Kunigunde darf nicht sterben
Die unsichtbare Hauptrolle
Es dreht sich mehr oder weniger alles um Kunigunde bei der Heimatbühne Marklohe, aber sie spielt nur unsichtbar mit. Kunigunde hat so etwas wie einen Platz in einem Gnadenhof auf dem sie lebt. De fette olle Soge aber allein ist es nicht, die den besonderen Charme dieses Hofes ausmacht. Kati Reißzahn ist die °Überlebende° auf dem verwaisten Hof. Und wenn man weiß, dass diese Kati von Marlies Dieckhoff gespielt wird, ist klar: Hier wird mit allen schauspielerischen Mitteln um den Erhalt dieses Hofes gekämpft. Und diesen Kampf führt sie mit Hubert – im wirklichen Leben ihr Mann Heiner Dieckhoff -, der die tollsten Ideen zum Erhalt des Hofes entwickelt. Warum das alles? Hans-Dietrich hat diesen Hof gekauft. Und Hans-Dietrich ist der überkandidelte Städter, der mit seiner total überdrehten Frau Eleonore-Marie das Landleben für sich entdeckt hat. Allerdings stellen sie es sich mit Tennisplatz und Wellness-Landschaft vor. Da passt Kunigunde genauso wenig wie Kati. Auch Steffi Reißzahn zeigt, dass die drei sich von diesen Champagner-trinkenden und Lachs-essenden Menschen nicht vertreiben lassen will. Sie alle lösen einen Angriff auf die Lachmuskeln aus. Dabei steht ihnen die natürlich schon durch die hochdeutsche Sprache gekennzeichnete Juristin Frau von Stetten mit ihrem Geheimnis um nichts nach. Gespielt von Silke Riemer ist sie der Schlüssel zur Aufhebung der Verwicklungen. Aber wie – wird natürlich hier nicht verraten. Alexander Hahn – der überdrehte Städter Hans-Dietrich – ist in diesem Stück so anders als sonst zu sehen. Von dem in vergangenen Stücken sonst dümmlichen Dorftrottel, der für viel Spaß sorgt, zum reichen Kaviar-Esser mit dem Drang nach Ruhe ohne Kunigunde. Auch in dieser Snob-Rolle spielt er so, dass man sich fragt: Ist der immer so? Köstlich. Dabei steht ihm Claudia Bohnhorst in der Rolle der Eleonore-Maria um nichts nach. Allein die Duftnoten, die sie als olle arrogante Hoftdole setzt bleiben sicher in Erinnerung.
Was diese Theatergruppe in diesem Sommer wieder mit auch all den Menschen im Hintergrund auf ihre Bühne gebracht hat, ist gutes und sehr unterhaltendes Theater. Da lohnt sich wieder jeder Weg!
Und es bleibt der Gedanke, dass es ihnen auch wieder gelingt, im Winter diese raue Zeit mit einem fröhlichen Theaterstück vergessen zu lassen. Dazu suchen sie übrigens noch Typen, die solche Rollen mit viel Spaß, aber auch mit Anspruch spielen wollen.
Vorher aber: Wer Spaß am Spaß hat, muss dieses Stück des Sommer sich ansehen. Noch ist es möglich.
Tolle Vorstellung. Danke ❤️🙋♂️