„Wir haben uns selbst geschlagen“
Planet-Photo-DBBL: BC Pharmaserv Marburg – Gisa Lions SV Halle 69:72.
Dritte Niederlage im siebten Bundesliga-Spiel für Marburgs Damen. Das Pharmaserv-Team vergeigte eine 15-Punkte-Führung und am Ende fehlten Millimeter zur Verlängerung.
Nach einem schwachen Start der Gastgeberinnen – oder einem guten der Gäste – (0:8, 4:15) kam der BC ins Laufen. Die Verteidigung machte die Räume zu und ließ Angriff auf Angriff auf Halles Korb rollen. 13 unbeantwortete Punkte erzielte Marburg zwischen der 9. und der 16. Minute. Beim 23:18 war für die Heimmannschaft wieder alles im Griff.
Beim 41:26 (22. Minute) mag sich manch einer in der Halle auf einen ruhigen Abend eingestellt haben. Die Löwinnen von der Saale gehörten nicht dazu. Sie pirschten sich langsam an ihre Beute heran. Und spätestens als Inken Henningsen den SVH per Dreier auf 49:51 heranbrachte, ging die Jagd los. Zunächst mit Oberwasser für die Gäste: 57:52 nach 31 Minuten.
Dreimal Marie Bertholdt auf Finja Schaake – und der BC war wieder obenauf (60:57, 33.). Spätestens Steffi Wagners Dreier zum 69:69 anderthalb Minuten vor Schluss sollte doch das Momentum auf Marburger Seite bringen. Wär es auch gewesen, wenn man sich nicht 45 Sekunden vor Schluss einen dummen Ballverlust geleistet hätte. Gegenzug: 69:71. Und doch hätte alles gut werden können.
17 Sekunden vor Schluss wird Halles Angriff abgewehrt. Doch der überhastete Pass zum Fastbreak landet im Aus. Foul. Ein Freiwurftreffer für Halle. 13 Sekunden für den letzten Angriff. Der Dreier in der Schlusssekunde zum Ausgleich ist frei, springt rein und wieder raus. „*piiiiep*!“, entfährt es der unglücklichen Schützin. Genau.
Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Das war ein schlechtes Spiel von uns. Wir haben uns selbst geschlagen. Von Halles Aggressivität im dritten Viertel haben wir uns den Schneid abkaufen lassen. Wir haben den Ball nicht gut bewegt, haben weiterhin weiche Pässe gespielt und sind nicht in den Kontakt gegangen. Defensiv war das war eine Katastrophe in der zweiten Halbzeit. In der ersten halten wir den Gegner auf 26 Punkte, lassen im zweiten Viertel nur 8 Punkte zu, weil wir gut rebounden, weil wir gut Eins-gegen-eins verteidigen, und dann hören wir auf einmal komplett auf damit. Wenn wir nicht verteidigen, wenn wir nicht rebounden, dann geht in dieser Liga jedes Spiel verloren. Natürlich fehlen Svenja Greunke und Alex Wilke. Dadurch haben wir Leute auf Positionen, wo sie nicht spielen sollten. Und natürlich fehlt uns nach zehn Spielen innerhalb eines Monats ein bisschen die Physis. Aber wir sollten eigentlich die Qualität haben, das Spiel zu gewinnen. “
Mali Sola (verletzte Spielerin Marburg):
„Halle hat sehr aggressiv begonnen, und im dritten Viertel haben sie es viel mehr gewollt und sind zurückgekommen. Der Trainer hat uns in der Halbzeit motiviert und die Stimmung war gut. Aber es hat so das letzte bisschen gefehlt, da müssen wir einfach noch wacher sein. Wir müssen 40 Minuten lang das machen, was wir uns vornehmen. Heute waren es viel zu viele Ballverluste und wir müssen noch mehr Energie ins Spiel bringen. Wir dürfen die Köpfe auf keinen Fall hängen lassen und müssen die Aggressivität, die wir im Europapokal mitbekommen, in die Bundesliga mitnehmen.“
René Spandauw (Trainer Halle):
„Nach so einem Spiel kannst du nur zufrieden sein. Wir sind in viele unserer Spiele schon so gut gestartet, haben aber danach geschwächelt. Heute haben die Spielerinnen mit viel Disziplin auf die Umstellungen reagiert. Uns hat geholfen, dass wir nach 18 Ballverluste in der ersten Halbzeit nur noch 8 hatten. Wichtig war, dass wir endlich mal besser im Rebound waren, als der Gegner. Dabei haben wir von Marburgs Ausfällen auf den großen Positionen mit Svenja Greunke und Mali Sola profitiert. Svenja ist für mich eine der fünf besten Spielerinnen der Liga. Die ist so überragend und so ein Ruhepol, sie hat Marburg in der engen Phase gefehlt. Ich hoffe, dass uns der Sieg Selbstvertrauen gibt. Wenn wir immer so spielen wie heute, bei einem der heimstärksten Gegner, dann können wir viele Spiele gewinnen. Nach den vielen Rückschlägen soll die Mannschaft das genießen, darf sich aber nicht auf dem einen Sieg ausruhen. Ab Montag werden wir wieder hart trainieren.“
Statistik
Viertel: 14:18, 21:8, 17:29, 17:17.
Marburg: T.Baker 15 Punkte (5 Rebounds, 3 Steals), M.Bertholdt 6 (3 Assists), P.Bradley 2, P.Kohl 2 (1 Block), F.Schaake 16/1, D.Voynova 9 (7 Reb., 3 Ass.), S.Wagner 15/3 (6 Reb.), K.Winterhoff, K.Yohn 4 (3 Ass.).
Halle: L.Büschel, T.Dukic, A.Hanzalek (n.e.), I.Henningsen 11/3, B.Hrynko 21 (8 Reb., 6 Ass., 3 St.), K.Kiejdrowska 2, K.Pohlmann 7/1, M.Quinn 12 (8 Reb., 4 St.), J.Schinkel 2, L.Schinkel 2, K.Shumpert 15 (3 St.).
SR: S.Koudela-Zimmermann, P.Sobieszuk; Z: 400.
Fun Facts: Erstes Bundesliga-Spiel für Paula Kohl, erste Punkte nach 45 Sekunden im zweiten Viertel zum 18:18, eingeleitet – wie ihre allerersten Punkte für den BC am Mittwoch im Europapokal – mit einem geblockten Wurf unter dem eigenen Korb.
Fail Facts: Erste Niederlage gegen Halle nach fünf Siegen. – 46 zugelassene Punkte in der zweiten Halbzeit sind die meisten in einem Heimspiel seit dem 03.10.2014 (47 gegen Rotenburg/S., 70:82 verloren). – 25 Ballverluste sind mehr als in beiden vorausgegangenen Bundesliga-Spielen zusammen (19 gegen Aibling und Heidelberg).