land zur Heimat wird“ nach. Der türkischstämmige Offenbacher Autor wirkt für kleine und große Offenbacher vorbildhaft daran mit, dass die gemeinsamen Träume und Hoffnungen sich erfüllen. Danke für dieses beieindruckende Buch und auch für die privaten Bilder, die uns Einblick in ein Leben gewähren, das die Kulturen im Alltag beispielhaft vereint!
Das Buch kann beim Bildungswerk in der Berliner Straße 77 für 7,00 EURO erworben werden.
*** Persönliche Anmerkung: Ursprünglich als Motto für die Mehrsprachigkeit der Veranstaltungen von Lecture_Offenbach gewählt, habe ich als Neuoffenbacherin in den vergangenen drei Jahren erfahren, wie viel Gehalt in diesen Worten liegt:
DIE HEIMAT IST NICHT DAS LAND +++ EST LA COMMUNIDAD DE LOS AFECTOS +++ LA PATRIE N ´EST PAS LE SOL +++ SIE IST DIE GEMEINSCHAFT DER GEFÜHLE +++ THE NATIVE LAND IS NOT THE LAND +++ ELLE ES LA COMMUNAUTE DES AFFECTIONS +++ LA PATRIA NO ES LA TIERRA +++ IT IS THE COMMUNITY OF FEELINGS ( Ian Finlay in Referenz Saint Just)