Saarländischer Fußballfan wird zum Helfer für Leukämiepatienten
Es war reiner Zufall, dass sich Sascha Didas aus Bosen (Kreis St. Wendel) als möglicher Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren ließ. Denn eigentlich wollte sich der 35-Jährige nur im Fußballstadion in Kaiserslautern das Spiel seiner Lieblingsmannschaft, dem Hamburger SV, gegen den 1. FC Kaiserslautern anschauen. Dann wurde er von Mitarbeitern der Stiftung vor Ort gefragt, ob er sich als Stammzellspender registrieren lassen möchte, um vielleicht einmal einem Leukämiekranken das Leben zu retten. „Warum nicht?“, dachte sich der Hygieneinspekteur im Gesundheitsamt des Regionalverbandes Saarbrücken. Daran, dass er tatsächlich einmal die letzte Chance für einen Leukämiepatienten sein könnte, dachte er nicht, bis er im Ende 2013 einen Anruf von der Stefan-Morsch-Stiftung bekam.
Knapp 11.000 Menschen erkranken jährlich an Leukämie – allein in Deutschland. Wenn Chemotherapie und Bestrahlung nicht helfen, kann nur noch eine Stammzelltransplantation helfen. Dabei bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Voraussetzung aber ist, dass sich ein Spender findet, dessen Gewebemerkmale weitestgehend mit den eigenen übereinstimmen. Die Suche nach diesem fremden Lebensretter erfolgt in den weltweit vernetzten Spenderdateien. Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Seit fast 30 Jahren leistet sie Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Sascha Didas ist einer der dort etwa 380.000 registrierten Menschen.
Vor kurzem wurde Sascha Didas zum zweiten Mal Vater. Am Tag der Stammzellentnahme war seine Frau noch hochschwanger. Wie unkompliziert die Registrierung bei der Stefan-Morsch-Stiftung ist, weiß er noch ganz genau: Mitarbeiter der Stiftung erklären ihm im Stadion, wie eine Stammzellentnahme abläuft. Dann füllt einen Fragebogen zum Gesundheitszustand aus, unterschreibt er die Einverständniserklärung und lässt sich eine kleine Blutprobe – gerade so viel, wie in einen Fingerhut passt – abnehmen. Im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung wird das Blut auf die genetischen Gewebemerkmale – die HLA-Werte – untersucht. Braucht ein Patient eine Transplantation, werden seine Gewebemerkmale mit denen von möglichen Spendern verglichen.
„Vor allem meine Frau hat sich über die Nachricht der Stiftung gefreut. Ich hab eher alles auf mich zukommen lassen“, erinnert sich Sascha Didas. Im November 2013 meldet sich die Stiftung bei ihm, weil er als Spender für einen Patienten in Betracht kommt. „Ich hatte keine Bedenken, es war klar, dass ich das mache“, erzählt er. Wenige Wochen nach einer weiteren Blutprobe steht fest, dass er der optimale Spender ist. Jetzt will er alles wissen, was mit der Spende in Zusammenhang steht: „Vor allem die Patientenseite hat mich interessiert. Ich hab alles gelesen, was den Patienten betrifft.“
Für die Entnahme der Stammzellen gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der ersten Variante, der Knochenmarkspende entnehmen Mediziner die Stammzellen aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Didas hat sich für die weit aus häufigere Variante entschieden: die Apherese. Wie die funktioniert, kann er nun ganz genau erklären. Er weiß, dass man bei dieser Methode die Stammzellen aus dem Blut des Spenders gewinnt. Ein vorher verabreichter Botenstoff regt die Stammzellbildung an und lässt sie aus dem Knochenmark ins Blut übergehen. In der Entnahmestation der Stiftung in Birkenfeld werden die Stammzellen aus dem Blut mit einem Apheresemaschine "herausgewaschen", ähnlich wie bei einer Dialyse. Das dauert drei bis fünf Stunden.
„Morgens vor der Apherese hab ich mich gefühlt, als hätte mich ein Bus überrollt“, sagt Sascha Didas. Ursache dafür ist der Botenstoff, der grippeähnliche Symptome auslösen kann. „Ich bin froh, dass es vorbei ist, aber ich würde es auf jeden Fall wieder machen“, erklärt er, „das geht alles vorbei.“ Sascha Didas will es nicht bei der Stammzellspende belassen. Er will auch weiterhin helfen, wo er kann. „Meine Frau wollte schon lange, dass ich mich als Organspender bereit erkläre. Jetzt habe ich den Ausweis auch ausgefüllt.“ Nun drückt er dem Patienten die Daumen: „Ich hoffe, dass die Stammzellen bei dem Empfänger anschlagen und er wieder gesund werden kann.“
Die nächste Gelegenheit, sich als Stammzellspender zu registrieren:
Dienstag, 12. August, 15.30 bis 20 Uhr, Schwalbach, Gemeindesaalbau, Hauptstraße 90
Mittwoch, 13. August, 17 bis 20 Uhr, Nonnweiler, Kurhalle Trierer Straße
Dienstag, 19. August, 16 bis 20 Uhr, Nalbach, Litermont-Halle, Josefstraße 11
Mittwoch, 20. August, 16.30 bis 20 Uhr, Illingen, Bistro im Schulzentrum, Schwarzer Weg 2
Mittwoch, 27. August, 16 bis 20 Uhr, Reimsbach, Mehrzweckhalle, Zur Pätsch
Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:
Warum liegt das Typisierungsalter bei der Stefan-Morsch-Stiftung bei 40 Jahren?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei so festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Das liegt unter anderem daran, das sich mit zunehmendem Alter die Zellteilung verlangsamt und die Beschwerden zu nehmen. Deshalb bitten wir, Spender, die älter als 40 Jahre sind, einen Beitrag für die Typisierungskosten zu leisten. Denn als gemeinnützige Organisation finanzieren wir die Registrierungen aus Spendengeldern. Und diese Gelder wollen und müssen wir so verantwortungsvoll wie möglich einsetzen.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Spender findet?
Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender zu finden liegt in der Größenordnung von 1 : 10.000 und 1 : 1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.
Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender zu Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.
Die Stefan-Morsch-Stiftung
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke – in jeder Frage. Leukämie - 11. 000 Mal pro Jahr wird allein in Deutschland diese Diagnose gestellt. Mal ist es ein berühmter Fußballer, mal die Frau eines Arbeitskollegen, mal der Sohn eines Vereinskameraden, mal der Bekannte eines Freundes – es könnte aber auch Ihr Kind, Ihre Frau, Sie selbst treffen.
Hilfe ist oft nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich freiwillig als Stammzellspender und damit als potenzieller Lebensretter für Patienten zur Verfügung stellen. Deshalb werben wir dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, für einen Patienten einen passenden Stammzellspender zu finden. Nur dann hat die Übertragung von Stammzellen den gewünschten Erfolg, bei Krankheiten, für die es ansonsten keine vergleichbaren Möglichkeiten der Heilung oder des Überlebens gibt. So vermitteln wir täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der Spenderdatei als Lebensretter für Patienten weltweit.
Die Stiftung ist Teil eines Netzwerkes, das Menschen über alle Grenzen hinweg das Leben rettet. So sind wir angeschlossen an das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD), in dem alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten aus ganz Deutschland zusammenlaufen und damit weltweit zur Verfügung stehen.
Aufgrund der internationalen Zusammenarbeit kann es sein, dass ein deutscher Patient Stammzellen aus Kanada erhält, oder ein Stammzellspender in Deutschland für einen Erkrankten in Griechenland gefunden wird.
Zudem bringen Vertreter unserer Stiftung über die Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD), European Group of Blood an Marror Transplantation (EBMT) und World Marror Donor Association (WMDA) auf nationaler und internationaler Ebene ihre Erfahrungen ein, wenn Experten die neuesten Forschungsergebnisse diskutieren und das weltweite Netzwerk optimieren.
Darüber hinaus hat sich die Stefan-Morsch-Stiftung zum Ziel gesetzt, Patienten und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen. Wir helfen bei der Vermittlung von Kliniken oder Ärzten, beraten aber auch den Patienten nach der Transplantation. Die Stiftung gibt im Notfall finanzielle Hilfen. So können ungedeckte Kosten des Patienten, die durch eine Leukämie-Erkrankung entstanden sind und zu einer wirtschaftlichen Notlage geführt haben, übernommen werden.
Mein Bruder hatte sich vor langer Zeit auch typisieren lassen und konnte dadurch schon ein Menschenleben retten.
Durch eine Knochenmarkspende konnte er einem kleinen Jungen das Leben retten.