Quid iam? Naumburg und sein Blütengrund-Problem. Tourismus - Nein Danke!
Im heutigen Naumburger Tageblatt (19.1.2017,, S 7) wird über das Aus für Fährmann Schmidt, und damit auch für seine Saale-Unstrut-Schifffahrt berichtet.
Ein Trauerspiel ohne Gleichen, was sich hier abspielt. Die Altstadt Naumburg, der Dom, der Blütengrund, die Fähre, die Schiffahrt, die Radwanderwege, die Weinberge sind eine Einheit. Touristisch untrennbar miteinander verknüpft sind sie das Schwergewicht, mit dem unsere Region wuchert. Kein Prospekt, kein Buch, kein Angebot in dem Diese nicht zusammen aufgeführt werden.
Die Stadt und der Fährmann haben beide hoch gepokert und verloren. Für Naumburg und den Tourismus ist es schlechthin eine Kathastrophe. Jetzt im Winter wird es noch nicht vielen Reisenden auffallen, aber sobald der Frühling da ist, Radfahrer und Wanderer loslegen, wird eine Riesenlücke auftauchen, die nicht geschlossen werden kann. Nicht nur Jahrzehnte des Aufbaus, auch Arbeitsplätze wurden und werden vernichtet.
Ein "nackter" Blütengrund ohne Schiffe, ohne einen Imbiss mit Blick aufs Wasser wird schmerzlich vermisst werden.
Ohne auf die Schuldfrage einzugehen, ist es ein Trauerspiel für alle Verantwortlichen, die lieber alles auf Spiel gesetzt haben, als Kompromisse einzugehen.
Was nun liebes Naumburg? Dom und Welterbe als Rettungsanker?
Jeder weiß, das dies nicht funktioniert! Das sind die Stunden- bzw. Tagestouristen die außer im Dom, kaum Geld in der Stadt lassen.
Statt das Angebot auszubauen, die Attraktivität im Ganzen zu erhöhen, treibt man Schindluder mit unserem "Erbe".
Während der Weinberg unter OLG aus Denkmalschutzrechtlichen Gründen abgelehnt wurde, baute man eine häßliche graue Brücke am Bahnhof.
Während man unsere Altstadt mit Freund(lichen) Neubauten beglückt, hat man seit 1990 mehr historische Substanz verloren als beide Weltkriege und DDR zusammen.
Während man neuen Zufahrten und Radwege zum Blütengrund baut, verliert man den wichtigsten Treffpunkt an Saale und Unstrut.
Cui bono? Naumburg
Ich möchte erinnern:
- Jacobsviertel/Jacobsgasse, ein Flächendenkmal wird abgerissen und durch Industrieflachbauten ersetzt
- gescheiterter Welterbeantrag
- geplanter Brückenbau/Umgehungsstraße an der Rudelsburg
- Mut zur Lücke, statt Lückenbebauung
- gescheiterte Bebauung Reußenplatz
- fehlendes Theaterkonzept
- fehlendes Bibliothekskonzept
- Ruinen Reichskrone, Schützenhaus, Drei Schwäne
- immer weiter zurückgehende Identität durch Freund(liche) "neue Bebauung" in Naumburg
- seit Jahrzehnten verschleppte und sabotierte Widerherstellung der einzigartigen Ring-Straßenbahn
Lt. heutigen Zeitungsbericht hat die Stadt ein Fähr-Problem mit dem sie nicht gerechnet hat. Fährmann Schmidt hat die ihm gehörigen Schiffs- und Fähranleger verkauft. Die Stadt braucht also zur Aufnahme des Fährbetriebes im Blütengrund neue Anleger. Dieser müsste wohl neu gebaut werden. Die Kosten sind mit Sicherheit nicht im Haushalt vorgesehen. Und ob eine Firma diesen auch so schnell bauen kann und der TÜV ihn abnimmt, ist auch ungewiss. Und einen neuen Fährmann braucht man auch, der ein defizitären Fährbetrieb pachten soll.