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Die Ausgrabungen von Nordendorf
Wolfgang Thomer referiert fundiert

  • Foto: Gisela Mahnkopf erhielt von Bürgermeister Tobias Kunz die Nordendorfer Spange. Es gratulieren v.l.n.r.: Ingrid Schöniger, Wolfgang Thomer und Christa Mack.
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Die Ausgrabungen von Nordendorf
Wolfgang Thomer entführte mit seinem Vortrag mit Präsentation in die Welt der Ausgrabungen

Von Rosmarie Gumpp
Nordendorf: Zur Freude der Verantwortlichen des Kulturkreises Nordendorf füllte sich der Bürgersaal sehr gut. Die Vorsitzende Ingrid Schöniger begrüßte die Anwesenden. Referent Wolfgang Thomer, Mitglied des Kulturkreises Nordendorf, ist weithin bekannt durch seine fundierten Kenntnisse über die Ausgrabungen von Nordendorf aus dem Frühmittelalter. Mit seinem Vortrag, untermalt mit einer Powerpoint-Präsentation, entführte er seine Zuhörer in eine andere Welt. Beim Bau der Bahnlinie von Augsburg nach Donauwörth stießen die Arbeiter im Jahr 1843 nordöstlich von Nordendorf auf menschliche Gebeine. Sie waren auf ein großes Grabfeld aus dem Frühmittelalter gestoßen – sie entdeckten einen der wichtigsten und interessantesten nicht-römischen Funde bis dahin in Deutschland. Historiker ordnen das Grabfeld den Jahren 450 nach Christus bis 700 nach Christus zu, denn die Funde und der Gräberkult lassen sich diesen Jahren zuordnen. Bei den Grabungen 1833/44 fand man 366 Männer-, Frauen- und Kindergräber, darunter vier Grabstätten mit Pferden. Bei Nachgrabungen in den Jahren 1853/54 und 1903 wurden weitere 82 Gräber entdeckt. Das bayerische Königshaus erkannte die Bedeutung der Ausgrabungen von Nordendorf und ließ im Jahre 1853 ein Denkmal aus Sandstein vom Historischen Verein Schwaben errichten. Bei der Bebauung der Dammstraße in Nordendorf wurde kein Zugang zum Denkmal gelassen, es geriet für viele Jahre in Vergessenheit. Im Jahre 2013 wurde der Lärmschutzwall entlang der Bahnlinie errichtet. Der Kulturverein Nordendorf beschloss im Zuge der Baumaßnahmen, das Denkmal der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Mit finanzieller und wissenschaftlicher Hilfe des Landesamtes für Denkmalschutz und Denkmalpflege wurde es 2020 an seinen neuen Standort an der Hauptstraße versetzt. Im Ort wurden auch mehrere Ortstafeln aufgestellt, die die Geschichte Nordendorfs erzählen. Lange Zeit war umstritten, wer die Verstorbenen aus dem Reihengräberfeld waren und woher sie kamen. Beim vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 2 im Jahr 1998 fanden an der Ausfahrt Nordendorf Ausgrabungen statt. Dabei stieß man auf eine größere Ansiedelung aus der Merowingerzeit mit 15 Hallen-, Gruben- und Pfostenhäusern. Bei einer weiteren Grabung vor dem Bau des Nordendorfer Feuerwehrhauses kamen noch weitere Schwellen- und Pfostenhäuser zutage. Die Ansiedelung an der ehemaligen Römerstraße Via Claudia dürfte um 500 nach Christus begonnen haben und bis ins 7. und 8. Jahrhundert bestanden haben. Wahrscheinlich waren es Alamannen und Ostgoten, die in etwa acht Hofanlagen lebten. Der zweite Teil der Geschichtspräsentation von Wolfgang Thomer befasste sich mit den Funden aus dem Reihengräberfeld. In der frühmittelalterlichen Zeit wurden die Toten mit Beigaben bestattet. Am bekanntesten sind die „Nordendorfer Spangen“, zwei Fibeln. Diese Auszeichnung verleiht die Gemeinde auch an besondere Personen, die sich für die Allgemeinheit verdient gemacht haben. Mit der „Nordendorfer Spange“ und einer Urkunde wurde an diesem Abend von Bürgermeister Tobias Kunz die ehemalige Kreisheimatpflegerin Gisela Mahnkopf geehrt. Lange war sie das Gesicht der Archäologie im Kreis Augsburg und machte spektakuläre Funde, auch in Nordendorf. Wolfgang Thomer erzählte in seinen spannenden Ausführungen, dass hunderte anderer Gegenstände gefunden wurden, da die Gräber noch alle unversehrt waren. Die Männer waren meist mit Waffen bestattet, den Frauen legte man vor allem Schmuck wie Perlen, Halsbänder, Schmuckringe, Haarnadeln aber auch Haushaltsgegenstände mit ins Grab. Beeindruckend ist die schöne Handwerkskunst aus der Zeit des frühen Mittelalters. Mit einfachen Werkzeugen wurden wunderschöne Gegenstände hergestellt, beispielsweise Bügel- und S-Fibeln, Zierringe und Anhänger aus Gold und Silber und besonders einige Scheibenfibeln aus Achat und Silber geben Zeugnis von der anspruchsvollen Kunst dieser Epoche. Die Malerin Thekla Sedlmaier colorierte und zeichnete die schönsten Ausstellungsstücke, die dann bei Ausstellungen im Jahre 1844 in Augsburg und München bewundert werden konnten. Heute sind die Funde aus Nordendorf in der Stadtarchäologie in Augsburg und ein großer Teil in der Archäologischen Staatssammlung in München. Wolfgang Thomer ist sich sicher, dass auch in Zukunft in Nordendorf bedingt durch die Lage an der ehemaligen Römerstraße Via Claudia spektakuläre Funde ausgegraben werden können. Christa Mack, zweite Vorsitzende des Kulturkreises Nordendorf bedankte sich beim Referenten mit einer Aufmerksamkeit.

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