Kolumne
Zwerge im Einsatz
Zwerge ist eine Sammelbezeichnung für menschengestaltige, kleinwüchsige Fabelwesen des Volksglaubens, die meist unterirdisch in Höhlen oder im Gebirge leben. Ihren Ursprung haben sie in der nordischen Mythologie.
Häufig wird den Zwergen übermenschliche Kraft und Macht nachgesagt. Sie gelten als schlau und zauberkundig, bisweilen listig, geizig und tückisch, meist aber als hilfreich, und werden vor allem in späterer Zeit als bärtige Männchen mit Zipfelmütze dargestellt.
Sie treten vor allem als kunstreiche Schmiede auf, wobei der Begriff „Schmied“ (altnordisch: smiðr, isländisch: smiður) ursprünglich einen Handwerker bezeichnete, der sowohl mit Holz als auch mit Metallen umzugehen verstand, allgemein einen Kunsthandwerker (vgl. auch Geschmeide), im übertragenen Sinn einen Künstler, Schöpfer (vgl. z. B. den „Reimschmied“). In Zeiten geringer Arbeitsteilung bauten die Schmiede die benötigten Erze oft selbst ab und verhütteten sie auch. Somit galten die Zwerge auch als tüchtige Bergleute und Metallurgen.
Im Gegensatz zu Kobolden, die als einzelnes Individuum an ein bestimmtes Haus, einen Ort oder eine Familie gebunden sind, leben Zwerge in der Gesellschaft ihresgleichen, ganz ähnlich wie Menschen: In archaischen Zeiten lebten sie in Sippen unter Anführern (z. B. Dvalins Schar), im Mittelalter hatten sie Könige (z. B. Laurin), später lebten sie auch in Städten (z. B. die Heinzelmännchen in Köln).
Zwerge spielen auch in den Novellen und Belletristiken der deutschen Romantik eine Rolle. Bis heute sind die Sammlung von Volksmärchen durch die Brüder Grimm und die darin dargestellten Zwergenmotive weltweit prägend.
Mit Hilfe eines magischen Zwergenhuts, manchmal auch durch einen Mantel, können sie sich unsichtbar machen (Tarnkappe).
Zwerge sind die geborenen Spione. Sie sind klein, teilweise sogar winzig klein. Zwerge passen also durch jedes Schlüsselloch und können sich in den Ohren von uns Menschen verstecken.
Außerdem besitzen sie auch Tarnkappen in Form eines Mantels. Damit können sie sich unsichtbar machen und vor anderen Leuten verstecken.
Doch wie an Zwerge kommen? "Da weiß ich Rat," behauptet Florian: Er arbeitet am Zentrum für Alternativweltforschung und leitet dort die Abteilung für "Alternative und außerirdische Lebensformen". Man habe sich dort viel und intensiv mit nordischen Märchen, Sagen und Mythen beschäftigt und sei auf diesem Wege auf zahlreiche Berghöhlen gestoßen, in denen der Übergang zu alternativen und Parallelwelten sehr einfach ist. "Es gibt dort zahlreiche Lebensformen, die noch nicht erforscht sind."
Ja, gut, das glaube ich gerne. Aber was ist mit meinen Zwergen? "Die werden wir uns in einer besonderen Expedition besorgen," beruhigt mich Tobias, der (zukünftige) Expeditionsleiter. "Um unbemerkt im Erdinnern handeln zu können, probieren Sie bitte diesen Umhang - quasi als Tarnkappe - aus. Ich möchte sehen, ob er Ihnen paßt und Sie ganzkörgerverhüllt."
Das muß es wohl. Ich konnte Florian und Tobias zwar nicht mehr sehen - dafür bemerkte ich aber einige Kollegen von befreundeten wie verfeindeten Geheimdiensten. Auch sie wollten Zwerge zu Spionagezwecken, Drachen für brandstiftende Terroranschläge, Kobolde für Sabotagezwecke sowie Grinder für Mordanschläge (solche mit Pfeil und Bogen) - die Mönchengladbacher Alternativweltforscher hatten eine ganz besondere Reisegruppe zusammengestellt, die sich eigentlich nicht in die Quere kommen sollte, weil die Teilnehmer von verschiedenen Orten aus starten sollten.
Mir wurde Jurij Antonowitsch zugeteilt. Er stammt aus der Steppe Kasachstans und sollten in den weiten Sibiriens nach Abbaustätten seltener Metalle und Erdgrundstoffe suchen.
Daß er ein Doppelagent sein könnte, kam mir in meinem Büro in der Zentrale in den Sinn - nein, eigentlich in die Ohren. Während des Gesprächs mit meinem Chef bemerkte ich kleine Stückchen Ohrenschmalz, der unerklärlicherseits herausfiel. Außerdem juckte und kribbelte es immer wieder in den Ohren.
"Gehen Sie zum Ohrenarzt," befahl mein Vorgesetzter. Also ging ich zum Amtsohrenarzt ein paar Zimmer weiter. Der schaute kurz in meine Hörorgane und befahl dann: "Gehen Sie mir `mal einen Fotoapparat." So bekam ich die ersten Zwege zu sehen, die in meinen Ohren hausten und mir zuwinkten.
Doch wie waren diese Miniaturlebewesen in meine Ohren hinweingekommen? Zuerst hatten wir die niederrheinischen Alternativweltforscher in Verdacht - möglicherweise sind ja ihre Tarnkappen wanzen- und zwergeverseucht? Also schickte unser Informationsdienst einen Sturmtruppe nach Mönchengladbach. Doch der kam unverrichteter Dinge zurück - was sie fanden, war sauber.
Dann fiel mir der Kasache ein. Hatte er es irgendwie geschafft, mir diese besonders kleinen Spionagezwerge in die Ohren einzufügen?
"Führt ihn zur Folterbank," befahl Cheffe Hans-Huge. Der Folterknecht stand zwar mit freudestrahlenden Augen bereit - doch noch bevor er eingreifen konnte, hatte der Kasache bereits ein volles Geständnis abgelegt.
Unser Amtsohrenarzt saugte die Kleinstzwerge behutsam ab. Schnell stellte sich heraus, daß sie auch unsere Sprache beherrschen. Also machten wir einen "Deal": Wir lassen sie leben und verpflegen sie. Im Gegenzug spionieren sie im Osten für uns.
So gerne ich auch die Expeditions ins Erdinnere mitgemacht hätte - auf diese Art und Weise konnten wir viel Geld sparen und trotzdem noch mehr nützlichere Informationen gewinnen.