Fit für Inklusion: "Inspire a Nation"? - Inspire the Ries!!
Der vom BVS Bayern, Bezirk Schwaben, und dem Integrativen Sportverein SG-Handicap Nördlingen veranstaltete Tag der Bewegung „Fit für Inklusion“ war ein voller Erfolg!
Am Samstag, 29. September, waren um die 90 Gäste mit und ohne Behinderung in den Ochsenzwinger gekommen um gemeinsam an dem kostenlosen Qi Gong Programm teilzunehmen. Frauen, Männer, Mädchen, Jungen, Menschen mit und ohne Handicap – alle waren voller Begeisterung dabei – und das bei einer Altersspanne von 3 Monaten bis 80 Jahren.
Goldmedaillengewinnerin Kober muss kurzfristig Absagen
Einziger Wehrmutstropfen war die kurzfristige Absage von Birgit Kober, der zweifachen Paralympicsgoldmedaillengewinnerin. Wie gerne sie in Nördlingen dabei gewesen wäre übermittelte sie in einer sehr emotionalen und inspirierenden Videobotschaft, die auf ihrem Youtube-Kanal zu finden ist und mehrfach im Ochsenzwinger übertragen wurde. Kober erzählt darin von wundervollen Erlebnissen in London, zeigt ihre Goldmedaillen und verspricht, nach ihrer Genesung nach Nördlingen zu kommen. Vor allem aber wird auch ihre Verbundenheit zu den Nördlinger Sportlern deutlich, mehrfach betont sie die Bedeutung des Miteinanders im Sport. Um das zu verbildlichen bezieht sie sich auf ihre Goldmedaillen, auf deren Vorderseite Adlerschwingen abgebildet sind: „Die passen ganz gut für euch, weil ihr nämlich in euch wie Adler seid, ihr habt die Stärke, ihr habt den Mut und ihr könnt es [Inklusion, annehmlich der Rede] zu den Leuten bringen.“
Mandy Frauenberger, ein Paradebeispiel funktionierender Inklusion
Ein Beispiel für gelingende Inklusion ist auch die Geschichte der 17jährigen Mandy Frauenberger. Die gehörlose Leichtathletin, die als eines der größten Nachwuchstalente im Behindertensport gilt, war mit ihrer Mutter extra für den Tag der Bewegung aus Schwaig bei Nürnberg nach Nördlingen gekommen. Wie Birgit Kober ist auch sie dem Integrativen Sportverein SG-Handicap sehr verbunden; die Leichtathleten kennen sich von Sportveranstaltungen wie den Internationalen Deutschen Leichtathletikmeisterschaften und vom gemeinsamen Training am Landesleistungsstützpunkt Fürth.
Mandys Handicap resultiert aus den Nebenwirkungen von Antibiotika; während einer schweren Erkrankung als Kleinkind wurde sie damit behandelt. Krankenhausaufenthalte, Behördengänge – ein Handicap zieht einen Rattenschwanz an Bürokratie mit sich, doch Mandy ist eine Kämpferin! Ihre Mutter Susanne setzte von Anfang an Wert auf Inklusion – Mandy hat einen Regelschulabschluss, macht derzeit eine Ausbildung zur Sozialassistentin und trainiert in einem „ganz normalen“ Sportverein.
Der Sport bedeutet ihr alles
Überhaupt ist der Sport ihr Leben. Sie trainiert mehrmals pro Woche, im Verein, mit ihrer Mutter oder im Landesleistungsstützpunkt Fürth mit Trainer Andreas Eder aus Holzkirchen; ihre Paradedisziplinen sind die Wurfsportarten: Speer, Kugel, Diskus. Ihre Trainingskameraden sind sowohl Menschen ohne als auch mit Handicap. Bei Wettbewerben startet Mandy nicht im Nachwuchsbereich, sondern längst bei den Frauen – für ihre gleichaltrigen Konkurrentinnen ist sie schlichtweg zu stark. Über das Jahr verteilt ist sie bis zu acht Wochen unterwegs, bei Wettbewerben auf der ganzen Welt. Finanziert werden all die Reisen aus eigener Tasche – nur selten kommt es vor, dass Mandy finanzielle Unterstützung bekommt, wie beispielsweise beim Paralympischen Jugendlager in London. Der Aufenthalt von ihr und 36 weiteren jungen Sportlerinnen und Sportlern wurde von der Stiftung der Familienminiserin Kristina Schröder unterstützt.
"Inspire a Nation" - Erlebnisse während der Paralympics in London
Vor Ort genoss sie nicht nur Treffen mit international bekannten Sportlern, Politikern und Unterstützern des Behindertensports, vor allem die gelebte Inklusion in der britischen Hauptstadt während der Paralympics faszinierte die 17jährige. Um hören zu können, trägt Mandy Implantate im Kopf (bei Wettkämpfen werden diese entnommen), diese machen sich jedes Mal bemerkbar, wenn sie durch Sicherheitskontrollen gehen muss. Während der Paralympics waren diese in London überall, doch bevor Mandy sich überhaupt Gedanken machen konnte, wie sie nun auf Englisch die Situation schildern soll, waren Gebärdendolmetscher zur Stelle: „Im Stadion auf den Leinwänden, auch bei der Musik, überall!“
Überhaupt hatte sie im Stadion ihre schönsten Erlebnisse. Noch heute kann sie es kaum glauben, Birgit Kobers Goldwürfe live miterlebt zu haben und ihrer guten Freundin, durch die sie überhaupt erst zum professionellen Behindertensport gekommen ist, auf den riesigen Bildschirmen im Stadion zujubeln zu können. Auch die Eröffnungs- und Abschlussfeiern mit den atemberaubenden Lichtinstallationen, großen Stars wie Coldplay und Rihanna und all den Paralympioniken beeindruckten sie sehr. Ihr großes Ziel sind nun die Spiele in Rio in vier Jahren.
"Und haben uns wie Helden gefeiert!"
Auch Birgit Kober beschreibt in ihrer Videobotschaft die gelebte Inklusion von London 2012: „Die haben was ganz Tolles geschafft - die haben einfach weitergemacht nach den Olympischen Spielen. Die haben einfach zwei Mal Olympische Spiele gemacht. Und haben uns wie Helden gefeiert. Das war Inklusion! Das man wirklich jeden anfeuert, nicht guckt ob der behindert ist oder nicht, das man begeistert ist, dass der Sport macht und das man mit ihm voll dabei ist. Das haben die Briten geschafft in London.“
"Inspire the Ries" - Auch Nördlingen ist "Fit für Inklusion"
Mit den Londoner Dimensionen kann der Nördlinger Inklusions-Sporttag freilich nicht mithalten, aber auch mitten im Ries funktioniert die Inklusion. Wegen der Witterung wich man in die Räumlichkeiten des Ochsenzwingers aus; dort erklärten die Qi-Gong-Therapeutin Dorothea Reiss und ihr Team auf der Bühne die einzelnen Übungen, für jeden verständlich. Wer Hilfe benötigte, bekam sie und so konnte wirklich jeder mitmachen. Bei anschließenden Gesprächen zeigten sich die Besucher begeistert und alle freuen sich bereits auf den „Tag der Bewegung“ im nächsten Jahr.