Marburg: Vom Weidenhäuser Grabenfest
16.12.2018
Marburg
Vom Weidenhäuser Grabenfest
Die Weidenhäuser feierten bereits im 19. Jahrhundert ihr / das Grabenfest.
Im Jahre 1881 hatten sie sich dafür etwas besonderes einfallen lassen. Sie gestallteten die Festschrift in Reimform. Der Verfasser der Reime ist leider nicht bekannt.
Auf den Bildern sieht man die abfotografierte Festschrift:
"... Vom Weidenhäuser Grabenfest
Alles in schöne Reime gebracht,
Erpreß (Expreß) zum diesjährigen Feste gemacht.
Universitäts-Buchdruckerei (R. Friedrich)
Marburg, August 1881 ..."
Zum 300jährigen Bestehen der von Weidenhäusern bereits 1714 gegründeten Erlengrabengesellschaft schrieb die Oberhessische Presse am 14.08.2014:
Zitat / Auszug
"... Geprägt wurde Weidenhausen seit alters her durch seine vielen Gräben, die hier das Lahnvorland durchzogen. Sie waren die Grundlage vor allem für die Müller und die Lohgerber, die hier, vor den Toren der Stadt, ihren Beruf ausübten.
Die Nutzer der Gräben schlossen sich zu einer Art Genossenschaft zusammen. Sie ist seit 1714 urkundlich belegt und firmiert seitdem unter dem Namen „Erlengrabengesellschaft“ und vertrat die Interessen der Anlieger bezüglich der Nutzungsrechte an den Gräben.
Das war kein leichtes Unterfangen, denn die Stadt Marburg machte den Bürgern Weidenhausens das Gelände der ehemaligen Stadtgräben immer wieder streitig. Erst im Jahr 1811 ging das Nutzungsrecht endgültig in die Hände der Weidenhäuser Bürger über. Das war vor allem das Verdienst einer jungen Frau namens Elisabeth Hoffmann, der Nachwelt besser bekannt in der mittelhessischen Namensnennung Hoffmanns Lieschen. Hoffmanns Lieschen soll sich, so ist es überliefert, mit einer Weidenhäuser Bürgerdelegation nach Kassel zu dem westfälischen König Jerome Napoleon begeben haben, um dessen Beistand gegen den Marburger Bürgermeister zu erbitten. Jung und bildhübsch soll sie gewesen sei, und durch ihren anmutigen Tanz den König so sehr bezirzt haben, dass er den Weidenhäusern endgültig das Grabenland zusprach. ..."
Die Gräben und das Grabenland wurden auch von den Waschweibern zum Wäschewaschen und anschließendem Trochnen und Bleichen genutzt. Diese "Bleichen" wurden meist von Aufsehern / Bleichiers verwaltet. Der letzte mir persönlich bekannte Weidenhäuser Bleichier war Karl Weintraut, im Volksmund auch Petter / Pätter genannt.
Foto Nr. 9 zeigt einen Ausschnitt von dem Ölgemäldes "Marburg um 1900" des ersten International bekannten Marburger Malers Friedrich (Fritz) Klingelhöfer (1832-1903).
Zu erkennen ist im Vordergrund das damalige Weidenhausen mit der Hirsemühle, dem Tiergarten, den Gräben mit den Bleichen, dem Erlenhof und die Untere Sieche mit der Kapelle St. Jost und dem Weidenhäuser Friedhof.
Das Foto vom Bildausschnitt kann man "HIER (... geht es zum Gemälde)"in der vollen Auflösung betrachten.
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Geschichtliches, das sicher auch so manchem Marburger unbekannt sein dürfte. Schön, dass es wieder in Erinnerung gerufen wurde.