Nördlinger Kirchenführer in Augsburg auf den Spuren der Reformation
Rund zwei Dutzend Kirchenführer ließen sich im Rahmen einer Stadtführung in die klimatischen, wirtschaftlichen, sozialen, medialen und kirchlichen Gegebenheiten Anfang des 16. Jahrhunderts berichten. Die Stadtführerin wurde von einem Schauspieler begleitet, der ihre Ausführungen szenisch eindrucksvoll untermalte.
Die Führung begann im Annahof. Hier im ehemaligen Karmelitenkloster St. Anna fand Martin Luther nach einem anstrengenden 12tägigen Fußmarsch von Wittenberg kommend Quartier.
Wir sahen, wie ein bettelarmer Kesselflicker drei Kreuzer, sein ganzes Vermögen, für einen Nachlass von zwei Wochen Sündenstrafen für seine verstorbene Frau bezahlen musste.
Wir sahen auch,wie der Schauspieler, nun als Mönch, ein Flugblatt findet und liest und ihm dabei Zweifel am Gebaren der Kirche kommen.
Wegen seiner Ablehnung des Ablasshandels und des sich daraus entwickelnden Unmuts im Volke war Luther ja nach Augsburg geladen worden
Nächste Station war der Fuggerpalast, wo Luther von Kardinal Cajetan vom 12. - 15. Oktober verhört wurde, szenisch mit Fingerpuppen dargeboten. Cajetan wollte Luther als Ketzer verhaften lassen, doch Luther entzog sich durch Flucht. In der Nacht zum 21. Oktober floh er durch eine Pforte in der Stadtmauer, durch das sogenannte Dahinab.
Im Fronhof gedachten wir dann noch der 1530 verlesenen Confessio Augustana, einer der wichtigsten Lehrgrundlagen evangelischer Kirchen. Hier lernten wir Philipp Melanchthon kennen, der stellvertretend für Luther um die Formulierungen mit Kaiser und Bischof verhandelte. 1555 wurde hier auch der Augsburger Religionsfriede verkündet, der die Gleichstellung beider Konfessionen beinhaltet und die in Augsburg auch gelebt wurde. Das Hohe Friedensfest wird heute noch jedes Jahr am 8. August als städtischer Feiertag begangen.
An Jakob Fugger kamen wir natürlich auch nicht vorbei. Beim Rathaus spielte unser Mime den alles beherrschenden Geldsack, der Kaiser und Fürsten und Geistlichkeit kaufen konnte und sie zwang, Spielball seiner Macht zu sein. Parallelen zum Heute drängen sich auf.
Zum Abschluss der Führung gab es noch eine nette Geschichte über einen Augsburger Flugpionier, Salomon Idler. Der hatte – allerdings 100 Jahre später – die Idee, Leonardo da Vincis Traum vom Fliegen zu verwirklichen..Er baute einen Flugapparat und wollte sich vom Turm von St. Peter aus in die Lüfte schwingen. Das wurde ihm ausgeredet und so sprang er von der Stadtmauer. Es gab fünf Tote, allerdings nur Hühner, da er in einem Hühnerhaufen landete.
Damit ging ein gelungener Ausflug in die alte Römerstadt Augsburg zu Ende.