Immer wieder einen Besuch wert - das Stadtmauermuseum
Das Stadtmauermuseum gibt seinen Besuchern einen Einblick in die Entstehung der größten Teils original erhaltenen Befestigungsanlagen. „Anfangs war das hier nicht mehr als ein dekorierter Turm“, erinnert sich der nun bald 85jährige Museumsleiter Aksel Rinck, „außer ein paar Schautafeln gab es hier nichts zu sehen“. Doch dank seines unermüdlichen Engagements füllte sich das Stadtmuseum bald mehr und mehr mit Attraktionen, die dem Museum zu seiner deutschlandweiten Einzigartigkeit verhalfen.
So wurde eine historische Kanone samt Geschützmannschaft in historischen Uniformen aus dem 17. Jahrhundert sowie ein Modell der Altstadt von Hans Staiger aufgestellt. Eine Szene der Puppenmacherin Gertrud Hubel stellt die Legende der berühmten Sau nach, die 1440 die Stadt Nördlingen rettete. Desweiteren gibt es eine Statue von Friedrich II zu bewundern, genauso wie eine beeindruckende Sammlung aus Zinnfiguren mit Truppen aus dem Dreißigjährigen Krieg und Kriegen des 18. Jahrhunderts, die von Gerald Land aus Harburg in mühevoller Kleinarbeit persönlich bemalt und zusammengestellt worden sind. Selbstverständlich dürfen auch die Portraits der beiden bayerischen Könige nicht fehlen, denen durch das Stadtmauerprivileg und dem Verbot des Abrisses der Mauer die Existenz des Museums und die Einmaligkeit der gesamten Nördlinger Altstadt überhaupt erst zu verdanken ist. Ein besonderes Paradestück stellt aber eine Fahne dar, welche der Stadt Nördlingen im Jahre 1811 als Belohnung für ihre „Verdienste und Vaterlandsliebe“, wie das beigefügte Schreiben des Grafen von Motgelas es formulierte, auf Befehl des bayerischen Königs Maximilian Joseph, feierlich überreicht bekam. Dabei handelt es sich um einen originalgetreuen Nachbau, den Aksel Rinck, unterstützt von etlichen Sponsoren, anhand eines ebenfalls aushängenden Gemäldes, welches die damalige feierliche Überreichung zeigt, von einer Kunststickerei nachfertigen ließ.
Im obersten Stock befindet sich eine Gallerie mit den Portraits der Feldherren der Schlacht bei Nördlingen sowie ein seltener Gefechtsplan dieser historischen Schlacht. Außerdem kann man von dort oben einen wunderbaren Ausblick über die Altstadt und das geologisch so einmalige östliche Ries erleben. Begleitend informieren überall Schautafeln über die historischen Zeitumstände und Waffentechnik, was den selbsterklärenden Charakter des Wehrkundemuseums unterstreicht.
Am 20. Juli findet die offizielle Übergabe einer Schießscheibe der Priviligierten Schützengesellschaft 1399 Nördlingen e.V. statt. Die Verbundenheit dieser Gesellschaft mit der Stadt Nördlingen wurde in der Vergangenheit mehrfach dokumentiert. Beispielsweise halfen die Schützen 1499 mit, in der St.-Georgs-Kirche zwei Gewölbefelder im Chor durch Spenden zu finanzieren, zudemhaben sie mit dem Bau von Schießhäusern und Schießanlagen das Stadtbild geprägt und stellten stets einen wesentlichen Bestandteil der Wehrhaftigkeit der ehemaligen Reichsstadt dar. Auch heute noch beteiligen sich die Schützen in hohem Maße am gesellschaftlichen Leben in der Stadt, wie beispielsweise durch die Teilnahme am historischen Stadtmauerfest. Doch das Museum hält nicht nur zu den Schützen enge Beziehung, sondern auch zu dem Verein Alt Nördlingen e.V., welcher auch diesen Sommer wieder populäre Musicals aufführen wird. Die Einzigartigkeit dieses Museums wäre ohne den unermüdlichen Einsatz des rüstigen Rentners Aksel Rinck und ohne die Unterstützung der zahlreichen Spender und Sponsoren, welche übrigens alle auf einer eigens zu diesem Zweck angefertigten Urkunde namentlich genannt werden, so nicht möglich. Rinck, der selbst viele Jahre im Ausland verbracht hat, wünscht sich für Deutschland eine ähnliche Stiftungskultur wie in den angelsächsischen Ländern, wo es seiner Meinung nach einfach viel mehr ehrenamtliches Engagement in Sachen Kultur gibt. In Sachen ehrenamtlichen Engagements stellt Aksel Rinck sicherlich ein leuchtendes Vorbild dar. So hält er täglich von 10 bis 16 Uhr seinen Posten im Löpsinger Tor und verbringt jede freie Minute damit, für sein Museum zu werben und laufend Verbesserungen und Erweiterungen herbeizuführen. Der Erfolg kann sich sehen lassen - kamen zu Anfangszeiten noch 1500 Besucher, sind es heute über 20.000. Im Jahr des 1100-jährigen Stadtjubiläums 1998 waren es sogar über 26.000! Damit braucht sich das Stadtmauermuseum auch aus wirtschaftlicher Sicht nichts nachsagen zu lassen: der Kostendeckungsgrad ist mit ca. 95% mit Abstand der höchste aller städtischen Gebührenhaushalte. Besonders erfreulich ist, dass der Eintritt für Schulklassen kostenlos ist und bleibt. Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund der attraktiven Öffnungszeiten bietet sich das Stadtmauermuseum ideal dafür an, den Schülern die Geschichte der Stadt näher zu bringen.
Text und Bilder: Redaktion (rf)