Kunstbetrachtung: Riesiges Sgraffito im Blickfeld
Für über hundert katholische Kirchen auf dem Gebiet der damaligen DDR schuf der Maler und Bildhauer Rudolf Brückner-Fuhlrott (1908 – 1984) zahlreiche sakrale Werke. Für den Kirchenraum in Neukloster gestaltete er 1967 an der Wandfläche hinter dem Altar ein Sgraffito, das die „Aufnahme Mariens in den Himmel“ zeigt. Dargestellt ist im Mittelpunkt Jesus Christus, der nach Kreuzestod und Auferstehung im Himmel seine Mutter Maria begrüßt. Der Künstler Rudolf Brückner-Fuhlrott hat durch dieses Sgraffito versucht, einen Glaubenssatz in einem Altarbild zu veranschaulichen.
Seit dem 13. Jahrhundert wurde die Aufnahme Mariens in den Himmel in großartigen und festlichen Szenen der Marienkrönung (z. B. Flügelaltar der Wismarer Georgenkirche) wiedergegeben, von der sich die Darstellung durch Rudolf Brückner-Fuhlrott in ihrer schlichten Art bewusst absetzt.
In den 1950er und 1960er Jahren war das Sgraffito nicht nur im sakralen Raum eine beliebte Gestaltungstechnik. Diese Darstellungsart besitzt besonders auch bei den Außenwänden, zumal auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen, eine lange Haltbarkeit. Die Technik, die durch das Herauskratzen des oben noch feuchten Putzes entsteht, war schon für die Renaissancezeit typisch. Je nach angestrebter Mehrfarbigkeit (hier in Neukloster dreifarbig) müssen verschiedene farbige Edelputzschichten aufgetragen werden, die noch im frischen Stadium vom Künstler oder vom Handwerker nach dem vorher aufgebrachten Entwurf 1 : 1 ausgekratzt werden. Diese Technik ist bei mehrfarbigen Sgraffito schwierig zu handhaben.