Ostfriese spendet Stammzellen für Leukämiekranken
Ein kleiner Pieks im Februar 2011 war Hauke Kampens erster Schritt auf dem Weg zum Lebensretter. Seit der Blutabnahme von damals ist der 22-Jährige aus Nortmoor in Ostfriesland als Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. Fast drei Jahre später hat der Maler- und Lackierergeselle den zweiten entscheidenden Schritt getan: Er hat seinem an Leukämie erkrankten genetischen Zwilling, einem ihm völlig wildfremden Menschen, mit seiner Stammzellspende, die Chance gegeben den Blutkrebs zu besiegen.
Die Geschichte beginnt während Hauke Kampens Bundeswehrzeit. Als letzter Jahrgang, der seinen Pflichtwehrdienst bei der Bundeswehr ableistet, ist der Ostfriese in der Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth bei Nürnberg stationiert. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr bittet die Soldaten dort regelmäßig zur Blutspende. Der Sanitätsdienst ist einer der vielen Kooperationspartner – dabei sind auch das DRK, verschiedene Universitäten, Vereine, Verbände und Institutionen - mit denen die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, zusammenarbeitet, um für die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke zu werben. Hauke Kampen informiert sich über die Chancen und Risiken der Stammzellspende und die Arbeit der Stammzellspenderdatei. Und: Er gibt eine Blutprobe ab um sich als Stammzellspender registrieren zu lassen.
Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ leistet die Stiftung seit fast 30 Jahren schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland fast 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung nahezu täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären.
Im hauseigenen Labor der Stiftung wurde dann die Blutprobe des jungen Mannes, der in seiner Freizeit gerne Fußball spielt, auf die Gewebemerkmale, die HLA-Werte, hin untersucht. Benötigt ein Patient eine Transplantation, werden seine HLA-Werte über die weltweit vernetzte Spenderdatei abgeglichen. Im Idealfall stimmen zehn von zehn dieser Werte überein.
2013 war es soweit: Hauke Kampens Gewebemerkmale ergaben einen Treffer in der Spenderdatei. Das bedeutet, irgendwo auf der Welt, das kann in Flensburg oder in Wladiwostok sein, gibt es einen Menschen, dessen Leben davon abhängt, dass ein Spender mit den gleichen Gewebemerkmalen ihm hilft. Dieser Mensch heißt Hauke Kampen: „Ich hatte damit nicht gerechnet, aber ich habe mich gefreut. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man einem Menschen helfen kann.“ Eine Reihe von Untersuchungen, Aufklärungs- und Informationsgesprächen folgte. Auch Kampens Familie und sein Chef im Malerbetrieb Nannen in Nortmoor bestärkten ihn in seinem Entschluss.
Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark auf dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Oder die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übergehen lässt. In der Entnahmestation bei der Stefan-Morsch-Stiftung werden dann die Stammzellen entnommen. Das nennt man Apherese.
Kampen entschied sich für die Apherese. Die Spritzen, mit denen er sich den Botenstoff verabreichen musste, setzte er sich selbst: „Das machte mir nichts aus. Vor zwei Jahren musste ich mir nach einer Knieoperation selbst die Thrombosenspritzen injizieren. Ich kannte das also schon.“ Kampens Freundin begleitete ihn bei allen Schritten, auch bei der Entnahme: „Ich habe mich dafür sehr interessiert und möchte mich jetzt auch typisieren lassen.“ Hauke Kampen hat die Apherese gut überstanden und ist von der Stammzellspende überzeugt: „Ich bin froh, dass ich das gemacht habe und dem Patienten so hoffentlich helfen kann. Ich kann nur jedem empfehlen, sich typisieren zu lassen, weil es eine gute Sache ist!“
Jeder kann helfen!
Seit fast 30 Jahren plädieren Emil und Hiltrud Morsch, Gründer der Stiftung, aber für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Ihr Sohn, der 16 jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld erkrankte Anfang der achtziger Jahre an Leukämie. Als erstem Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. Der Junge überlebte jedoch die Nachsorge nicht. Das ist für Emil und Hiltrud Morsch der Grund, warum die Stiftung nicht nur immer wieder für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet. Aus eigener Erfahrung weiß Emil Morsch, welche Komplikationen bei der Therapie auftreten können, aber auch welche finanziellen und psychischen Folgen die Patienten und deren Angehörige belasten. „Deshalb sind wir als Stiftung auch für die Patienten da – in jeder Frage.“
Wie wird man online zum Lebensretter?
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit sich über die Homepage auch online registrieren zu lassen. Auf der Startseite ist der Online-Registrierungsbutton. Dort findet man Informationen über die Chancen und Risiken und über die Ausschlusskriterien. Es ist wichtig, diese Information vor dem Ausfüllen der Einverständniserklärung durchzulesen. Wer sein Einverständnis gegeben hat, bekommt ein Entnahmeset zugesandt. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Weitere Informationen bekommen Sie über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24).