Monteverdis Marienvesper grandios dargeboten
Wenn die Marktoberdorfer Pfarrkirche St. Martin bis auf fast den letzten Platz besetzt ist, liegt das an den gehaltvollen, von seinem hintergründigen Humor getragenen Predigten von Stadtpfarrer Wolfgang Schilling oder der Carl Orff Chor vermeldet wie am 21. Mai 2017 ein nahezu Ausverkauft.
100 Jahre Patrona Bavariae und Fatima, Marienmonat Mai, waren eine Perlenkette, an welche die Akteure 450 Jahre nach der Geburt Claudio Monteverdis (1567) mit erklingendem Marienlob seiner Marienvesper, einem der bedeutendsten geistlichen Werke dieses Komponisten, eine ganz besondere reihten.
Dabei war diese, als das musikalische Schlüsselwerk zu Beginn des Barock geltende “Vespero della beata vergine“ für Marktoberdorf zudem eine Premiere!
Monteverdi, der mit seinem “Orfeo“ quasi die Oper “erfunden“ hatte, schuf mit ihr den ersten Meilenstein der oratorischen Musik, dessen Bedeutung allenfalls mit Bachs h-moll-Messe oder Beethovens Missa solemnis verglichen werden kann.
Als Vertonung des Abendgebetes – das für besondere Anlässe besonders feierlich begangen wurde – besteht es aus mehreren Psalmen und dem Magnificat.
Monteverdi, der später Kapellmeister im Markusdom zu Venedig werden sollte und als einer der innovativsten Komponisten überhaupt gilt, versteht es darin, das geistliche Wort durch fast unglaubliche harmonische Kühnheiten und atemberaubende Virtuosität in allen Stimmen so zum Klingen zu bringen, dass es seine Wirkung auch für das Publikum des 21. Jahrhunderts nicht verfehlt.
Die Marienvesper – die auch als Monteverdis wuchtigstes und zugleich zartestes Werk bezeichnet wird – begeistert durch synkopisch “swingende“ Rhythmen, stereophonische Effekte und eine außergewöhnlich große Variationsbreite hinsichtlich der chorischen Besetzungen: teils erklingt der Chor im vier- bis siebenstimmigen Satz, teils ist das Werk doppelchörig mit bis zu zehn Einzelstimmen angelegt.
Dirigent Stefan Wolitz hatte sich einen großen Wunsch erfüllt, mit gerade dieser Besetzung, also dem Carl-Orff-Chor Marktoberdorf und Kammerorchester La Banda, den Sopranistinnen Priska Eser und Roswitha Schmelzl, den Bassisten Michael Mantaj und Sebastian Myrus, sowie den Tenören Andreas Hirtreiter und Christian Zenker als in der “Alten“ Musik versierte Solisten, dieses Werk aufzuführen.
Haben alle Akteure durchwegs bayerische Wurzeln so klang in dieser Ausnahmeaufführung weit darüberhinausgehendes, international bestehendes Niveau an.
Noch weit mehr aber, als die musikalischen Qualitäten prägte die sich über die Akteure auf ein begeisterndes Publikum übertragende Stimmung einen ganz besonderen und unvergesslichen Spätnachmittag: machten ihn besonders wertvoll.
Hier spiegelt sich wohl wieder, wie Claudia Schwamm mit nahezu 3 Jahrzehnten Erfahrung die jeweilige Besetzung von La Banda entsprechend den Wünschen des Veranstalters, den Anforderungen des Werkes, aber auch den menschlichen Komponenten formt.
Bereits 2014 bei der Aufführung von Händels “Messias“ begeisterte dieser Klangkörper das Publikum in Marktoberdorf. In den über 20 Jahren seines Bestehens hat er als “Orchester auf historischen Instrumenten“ hunderte von Konzerten bestritten und vermag es immer wieder neu, die Zuhörer mit seiner Spielfreude mitzureißen. Die Presse bezeichnet es als “eines der besten Argumente für den Einsatz historischer Instrumente“ und auch die Allgäuer Zeitung schwärmte seinerzeit von einem "traumhaft natürlich atmenden, schlanken Klangideal“.
Der Carl-Orff-Chor Marktoberdorf selbst ist traditionell dem anspruchsvollen A-cappella-Gesang verschrieben. 2015 produzierte er seine bislang dritte bei Oehms-Classics erschienene CD “Missa!“, die er in Konzerten von Kempten über Stuttgart bis Lübeck präsentierte. Daneben leisten sich die 45 Sängerinnen und Sänger, deren musikalische Wurzeln zumeist am Gymnasium Marktoberdorf liegen, immer wieder “Ausflüge“ in die Welt der instrumental begleiteten Musik.
Kaum dass die letzten Töne verklungen waren, setzen sofort lang anhaltende und hochverdiente Standing Ovations ein und bestätigten einen ebenso verausgabten, als überglücklichen Chorleiter, beflügelten ihn in seinem nächsten, natürlich noch nicht verratenen Aufführungswunsch mit gleichem Ensemble.
Die Freude über ein absolut besonderes Genusserlebnis geht also nahtlos über in die Vorfreude auf das nächste angekündigte.
Erich Neumann, freier investigativer Journalist
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© Bild: Bertram Maria Keller www.artbmk.de CC – Ensemble des Carl Orff Chor Marktoberdorf und Kammerorchester La Banda unter Leitung von Stefan Wolitz
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