20 Minuten ohne Energie
Planet-Photo-DBBL: Chemcats Chemnitz – BC Pharmaserv Marburg 72:65.
Ein erfolgreicher Jahresabschluss blieb Marburgs Erstliga-Basketballerinnen verwehrt. Trotz turbulenter Anreise startete das Pharmaserv-Team furios. Doch dieses Hoch hielt nicht lange an.
Vollsperrung auf der A4. Stundenlang. Die Mannschaftsbusse saßen fest. Die Partie schien bereits vor dem Hochball verloren. Über abenteuerliche Wege wurden Spielerinnen und Trainer mit Privatautos aus dem Stau befreit, während zwei tapfere Marburger die Stellung hielten und Nachmittag und Abend im Stau verbrachten.
75 Minuten vor Spielbeginn traf der BC in der Schlossteichhalle ein. Zeitig genug. Und die Gäste legten vor 15 mitgereisten Marburger Anhängern mehr als ordentlich los. Nach dem 0:2 holten die Hessinnen 15 Punkte in Folge, führten nach elf Minuten 20:10. Daran konnte auch Amanda Davidson nichts ändern. Die ehemalige BC-Spielerin sitzt eigenlich bei den Chemcats als Trainerin auf der Bank. Wegen eines personellen Engpasses schürte die 33-Jährige zum ersten Mal seit anderthalb Jahren wieder die Basketballschuhe. „Hoffentlich auch zum letzten Mal“, wie die US-Amerikanerin hofft.
Nun glichen die Chemcats mit zehn Zählern in Serie aus (15. Minute). Das Trio Merritt Hempe / Maegan Conwright / Margot Vidal Genève war nicht zu stoppen und am Ende für 83 Prozent der Chemnitzer Punkte verantwortlich. Marburg verschaffte sich noch einmal ein kleines Polster (32:25, 19.), das jedoch bis zum Seitenwechsel auf 32:29 schmolz.
Vier Minuten nach der Pause gingen die Sächsinnen erstmals seit der ersten Minute wieder in Führung (39:38). Diese holten sich die Gäste noch ein Mal zurück (42:41, 26.), um kurz vor Ende des dritten Durchgangs mit 44:53 deutlich hinten zu liegen. Zwar gelangen dem BC immer wieder gute Verteidigungsaktionen, doch im eigenen Angriff gingen die Unger-Schützlinge zu sorglos mit dem Ball um, leisteten sich haarsträubende Fehlpässe oder -würfe. Die Lahnstädterinnen bäumten sich noch einmal auf (54:55, 33.), doch eine dreieinhalbminütige Korbflaute ließ das Pendel endgültig in Richtung der Chemnitzerinnen ausschlagen (63:54, 35.). Deren Führung wurde sogar zweistellig (67:56, 38.).
Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Die Anreise war natürlich alles andere als optimal. Aber das ist keine Entschuldigung, denn wir waren rechtzeitig in der Halle. Chemnitz hat gut gespielt. Wir haben leichte Würfe verpasst und uns davon runterziehen lassen. Im zweiten und letzten Viertel haben wir insgesamt 20 Minuten lang ohne Energie gespielt. Chemnitz hat uns mit seiner Zonenverteidigung wehgetan. Mit unserer Defensive bin ich nicht zufrieden. Wir wollten gegen bestimmte Spielerinnen bestimmte Sachen machen, haben uns aber zu leicht im Eins-gegen-eins schlagen lassen. Dennoch stehen wir zum Jahresende mit sieben Siegen aus zwölf Spielen nicht schlecht da.“
Toni Dirlic (Co-Trainer Chemnitz):
„Nach dem Abgang von Nadia Mossong verletzte sich am Mittwoch im Training noch Valerie McQuade. Da haben wir uns spontan entschlossen, für Amanda eine Spielberechtigung zu beantragen. Sie hat der Mannschaft mit ihrer Erfahrung geholfen, obwohl sie nur zwei Mal mittrainiert hat. Im ersten Viertel haben wir zu viele offene Würfe zugelassen. Danach waren wir besser an den Schützinnen dran und hatten selbst eine gute Balance zwischen Würfen unter dem Korb und von außen. Wir haben gut getroffen und das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Trotz Foulproblemen unter dem Korb von Hempe und Bozikov sind wir gut durchgekommen.“
Fun Facts: 100 Prozent Freiwurfquote (13/13), erstmals seit dem 14.11.2015 (7/7, Heimspiel gegen Wasserburg).
Fail Facts: 4 der letzten 5 Spiele in Chemnitz verloren. – Bilanz der letzten 9 Bundesliga-Spiele gegen Chemnitz: 4-5, nach zuvor 6 Siegen in Folge. – Zehnte Auswärtsniederlage im Jahr 2016.
Statistik
Viertel: 10:17, 19:15, 24:15, 19:18.
Chemnitz: Böhmke, Borchers (n.e.), Bozikov 3 Punkte / 1 Dreier, Conwright 18/1 (6 Rebounds, 7 Assists), Davidson, Gröning (n.e.), Hempe 28 (12 Reb., 3 Steals), Peroche 9/2, Vidal Genève 14/2 (6 Reb., 4 Ass., 5 St.). Feldwurfquote 40 Prozent (26/65), Freiwq. 88 (14/16), Reb. 34 (def. 25), Turnovers 14, Ass. 15, St. 12, Blocks 2, Fouls 18.
Marburg: Baker 12/1, Bradley 5/1, Greunke 15 (8 Reb.), Köppl 4, Schaake 6/2, Voynova 13 (6 Reb.), Wilke 3/1, Yohn 7/1 (7 Reb.). Feldwq. 34 (23/67), Freiwq. 100 (13), Reb. 40 (d. 24), TO 18, Ass. 7, St. 6, Bl. 3, F. 18.
SR: Thomas Hofmann, Katja Winking. Z: 300.