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Interview mit dem Vorstand der Sparkasse Nördlingen: Wolfgang Winter

  • Der Vorsitzende der Sparkasse Nördlingen: Wolfgang Winter
  • Foto: Wolfgang Winter
  • hochgeladen von Tanja Wurster

myheimat: Das Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise neigt sich dem Ende zu. Wie würden Sie rückblickend dieses Jahr beschreiben, insbesondere in Hinblick auf die regionale Wirtschaft?

Winter: Aufgrund des starken Konjunktureinbruchs hat auch unsere Region, die ansonsten auf einen gesunden Branchenmix bauen kann, negative wirtschaftliche Auswirkungen verspürt. Besonders die Firmen, die als Zulieferer der Autoindustrie oder im Maschinenbau tätig sind, mussten starke Rückgänge der Aufträge hinnehmen. Wir können aber auch feststellen, dass unsere ausgewogene Wirtschaftsstruktur im Ries sowie unsere geringere Exportabhängigkeit den Abschwung gemildert hat. Es sollte aber auch erwähnt werden, dass es auch eine Anzahl von Firmen gibt, die die Krise so gut wie gar nicht spüren, zum Beispiel wenn sie im Bereich der regenerativen Energien tätig sind.

myheimat: Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Wirtschaftskrise für Ihre Bank und was können Sie sowohl Ihren Privat- als auch Ihren Geschäftskunden empfehlen?

Winter: Das dreistufige deutsche Bankensystem mit starken regional verwurzelten öffentlich-rechtlichen Sparkassen sowie genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken hat sich gegenüber Systemen in anderen Ländern als deutlich stabiler erwiesen. Ich stelle fest, dass das Vertrauen in die Sparkasse in der Krise gestiegen ist. Dies ist sicher in einer soliden und nachvollziehbaren Geschäftspolitik begründet und unserem Bekenntnis für die Region. Deshalb verzichten wir bei Zielen für Wachstum und Ertrag auf übertriebene Erwartungen. Eine gesunde Entwicklung ist uns wichtiger als der schnelle Profit. Gemeinwohlorientierung steht für uns vor Gewinnmaximierung.

Unseren Privat- und Geschäftskunden empfehlen wir, die örtliche Nähe zur Sparkasse und die persönliche Bindung zu ihrem Kundenberater zu nutzen.Wir wollen langfristige Kundenbeziehungen und Partnerschaften und verzichten dafür auf den schnellen Absatz von Produkten, die die Bedürfnisse der Kunden nicht dauerhaft decken.

myheimat: Die Sparkasse feiert dieses Jahr ihren 200. Geburtstag. Ein seltenes Jubiläum in unserer schnelllebigen Wirtschaft. Wie interpretieren Sie heute die Gründungsidee der Sparkasse?

Winter: Die Sparkasse Nördlingen ist noch nicht ganz so alt. Wir feiern dieses Jahr erst unseren 182. Geburtstag, gehören aber auch zu den „älteren“ Sparkassen. Als die ersten Sparkassen vor 200 Jahren gegründet wurden, gab es für große Teile der Bevölkerung keine Möglichkeit zur finanziellen Eigenvorsorge und sozialen Absicherung. Die Sparkassenidee war es, gerade für diese Menschen eine Möglichkeit zu schaffen finanziell vorzusorgen. Die Sparkassen haben eine entscheidenden Beitrag zur Entstehung einer demokratischen und marktwirtschaftlich ausgerichteten Gesellschaft geleistet. Ihre stabilisierende Rolle in der Wirtschaft ist heute so aktuell wie damals – gerade in Zeiten der Finanzkrise. Unseren öffentlichen Auftrag sehen wir heute insbesondere auch darin, durch unsere Leistungen die Sicherung der Altersvorsorge für die breite Bevölkerung zu ermöglichen.

myheimat: Fühlen Sie sich im Zuge der Krise gerade im Vergleich mit Privatbanken in Ihrer Strategie bestätigt?

Winter: Spätestens in der Finanzkrise hat sich der Blick auf die Sparkassen deutlich gewandelt. In Zeiten des übermäßigen Kapitalmarkt- und Renditehypes wurde das Geschäftsmodell von manchen an den Märkten und auch in der Politik als ungewöhnlich und bieder wahrgenommen. Jetzt wird allgemein anerkannt: Die Sparkassen stehen für Stabilität – wirtschaftliche Stabilität, aber durch ihre Übernahme von Verantwortung in der Region auch für gesellschaftliche Stabilität.
Die Deutschen vertrauen den Sparkassen auch und gerade in der Krise. Das ist die eigentlich harte Währung in der Kreditwirtschaft.

myheimat: In der Düsseldorfer Sparkasse wurde jüngst der Tag des Mittelstandes begangen. In Ihren Bankverbänden ist man sich der Rolle des Mittelstandsmotors bewusst. Gibt es auch bei Ihnen konkrete Programme, um den Mittelstand zu fördern?

Winter: Wir haben keine speziellen Programme. Unsere Kunden kennen uns und wir kennen unsere Kunden. Unsere Firmenkundenbetreuer sind fit in der Beratung von öffentlichen Förderprogrammen. Wir wissen, dass Unternehmen gerade jetzt eine solide Finanzierung benötigen, die Planungssicherheit und Verlässlichkeit bietet. Die Sparkasse kann alle betriebswirtschaftlich sinnvollen Unternehmensinvestitionen finanzieren – entweder allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Sparkassen.
Bei uns findet die Kreditklemme nicht statt.

myheimat: Wie haben die Kunden Ihrer Bank auf die Krise reagiert? Wie hat sich das Verhältnis zu Krediten entwickelt?

Winter: Es gab gerade zum vergangenen Jahreswechsel bei unseren Beratern viele Nachfragen zur Sicherheit von Geldanlagen. In fast allen Fällen konnten wir die Fragesteller mit dem Faktum beruhigen, dass sämtliche Ansprüche unserer Kunden in unbegrenzter Höhe durch zwei unabhängige Sicherungssysteme geschützt sind.

Sowohl im Bereich der Privatkredite als auch bei Unternehmensfinanzierungen können wir nicht feststellen, dass die Kunden zurückhaltender geworden sind.

Die Kreditvergabepraxis bei der Sparkasse hat sich grundsätzlich nicht verändert. Zwar muss die Sparkasse wie alle Kreditinstitute in einer wirtschaftlichen Rezessionsphase besonders aufmerksam sein, aber da die Sparkasse ihre Kunden aufgrund langjähriger Begleitung sehr genau kennt, sind wir in der Lage, den Unternehmen und Selbstständigen jederzeit faire und maßgeschneiderte Finanzierungslösungen anzubieten. Die Sparkasse verfügt im Übrigen über hinreichend Eigenkapitalpolster und Liquiditätsreserven, um die Finanzierung des Mittelstandes auch weiterhin sicherzustellen.

myheimat: Den Schwaben wird Sparsamkeit nachgesagt. Wie hat sich durch die Wirtschaftskrise die ohnehin schon hohe Sparquote entwickelt? Hat die Zahl der „Angst-Sparer“ zugenommen?

Winter: Am diesjährigen Weltspartag hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass die Sparquote aller deutschen Privathaushalte in den ersten sechs Monate 2009 bei 11,2 Prozent des verfügbaren Einkommens lag. Je Einwohner wurden durchschnittlich 180 Euro monaltich zur Seite gelegt, der gleiche Betrag wie im vergangenen Jahr. Daraus ergibt sich für alle privaten Haushalte zusammen im ersten Halbjahr 2009 ein Betrag von 89 Millarden Euro.

Trotz Einbruch der wirtschaftlichen Entwicklung konnten nach Angaben des Bundesamtes Einkommen, Konsum und Sparen der privaten Haushalte das Niveau des Vorjahres halten. Wie sich die prognostizierte Arbeitsmarktentwicklung in den nächsten Monaten auf die Sparquote auswirkt, bleibt abzuwarten.

myheimat: Wie ist die Situation der Nördlinger Bürger? Wie stark wurden sie in Mitleidenschaft gezogen?

Winter: Nachdem, wie ich bereits ausgeführt habe, der konjunkturelle Einbruch in Nördlingen nicht ganz so spürbar war und die Rieser Firmen intensiv bemüht sind, ihre qualifizierten Fachkräfte zu halten, sind die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Nördlinger Bürger geringer als in vielen anderen Regionen Deutschlands.

Meiner Beobachtung nach verhalten sich viele unserer Kunden bei der Vermögensanlage sehr klug, indem sie auf Diversifikationen ihrer Anlagen achten und damit große Vermögensverluste vermeiden.

myheimat: Donauwörths Stadtrat und Oberbürgermeister Neudert haben sich gegen den fusionsbedingten Neubau einer Sparkassen-Zentrale in Nördlingen ausgesprochen. Herr Winter, wie stehen Sie dazu?

Winter: Wie ich schon mehrfach und bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt habe, ist die Entscheidung über eine Fusion eine Entscheidung der Eigentümer. Die Sparkasse Nördlingen gehört zu zwei Dritteln der Stadt Nördlingen und zu einem Drittel dem Landkreis. Die Sparkasse Nördlingen ist gesund und kann zu jetzigen Zeit auch selbstständig ihre Aufgaben wahrnehmen. Sollten Überlegungen der Eigentümer zu einer Fusion führen, muss es betriebswirtschaftlich sinnvolle Regelungen des Zusammenschlusses geben. Die Wahl des Standortes obliegt in diesem Fall dem zuständigen Gremium.

myheimat: Herr Winter, die Stiftung „Lebendiges Bayerisches Ries“ wurde jüngst mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. Was war die Motivation für Ihr Engagement? Möchten Sie mit Ihrer Stiftung auch ein Signal an die Bürger senden?

Winter: Am 13.11.2008 wurde die „Bürgerstiftung Lebendiges Bayerisches Ries“ gegründet. Am 01.10. dieses Jahres erhielt die Stiftung das Gütesiegel der „Initiative Bürgerstiftung“. Die „Bürgerstiftung Lebendiges Bayerisches Ries“ ist damit eine echte Bürgerstiftung, somit eine Stiftung, die von Bürgern getragen wird, die dass Gemeinwohl in ihrer Region stärken wollen. Sie ist zudem wirtschaftlich und politisch unabhängig. Die Sparkasse Nördlingen stiftete als Initiator das Grundstockvermögen. Darüber hinaus haben sich aber auch schon andere Bürger von dieser Idee des Engagements für die Gemeinschaft anstecken lassen und zugestiftet. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker würdigte jüngst die Ehrenamtlichen in die Bürgerstiftungen, sie „geben Kraft von Mensch zu Mensch“, und genau dies, nämlich die Förderung des indirekten Engagements von Bürgern für Bürger, ist unser Anliegen.

myheimat: Ihre beiden Banken investieren viel in Bereiche außerhalb des Bankenwesens: Kultur, Sport usw. Wo sind Sie in diesem Jahr als Sponsor aufgetreten und welche Ziele verfolgen Sie damit?

„Sparkasse. Gut für die Region.“ Dieser Slogan ist nicht nur in unser Leitbild eingeschrieben, wir handeln auch danach.
Neben der Nutzung des Werbeeffektes wollen wir mit unserem Sponsoring vor allem die Attraktivität und Lebensqualität unserer Region fördern. Ob im kulturellen Bereich u.a. mit unserer S-Galerie, im gesellschaftlichen Bereich beispielsweise mit der Förderung des Stadtmarketings oder der Förderung des Sports u.a. der Damenbasketball-Bundesligamannschaft – mit unserem finanziellen Engagement machen wir unsere Stadt, Region und Heimat lebenswert.

myheimat: Ist 2010 ein Ende der Krise in Sicht? Worauf müssen sich Ihre Kunden bei Ihrer Bank einstellen?

Winter: Zwei kurze Antworten auf Ihre Fragen:
Ich sehe erste Anzeichen für eine Besserung und plädiere dafür, die Herausforderungen optimistisch anzugehen. Unsere Kunden können weiter auf uns bauen!

myheimat: Vielen Dank, Herr Winter, für das interessante Interview!

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