Abriss des Oberurseler Bahnsteigzugangs
Am 22. September 2012 wurde der alte Bahnsteigzugang in Oberursel abgerissen.
Viele Jahre verließen Bahnreisende den Bahnsteig in Oberursel über eine Unterführung am Richtung Frankfurt gelegenen Ende. Dort war ein längliches Gebäude, welches innen und außen mit organgen Fliesen verkleidet war. Unterhalb des Dachs drang Tageslicht durch drei Reihen von Glasbausteinen ein. Innen verlief der Weg noch ein Stück ebenerdig. Auf vier Bänken an den Seiten konnte man vor dem Wetter geschützt auf die S-Bahn warten. Nach einer kleinen Verengung folgte die Treppe, welche einen Absatz auf etwa halber Höhe hatte. Nun stand man in der Unterführung, die nach Rechts unter Gleis 2 hindurchführte. Zwischen dem relativ niedrigen Durchgang und dem Gleis waren lediglich die Träger, welche das Gleis trugen. Die Abdeckung war aber nicht mehr ganz dicht, so dass durch Löcher Licht und Wasser eindrang.
Am Ende der Unterführung führte auf der linken Seite eine weitere Treppe nach oben. Auch diese Treppe verfügte über einen Absatz in der Mitte. Oben stand man in einem Anbau des Bahnhofsgebäudes, in dem auch Toiletten untergebracht waren, und ging nach rechts durch die Bahnhofshalle zum Ausgang. Die war nach der Einstellung des Schalterbetriebs ziemlich trostlos.
Am hinteren Ende des Treppenhauses, wo der Bahnsteig übrigens noch ein Stück auf niedrigerer Höhe weiterging, befand sich außerdem noch eine runde Betonschale, in der vielleicht einmal schöne Blumen wuchsen. Wie die leuchtend orange Verkleidung nahelegt, entstand es während dem Umbau der Bahnstrecke für den S-Bahn-Betrieb, der am 28. Mai 1978 begann.
Ungünstiger Zugang
Ein Nachteil am früheren Bahnsteigzugang war die fehlende Barrierefreiheit. Ein weiterer großer Nachteil bestand darin, dass man das Bahngelände lediglich in Richtung Innenstadt verlassen konnte. Die östlich des Bahnsteigs wohnenden Bommersheimer mussten einen großen Umweg laufen, da die nächste Querungsmöglichkeit der Bahn der Bahnübergang in der Adenauerallee war. Bei diesem waren zudem die Schranken oft geschlossen. Wer zur Bahn wollte, musste frühzeitig am Bahnübergang sein, um noch vor Einfahrt des Zuges zum Bahnsteig zu kommen. Viele Bommersheimer liefen daher lieber über Gleis 3 und durchquerten die Hecke, welche sich vor dem Bahnhofsumbau zum Hessentag zwischen Bahngelände und Lenaustraße befand.
Bei der Adenauerallee hatte es übrigens früher eine Fußgängerunterführung gegeben, welche ein Queren der Gleise auch bei geschlossenen Schranken ermöglichte. Diese war jedoch 1989 aufgegeben und verfüllt worden.
Umbau des Bahnhofs
Ein Umbau des Bahnhofs war lange geplant, aber wegen Uneinigkeiten über die zu wählende Ausbauvariante nicht umgesetzt worden. Erst der Hessentag 2011 lieferte den nötigen Impuls, um mit dem Projekt zu beginnen. Ein Aushang in der Bahnhofshalle wies Anfang 2010 darauf hin, dass die Bauarbeiten ab dem 1. Februar beginnen.
Offizieller Baubeginn des Projekts Personenunterführung Ost war der 20. März 2010. Zu diesem Zeitpunkt hatten aber schon längst die ersten Vorarbeiten begonnen.
Für den Umbau des Bahnhofsgebäudes war es notwendig, einen Zugang zum Bahnsteig ohne Durchqueren des Bahnhofsgebäudes zu schaffen. Dafür wurde die Trasse vom nicht mehr genutzten Gleis 1 verwendet. Nach dem Entfernen der Schienen wurde ein geteerter Behelfsweg angelegt, welcher bis zum Treppenaufgang im schon teilweise abgerissenen Bahnhofsanbau führte. Ende Mai 2010 wurde die Wand mit den Fenstern durchbrochen, und der Zugang erfolgte nun über den Behelfsweg.
Im Laufe der Zeit entstand die Personenunterführung Ost, welche wohl zum 8. Juni erstmalig geöffnet war, als eine Führung für die Presse erfolgte. Danach wurde aber noch weiter in der Unterführung gearbeitet, bis am 10. Juni der Weg frei für die Hessentagsbesucher sein musste.
Zugang zum Hessentag
Während des Hessentags in Oberursel reisten abends große Massen von Besuchern mit der S-Bahn an oder ab. Deswegen war es äußerst hilfreich, über zwei Zugänge zum Bahnsteig zu verfügen. Die alte Unterführung war während des Hessentagsbetriebs nur für den Verkehr vom Bahnsteig in die Stadt geöffnet. Wer zum Bahnsteig wollte, wurde vom Sicherheitspersonal zur neuen Unterführung geschickt.
Der alte Bahnsteigzugang wurde übrigens schon im Februar 2011 zum Werbeträger für den Hessentag. Das Treppenhaus wurde von außen mit Hessentagslogos und Stadtmotiven verziert, während in der Unterführung Plakate für Hessentagsveranstaltungen warben.
Schließung des Zugangs
Am 30.Juni 2011 wurde die alte Unterführung geschlossen. Im Juli erfolgte der Abriss der Treppenanlage am Bahnhofsgebäude, womit die am Gleis zugemauerte Unterführung zur Sackgasse wurde. Die nunmehr nahezu nutzlose Anlage konnte allerdings von der Öffentlichkeit noch einmal an zwei Tagen betreten werden. Am 16.5. 2012 malten die Künstler von Gruppe 4 im oberen Teil der Anlage, und am 26.5. wurde der komplette Raum für eine Kunstausstellung benutzt.
Im Sommer 2012 zeigten sich die ersten Anzeichen für den kommenden Abriss der alten Treppenanlage, indem die außen angebrachten Stadtmotive entfernt wurden und nur noch die Hinweise auf die frühere Kunstaktion und den Hessentag blieben. Am 18.9. gab die Stadt Oberursel folgende Pressemeldung heraus:
Mit dem Rückbau des früheren Treppenabganges zu den S-Bahngleisen wird in dieser Woche begonnen.
Die Arbeiten starten am Mittwoch, 19. September 2012 und sollen am Montag, 24. September 2012 beendet sein. Die Baustelle wird im 24-Stunden-Betrieb laufen. Da ein Teil der Arbeiten nur während der Betriebspause der S-Bahn ausgeführt werden kann, muss mit nächtlichen Lärmbeeinträchtigungen gerechnet werden.
Bei den betroffenen Anwohnern wird bereits jetzt um Verständnis gebeten.
Zum angekündigten Termin erfolgten jedoch nur Vorarbeiten. Der eigentlich Abbruch wurde erst in der Nacht von Freitag auf Samstag begonnen. Der größte Teil der Abrissarbeiten erfolgte am Samstag. Für die Beseitigung der Unterführung wurde ein Stück von Gleis 2 herausgenommen und nach dem Verfüllen des Lochs neu eingesetzt.
Obwohl bereits am Sonntagnachmittag das neue Gleis eingesetzt war, gab es am Montag noch unerwartete Probleme durch die Arbeiten am Bahnsteig. Bis etwa 9 Uhr hielten keine S-Bahnen in Oberursel, sondern fuhren mit hoher Geschwindigkeit an den am Bahnsteig stehenden Leuten vorbei. Der RMV gab folgende Meldung dazu heraus:
24.09.2012 05:00 Dauer unbekannt, Oberursel Bahnhof: Aktuelle Störung
Nach Bahnsteiarbeiten können zurzeit keine Züge und S-Bahnen in Oberursel halten. Als Ersatz kann die U-Bahn-Linie U2 in Oberursel bis Bad Homburg genutzt werden.
(Stand: 24.09.2012, 07.00 Uhr)
Leider scheinen die Mitarbeiter des RMV ihr Liniennetz nicht zu kennen - es gibt keine U-Bahn von Oberursel nach Bad Homburg. Im Stadtgebiet von Oberursel verkehrt nur die U3, und mit den Bauarbeiten zur Verlängerung der U2 nach Bad Homburg ist noch nicht begonnen worden.
Die Beseitigung der Unterführung war erst der Anfang eines mehrwöchigen Umbaus des Bahnsteigs, welcher angehoben wurde und einen neuen Belag erhielt. Neben der alten Unterführung musste auch eine im Bahnsteig gepflanzte Kiefer weichen, die etwas Grün in die Bahnanlage brachte.
Nachteile
Durch die neue Unterführung kann der Bahnsteig von mobilitätseingeschränkten Fahrgästen über Rampen an den Ausgängen und einen Fahrstuhl zum Bahnsteig erreicht werden, während beim alten Zugang Treppensteigen unvermeidbar war. Allerdings hat die neue Unterführung auch Nachteile für den Bahnreisenden. Der Durchgang hat laut Plan eine Höhe von 2,5 Metern. Zwischen dem Boden der Unterführung und der Bahnsteigoberfläche liegen fünf Meter, welche der Reisende in einer eintönigen Treppenschlucht überwinden muss, sofern er nicht den Fahrstuhl benutzt.
Die alte Unterführung hatte eine geringere Höhe, und der Abstand zwischen Decke und Gleis war nicht sehr groß. Dadurch war ein deutlich geringerer Höhenunterschied zu überwinden.
Links
Spatenstich zum Bahnhofsumbau
Unterführung vor dem Hessentag
Installation Hessentagswerbung
Gruppe 4 beim Arbeiten in der Unterführung
Kunstaktion beim Bahnhofsfest
Bahnverkehr zum Hessentag 2011
Die Fotos vom 22./23.9. wurden von Bommersheimer Bürgern aufgenommen.