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Am Ende nicht clever genug

  • Etwa 40 BC-Fans am Spielfeldrand und auf der Tribüne litten in Herne mit ihrer Mannschaft.
  • hochgeladen von Marcus Richter

Planet-Cards-DBBL: Herner TC – BC Pharmaserv Marburg 54:51.

Nach der Niederlage beim direkten Konkurrenten scheint für Marburgs Erstliga-Basketballerinnen der vierte Rang nach der Hauptrunde passé. Der Tabellenfünfte musste sich dem Vierten allerdings erst in den Schlusssekunden beugen.

23 Minuten lang hatte das Pharmaserv-Team geführt. Kurz vor der Halbzeitpause gar mit 14 Punkten. Die Hinspielniederlage (62:70) war egalisiert. In der Blitztabelle lag Marburg nun vor Herne, sehr zur Freude der etwa 40 BC-Anhänger in der Halle. Erst vier Minuten vor dem Ende ging der Gastgeber wieder in Führung. Auftakt für eine atemberaubende Schlussphase.

Ireti Amojo per Dreier zum 52:49 für Herne – 3:09 Minuten auf der Uhr. Möglichkeiten und Fehler auf beiden Seiten. Patricia Benet für Marburg zum 51:52 – 1:04 Minuten vor Schluss. Möglichkeiten und Fehler auf beiden Seiten. 29 Sekunden: Defensivrebound Marburg. 15 Sekunden: Fehlpass Marburg. 9 Sekunden: viertes Team-Foul Marburg. Auszeit Herne. Marburg bekommt den fünften Team-Foul-Pfiff nicht. Dafür Kristi Bellock einen offenen Korbleger. 54:51. Noch 0,1 Sekunden. Moment mal! Die Uhr wird auf zwei Sekunden korrigiert. Weniger war's auf keinen Fall. Auszeit Marburg. Einwurf im Vorfeld. Ein Dreier zur Verlängerung? Tonisha Baker versucht's – und scheitert. Wie schon vor einer Woche gegen Saarlouis in gleicher Situation. Diesmal freut sich Herne.

Alles andere war Vorgeplänkel. Unwichtig, dass das erste Viertel mit 10:6 an Herne ging. Unwichtig für's Ergebnis, dass Marburg im zweiten Viertel eine starke Verteidigungsleistung zeigte. Schön für Svenja Greunke und Stephanie Lee, dass ihre Rebound- und Abschlussstärke ihrer Mannschaft einen 30:16-Vorsprung verschafften. Nicht ganz unwichtig, dass Lee (25. Minute) und Birte Thimm (28.) früh ihre vierten Fouls bekamen und in Julia Köppl und Greunke die beiden anderen Großen schon deren drei hatten. Der schöne Vorsprung schmolz auf 35:34 (28.). Knapp acht Minuten vor Schluss lag Marburg mit 45:36 vorne und damit virtuell wieder auf Platz vier.

Am Ende machten im letzten Viertel in Sonja Greinacher und Amojo zwei deutsche Nationalspielerinnen mehr Punkte als der komplette BC. Wenigstes für den deutschen Damenbasketball erfreulich. Herne gewinnt und bleibt Vierter. Marburg weist als Fünfter zwei Niederlagen mehr auf und den verlorenen direkten Vergleich. Derzeit hieße das Playoff-Viertelfinale: Herne gegen Marburg...

Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Wir haben über drei Viertel lang echt guten Basketball gespielt. Deshalb ist diese Niederlage echt bitter. Wir haben das Spiel aber nicht mit dem letzten Wurf verloren. Vorher haben wir allein drei einfache Korbleger nicht reingemacht. In den letzten Sekunden wollten wir eigentlich foulen, waren aber nicht clever genug. Mit unserer Verteidigung ist Herne oft nicht klargekommen. Diese Mannschaft auf 54 Punkten zu halten, spricht für sich. Das nützt nur nichts, wenn du selbst nicht triffst. Offensiv haben wir heute keine Sonne gesehen und phasenweise zu unstrukturiert gespielt. Wir hatten teilweise keine klaren Aktionen und haben klare Pässe weggeworfen. Am Anfang und im letzten Viertel hat Herne sehr physisch gespielt. Die Rebounds haben uns heute gekillt. Wir hatten Foul-Trouble unterm Korb, das hat Herne gnadenlos ausgenutzt. Sie haben die individuelle Klasse und waren abgezockter. Ich denke nicht darüber nach, ob Platz vier jetzt weg ist. Wir wollen uns als Team weiterentwickeln und das tun wir. Wir müssen jetzt wieder aufstehen. Sollten wir in den Playoffs gegen Herne kommen, bin mir sehr sicher, dass wir weiterkommen können.“

Svenja Greunke (Spielerin Marburg):
„Leider haben wir den Vorsprung nicht über die Zeit gebracht. Wir wollten intensiv und schlau verteidigen. Das hat gut geklappt, nur am Ende leider nicht. Da waren wir nicht cool genug. Es haben nur Kleinigkeiten gefehlt: ein paar Ballverluste, ein paar Korbleger. Wenn alle Großen drei oder vier Fouls haben, wird’s schon schwierig. Trotz körperlicher Nachteile waren bis dahin unsere Rebounds okay. Ich habe zwischendurch gar nicht an den direkten Vergleich gedacht. Es war mir klar, dass es schwierig genu sein würde, den Vorsprung gegen Herne zu halten. Die müssten vom Kader her noch weiter oben stehen. Ich schaue gar nicht so sehr auf die Tabelle, sondern eher darauf, dass wir unsere Form und unseren Rhythmus für die Playoffs finden. Dazu wollen wir unsere Fehler abstellen. Und wir nehmen das Selbstvertrauen mit, dass wir eigentlich auch gegen Mannschaften gewinnen können, die vor uns stehen. Wenn wir nächsten Samstag zu Hause so auftreten wie heute, dann sollten wir gegen Chemnitz gewinnen.“

Fun Fact: Mit zehn zugelassenen Punkten defensiv bestes erstes Viertel in einem Bundesliga-Spiel seit dem 31. Januar 2015 (allerdings... siehe Fail Fact).

Fail Facts: Mit sechs erzielten Punkten offensiv schwächste erstes Viertel in einem Bundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte (seit Einführung der Spielviertel, Saison 2000/01, allerdings... siehe Fun Fact). – Zum dritten Mal mit 54 oder weniger zugelassenen Punkten verloren (zuletzt: 20. Januar 2007, 46:50 in Zehlendorf). – Mit Trainer Patrick Unger hat das Pharmaserv-Team in sieben Versuchen noch nie gegen Herne gewonnen.

Statistik
Viertel: 10:6, 12:26, 12:9, 20:10.
Herne: Amojo 5 Punkte / 1 Dreier, Bellock 18, Boddie 2, Fikiel 6, Greinacher 15/1 (8 Rebounds), Lappenküper (n.e.), Mersch 8/1 (10 Reb., 6 Steals), Slavova-Naneva (n.e.), Sola (n.e.), Takacs (3 Assists), van der Velde (n.e.).
Feldwürfe 36 Prozent (20/55), Freiw. 79 Prozent (11/14), Reb. 39 (def. 27), Turnovers 23, Ass. 9, St. 11, Blocks 4, Fouls 17.
Marburg: Baker 4, Benet 3 (3 St.), Gaudermann 3/1 (3 St.), Greunke 9 (9 Reb.), Köppl 1, Lee 14, Schaake, Schwarzkopf (n.e.), Thimm 2, Yohn 15/1.
Feldw. 35 Prozent (21/60), Freiw. 70 (7/10), Reb. 33 (d. 23), TO 21, Ass. 6, St. 11, Bl. 2, F. 21.
Schiedsrichter: Bejaoui, Sobieszuk. Zuschauer: 350.

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