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Serie: Einrichtung offener Bücherschränke, 2. Teil
Überfluss und Gelehrsamkeit

  • Foto: Die Alte Universität des späten 19. Jahrhunderts https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Alte_Universit%C3%A4t_Marburg?uselang=de#/media/File:Marburg_asv2022-02_img02_Old_University.jpg
  • hochgeladen von Alfred Testa

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Marburg war schon immer eine Stadt der Gelehrsamkeit. Das gilt gewiss seit Gründung der Universität während der Reformation. Aber auch diese Gründung war nicht voraussetzungslos. Denn schon im Laufe der nachelisabethianischen Bildung eines spätmittelalterlichen Landgrafenhofes und der Ausdehnung eines hessischen Herrschaftsgebiets gab es auf dem Territorium eine Vielzahl von Klöstern, deren Kapitalien für den Unterhalt einer Universität und ihres Personals dringend benötigt wurden. Diese Kapitalien waren Schulen, Landbesitz, Einkünfte durch bäuerliche Abgaben, Beziehungsnetzwerke von Gelehrten, Grundstücke, Einspruchsrechte im Magistrat der Stadt und am Hof des Landgrafen; und natürlich auch Bücher, die für jede Gelehrsamkeit unverzichtbar sind.
Mit der Einrichtung einer evangelischen Universität wurden diese Kapitalien freigesetzt und durch die Reformation neu gebunden.
Die Gründung der Marburger Universität war darum kein voraussetzungsloser Anfang, sondern eine Fortsetzung von Strukturen der Gelehrsamkeit, die auf der anderen Seite von einem Niedergang beeinflusst war.

Werden und Vergehen. Wer wollte glauben, wir hätten es heute mit einem Sonderfall der Gelehrsamkeit zu tun, wenn man den Niedergang der universitären Wissenschaft betrachtet! Für Universitäten gilt gegenwärtig das selbe, was für Krankenhäuser, Schulen, Gefängnisse und Kultureinrichtungen aller Art gilt: Es müssen Einsparpotenziale erkundschaftet werden. Etwas anderes als das ist keiner Kunde, keiner Forschung wert. So die Vorgabe.

Für eine jede Gelehrsamkeit wäre diese Vorgabe jedoch der Tod. Denn Gelehrsamkeit - das gilt auch für Kunst - lebt von Überfluss, Verschwendung, Zerstreutheit, von Freigiebigkeit, von Toleranz, Geduld und Weltoffenheit, vom Scheitern und von Zwecklosigkeit. Gelehrsamkeit und Forscherneugier akzeptieren keine einfache Vorgabe der beständigen Suche nach Mitteleinsparung und zwar deshalb nicht, weil auch die Erweiterung von Ressourcennutzung und Mittelverwendung nur durch Forschung gelingt. Die Wissenschaft kommt nicht aus der Fabrik. Kunst und Wissenschaft können nicht auf Bestellung geliefert werden.

Damit wäre ich beim Thema dieser Serie angelangt. Aufgrund der kleinräumigen Beschaffenheit dieser Stadt, ihres historischen Erbes und der strukturellen Auswirkungen von beidem, hat diese Stadt ein neues, ja vielleicht sogar fantastisches Potenzial für die Wiedergewinnung einer Gelehrsamkeit, die der Reformation des 16. Jahrhunderts und ihrer produktiven Wirkung entspricht: Die Digitalisierung und die Neuorganisation dessen, was man ein öffentliches Gut und einen öffentlichen Nutzen nennen kann.

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