Wer guckt denn da vom Naumburger Dom herab?
Immer wenn ich vom Steinweg kommend auf den Naumburger Dom zugehe, fühle ich mich beobachtet. Geht es Ihnen nicht genauso? Oder haben Sie vielleicht noch gar nicht bemerkt, dass da einer vom Dom herabguckt? Nun ja, man muss schon genau hinschauen, um ihn zu erkennen, den letzten Domtürmer, Karl Schenke (1851-1939).
Wenn man den Nord-West-Turm des Domes besteigt, kommt man an einer Tafel vorbei, die einiges über Karl Schenke verrät. Als gelernter Strumpfwirker diente er von 1872 an drei Jahre im Naumburger Feldartillerie- Regiment als Trompeter. Am 1. Oktober 1877 trat er dann seinen Dienst als Domtürmer mit dem Aufgabenbereich Glöckner, Wächter und Musiker an. Bis 1885 wohnte er mit seiner Familie in der Türmerwohnung im Nord-Ost-Turm, anschließend bezog er als Domkirchner, Küster und Domführer die Dreikönigskapelle. 1904 schließlich zog er mit seiner Familie in das Haus Neuer Steinweg 1 gegenüber vom Dom, daran erinnert heute noch die Inschrift „Domkirchner“. Am 1. Oktober 1931, nach genau 54 Dienstjahren beendete er seinen Dienst am Dom.
Zu seinem 50. Dienstjubiläum wurde 1927 sein Bild in das Ziffernblatt der Domuhr eingearbeitet, wo man es heute noch, nach einer Restauration vor einigen Jahren, sehen kann.
In diesem Jahr hat Herr Matthias Ludwig eine thematische Sonderführung unter dem Titel „Verabredung mit Karl Schenke“ durchgeführt. Als Karl Schenke verkleidet, sollte es über den Dachboden bis hinauf zu den Glocken gehen und dabei Informationen über die Aufgaben des Türmers sowie zur Architektur des Dachbodens und zum historischen Glockengeläut des Naumburger Doms geben. Leider habe ich diese Führung verpasst, aber vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr!
Übrigens: schöne Bilder vom Dom findet man auch auf der Website der Naumburger Bauhütte.
wieder einmal eine sehr, sehr interessante Geschichte zum Thema Stadthistorie.