Null Toleranz gegenüber Vandalen
myheimat: Herr Faul, wie kamen Sie zur Politik? Woher stammt Ihr Interesse an politischen Zusammenhängen?
Hermann Faul: Der damalige Dritte Bürgermeister und Vorsitzende des TSV Nördlingen, Höhn, hat mich zu einem politischen Engagement überredet. Er saß für die PWG im Nördlinger Stadtrat. Ich wurde von ihm angesprochen, ob ich mir eine politische Betätigung vorstellen könne. Ich erledigte schon schriftliche Arbeiten für die Handballabteilung des TSV Nördlingen und beteiligte mich am Vereinsleben. Über diese Schiene bin ich dann zur Politik gekommen. Ich besuchte eine Mitgliederversammlung der PWG. Es war in diesem Zusammenhang sehr hilfreich, dass ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit gewisse Kompetenzen im Bereich der Verkehrspolitik in die politische Arbeit einbringen konnte. Darüber hinaus habe ich im Rahmen meiner polizeilichen Tätigkeit auch viele wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Menschen gesammelt.
myheimat: In welchem Jahr haben Sie begonnen, sich politisch zu engagieren?
Hermann Faul: 1984 kandidierte ich zum ersten Mal für den Stadtrat. Im Jahr 1990 hat es dann geklappt und ich wurde in den Stadtrat gewählt. Das sehr gute Stimmenergebnis bei der Kommunalwahl 2002 gab dann den Ausschlag, für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Ich hatte bei der Stadtratswahl die meisten Stimmen.
myheimat: In unserem letzten Interview sprachen Sie sich für eine Steigerung der Investitionen aus, um dem heimischen Bau- und Baunebengewerbe Aufträge erteilen zu können. Wie fällt Ihre Bilanz hinsichtlich dieses Punktes nach einjähriger Amtszeit aus?
Hermann Faul: Ich bin erst seit Mai 2006 im Amt. Meine Einwirkungsmöglichkeit bezog sich im Haushaltsjahr 2006 vor allem auf die so genannte Abwicklungsquote. Das heißt: Ich hatte darauf zu achten, dass möglichst viel vom geplanten Investitionsvolumen umgesetzt wurde. Mit einer überdurchschnittlichen Abwicklungsquote im Jahr 2006 von 79 Prozent bin ich sehr zufrieden. Erst im Haushaltsjahr 2007 wird sich meine Handschrift deutlicher zeigen. Nur: Die Investitionen sind das eine, die Geldbeschaffung ist das andere. Ich kann nur das ausgeben, was von den Bürgern beziehungsweise Gewerbebetrieben erwirtschaftet wurde. Die Gewerbesteuereinnahmen beliefen sich im Jahr 2006 auf 13,3 Millionen Euro. Damit bin ich sehr zufrieden. Einschränkend muss ich allerdings hinzufügen: Es besteht immer die Gefahr, dass Rückzahlungen fällig werden. Die Stadt Wemding musste zum Beispiel in der Vergangenheit einen Millionenbetrag zurückzahlen. Außerdem gilt zu bedenken: Je höher die Gewerbesteuereinnahmen sind, desto höher sind auch die Umlageleistungen - Kreisumlage und Gewerbesteuerumlage-, die eine Kommune erbringen muss. Es verbleiben also nur circa 45 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen bei der Kommune.
myheimat: Inwieweit haben Sie in Ihrer Eigenschaft als Oberbürgermeister im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass ausreichend Flächen für Gewerbe und Industrie zur Verfügung stehen?
Hermann Faul: An dieser Stelle muss ich zunächst einmal betonen, dass sowohl mein Amtsvorgänger als auch die Kämmerei der Stadt Nördlingen stets eine vorausschauende Gewerbe- und Flächenpolitik betrieben haben. Wir stoßen allerdings jetzt schon wieder an Grenzen. Trotzdem müssen neue Gewerbe- und Industriegebiete ausgewiesen werden. Wir können Richtung Ostspange das Gewerbegebiet „An der Lach III“ verwirklichen. Dazu müssen zuerst Grundstücke gekauft werden. Diesen Weg müssen wir auch konsequent in der Wohnbaupolitik gehen. Zu diesem Zweck haben wir einen neuen Flächennutzungsplan aufgestellt. Wir haben aber nicht nur die Aufgabe, neue Gewerbegebiete zu erschließen, sondern auch die Pflicht, alte frei gewordene Flächen wieder zu besiedeln.
myheimat: Das Ausbluten der Innenstädte ist deutschlandweit ein Thema. Der Trend geht zur Verlagerung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben aus den Innenstädten in Randgebiete, auf die grüne Wiese. Lässt sich diese Entwicklung aufhalten?
Hermann Faul: Man muss darauf achten, dass sich keine Fachmärkte ansiedeln, die in Konkurrenz zu den Geschäften in der Innenstadt treten.
myheimat: Noch zu einem aktuellen Brennpunkt. Seit mehreren Wochen treiben Vandalen im Ries ihr Unwesen. In der Förderschule St. Georg hinterließen die unbekannten Täter eine Spur der Verwüstung. Welche Haltung nehmen Sie zu diesen Vorgängen ein? Eine Frage an den ehemaligen Polizeibeamten: Wie ist der Stand der Ermittlungen?
Hermann Faul: Darüber habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Meine frühere Tätigkeit als Polizist spielt natürlich eine Rolle. Ständig überlegt man: Wie kann ich bei der Aufklärung helfen? Wie kann man präventiv tätig werden? Die Stadt Nördlingen hat ihre Hilfe angeboten. Nach dem Bayerischen Landesstraf- und Verordnungsgesetz ist die Stadt Nördlingen ja eine Sicherheitsbehörde. Wir sitzen also mit der Polizei in einem Boot. Die Täter müssen gefasst werden. Die Polizei versucht dies durch verstärkten Personaleinsatz und über Überwachungsmaßnahmen. Außerdem setzt die Polizei darauf, dieses Thema durch Veröffentlichungen in Zeitungen stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Jeder Hinweis muss ernst genommen werden. Die Hinweislage ist allerdings dünn. Über die Details der Ermittlungen weiß ich nicht Bescheid. Grundsätzlich gilt: Die Täter müssen einer gerechten Strafe zugeführt werden, wenn man sie gefasst hat.
myheimat: Herr Faul, vielen Dank für dieses Gespräch.