Lehrer sind sauer - verspätete Zeugnisse
Obertshausen - Im Zeugniserstellungsraum der Georg-Kerschensteiner-Schule herrscht großes Gedränge: Die Lehrer stehen Schlange vor den vier Computern, um Zeugnislisten, Zeugnissen und Gutachten für über 2.000 Schüler einzutippen. Es gibt an der Berufsschule eine Vielzahl von Bildungsgängen, deren Zeugnisse unterschiedliche Formate haben. Nur ein Drucker, der die Zeugnisformulare auch im Format DIN A3 ausdruckt, steht für 131 Lehrer zur Verfügung. Da sind Engpässe vorprogrammiert. Auch ein lauter Schulserver steht hier. Die Raumtemperatur ist in dem nur 15qm großen Raum unter dem Dach ist schon im Winter hoch und im Sommer unerträglich.
Handelslehrer Klaus-Uwe Gerhardt hat die Zensuren daher wie früher wieder per Hand geschrieben. Nach Angaben von Personalratsmitglied Gerhardt kann es zu verzögerter Zeugnisausgabe kommen. „Ein Kollege hat ausgerechnet, dass es bei einem 10-stündigen Arbeitstag 30 Tage lang dauern würde, wenn man nur 10 Minuten pro Zeugnis für die Dateneingabe und den Ausdruck kalkuliert“, gibt Personalratsvorsitzende Anke Rüger zu bedenken. Zwischen Notenkonferenzen und Zeugnisausgabe liegen aber nur höchstens zwei Wochen.
Der Geduldsfaden riss aber im Kollegium auf einer Personalversammlung. Es geht um den Erlass des Kultusministeriums zur „Verarbeitung personenbezogener Daten am häuslichen Arbeitsplatz" (Amtsblatt 9/2009). Die Personalversammlung lehnt es seither ab, Zeugnisse weiterhin am PC zu Hause zu verarbeiten. Nach Auffassung der Lehrerinnen und Lehrer muss der Kreis Offenbach als Schulträger oder das Land als Dienstherrn die sachlichen Voraussetzungen schaffen, personenbezogene Schülerdaten zu verarbeiten. Der Erlass gibt vor, dass die Lehrerinnen und Lehrer dem Datenschutzbeauftragten nicht nur den Zugang zur Wohnung erlauben, sondern auch das Kontrollrecht über alle Rechner einer häuslichen Gemeinschaft einräumen. Dies sei unzumutbar und ein „Ausdruck tiefen Misstrauens gegenüber Lehrkräften". Volljährige Mitbewohner könnten durch die von den Lehrern geforderte Verpflichtungserklärung ohnehin rechtlich nicht gebunden werden. Zudem würde den Lehrern die Kosten für den notwendigen IT-Sicherheitsstandard und der Verschlüsselungssoftware aufgebürdet.
Der Personalrat der Georg-Kerschensteiner-Schule teilt in der ersten Februarwoche mit, dass es dem engagierten Kollegium mit persönlichem Einsatz unter Ausschöpfung aller mobilisierbaren Reserven bis Donnerstagabend schließlich doch gelungen sei, den Schülerinnen und Schülern am Freitagmorgen die allermeisten Halbjahreszeugnisse fristgerecht auszuhändigen.