10 Tipps für ‘Wanna-Be‘ Au Pairs (Teil 1/2)
In den letzten Monaten haben mich unwahrscheinlich viele Fragen zum Thema Au Pair erreicht. Nachdem ich nun gestern entschieden habe, diesen Sommer das vierte und wahrscheinlich letzte Au Pair-Abenteuer anzutreten, finde ich es ganz angebracht meine Erfahrungen (Organisation, Gastfamilie, Anreise, Kosten etc.) einmal mit allen zu teilen. Schließlich sind bestimmt viele Schüler gerade eifrig am Nachdenken, was im Juni nach abgeschlossener Schulausbildung auf sie zukommt. Vielleicht gibt es auch Studenten, die in ihren Semesterferien gerne aus der üblichen Alltagsroutine ausbrechen möchten. Oder junge Menschen ohne Job, die ihre Fremdsprachenkenntnisse auffrischen möchten um anschließend bessere Berufsperspektiven zu haben. Nach meiner Erfahrung stellen sich aber die meisten jungen Menschen folgende Frage: Was fange ich bloß mit meinem Leben an? (Diese Frage kenne ich irgendwoher!) Um das herauszufinden, ist eine kleine Auszeit gar nicht mal so schlecht. Was man aber alles beachten sollte und worüber man sich unbedingt vorher informieren muss, möchte ich im Folgenden erläutern:
1. Du solltest ein Au Pair werden, wenn …
… du Kinder liebst! Wenn das nicht der Fall ist und Kinder nicht dein Ding sind, du ungeduldig bist und nicht gerne deine Zeit damit verbringst Legoschlößer zu bauen oder Barbies anzukleiden, würde ich dir eine andere Art empfehlen das Ausland zu erkunden. Au Pairs sind nämlich ungefähr zu 80 Prozent für die Kinderbetreuung zuständig. Stelle dir vor, du bist eine Art zweite Mama für die Zeit in der die Eltern am Arbeiten oder nicht da sind. Zumeist beträgt die Arbeitszeit 6 - 8 Stunden täglich. Weiterhin ist das Au Pair für andere Dinge zuständig, was aber von der jeweiligen Familie abhängt: Leichte Hausarbeit und Dinge wie z. B. Staubsaugen und Küche sauber halten und sich um die eigene Wäsche kümmern werden natürlich vorausgesetzt. Schließlich bist du ein Teil der Familie. In meinen bisherigen Familien habe ich Snacks für die Kinder zubereitet, teilweise das Abendessen gekocht, die Kinder zur Schule gebracht und wieder abgeholt (wenn nötig, denn in vielen Familien habe ich mich um Babys und Kleinkinder gekümmert) und natürlich mit den Kids getobt und gespielt. Keine Sorge, man entwickelt eine gewisse Routine und an das Windeln wechseln gewöhnt man sich auch. Eine gewisse Vorerfahrung (Praktika, Babysitten etc.) ist von vielen Familien erwünscht, deshalb sollte man mit der Planung rechtzeitig beginnen.
2. „Das kostet aber zu viel!“
Falsch! (Ich beziehe mich hier auf das europäische Ausland!) Ich würde sagen, dass diese Aussage gleichermaßen vom potenziellen Au Pair und dessen Eltern als Grund genommen wird, eine längerfristige Auslandsreise gar nicht erst in Betracht zu ziehen. Das ist ein großer Fehler, denn gerade innerhalb Europas kann sich jeder (!) einen Au Pair-Aufenthalt leisten, vorausgesetzt man kann ein wenig mit Geld umgehen. Zuallererst stellt sich natürlich die Frage, in welches Land man gehen möchte, ob man Englisch oder Spanisch oder Italienisch oder eine andere europäische Sprache verbessern möchte. In meinem Fall waren es Englisch und Italienisch. Was habe ich also genau bezahlt? 2011 bin ich für zehn Monate ins wunderschöne Irland verschwunden. Da ich mir damals ziemlich unsicher war, wie ich am besten eine Gastfamilie suche, habe ich eine Agentur eingeschaltet, bei der ich 230 Euro für die Suche nach der passenden Gastfamilie ausgab. Hinzu kam der Flug, für welchen ich nochmals 200 Euro ausgab. Im nächsten Jahr wusste ich es besser, denn heutzutage ist eine Agentur grundsätzlich nicht mehr notwendig. Es gibt nämlich einige Webseiten, über die das Au Pair kostenlos Gastfamilien finden kann, welche ich sehr erfolgreich für meinen zweiten Au Pair-Aufenthalt in Italien nutzte (www.aupairworld.net) und meinen dritten Au Pair-Aufenthalt in Irland (www.kangarooaupair.com). So kommen prinzipiell nur dir Flugkosten auf einen zu, welche sich mit etwas Geschick und Planung ebenfalls niedrig halten lassen. Hinzu kommt, dass Au Pair kein unbezahlter Job ist. Eine Liste mit den durchschnittlichen Gehältern im europäischen Ausland findet man z. B. auf www.aupairworld.net. In Irland waren das durchschnittlich 100 Euro pro Woche und in Italien 60 Euro die Woche. Das ganze hängt natürlich auch von den Gastfamilien ab; ich kenne viele Au Pairs in Irland die mehr als 120 Euro pro Woche verdient haben. Kost und Logis ist natürlich inklusive. Ein eigenes Zimmer (in vielen Fällen mit eigenem Badezimmer), und Essen sind also ebenfalls mit drin. Das bedeutet, man muss sich keine Gedanken um riesige Ansparungen machen. Im Hinterkopf sollte man noch die Auslandskrankenversicherung haben, die aber in der Regel über die Gastfamilie läuft. Die Kosten für den Auslandsaufenthalt sind also zu einem großen Teil NUR die eigentlichen Flugkosten, die natürlich wiederrum landesabhängig sind! Mein letzter Irland-Aufenthalt hat mich 190 Euro gekostet, Unternehmungen habe ich mir mit meiner Vergütung finanziert. (Anders ist das im außereuropäischen Ausland – dort ist eine Agentur zwecks Visum notwendig und selbstverständlich sind die Flugkosten um einiges höher).
3. Wie finde ich die richtige Gastfamilie?
Es ist schwierig sich für die richtige Gastfamilie zu entscheiden. Das ist keine Frage. Gerade wenn man mehr als eine Familie zur Auswahl hat, fragt man sich welche nun die richtige ist. Schließlich verbringt man eine längere Zeit seines Lebens dort. Bei meinem ersten Au Pair-Aufenthalt stand ich genau vor dieser Frage, denn ich hatte drei verschiedene Familien zur Auswahl. Im Endeffekt kann man nicht mehr machen als sich auf seinen gesunden Menschenverstand zu verlassen und zu versuchen so viel wie möglich über die Familien herauszufinden, seinen Arbeitsalltag und die Gewohnheiten der Kinder zu erfragen und dann nach Sympathie zu entscheiden. Kriterien könnten noch das Alter der Kinder sein und der Wohnort der Gastfamilie. Möchte man zum Beispiel lieber auf dem Dorf oder im Stadtzentrum leben, möchte man lieber auf ein Baby aufpassen oder ein Kind das bereits zur Schule geht oder gar auf einen Teenager. Die Aufgaben und Arbeitszeiten können dann nämlich sehr unterschiedlich sein. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit allen drei Gastfamilien gemacht – bei zweien war ich das erste Au Pair und bei einer der Familien das zweite. Nach dem Gespräch mit anderen Au Pairs, die eventuell schon das achte oder neunte Au Pair in einer Familie waren, bin ich aber zum Entschluss gekommen, dass Familien, welche weniger Au Pairs hatten, viel mehr Interesse zeigen und das ganze weniger als Anstellungsverhältnis sondern ebenfalls als neue, interkulturelle Erfahrung sehen. Telefongespräche, Emails und Skype helfen also sehr die Familie kennenzulernen und sich einen guten Eindruck zu verschaffen.
4. Langzeit-Au Pair oder Sommer-Au Pair?
Bei meinem ersten Auslandsaufenthalt habe ich mich ganz bewusst für 10 Monate im Ausland entschieden. Aufgrund meines Studiums beliefen sich die anschließenden Au Pair-Zeiten auf 6-8 Wochen. Das heißt, dass im Prinzip (ohne Agentur) jede Dauer möglich ist. Allerdings möchte ich gleich dazu sagen, dass es wesentlich schwerer ist eine Gastfamilie für einen kurzen Aufenthalt zu finden als eine Familie für 10 bis 12 Monate. Das liegt oft daran, dass Familien nicht wollen, dass ihre Kinder einem ständigen Wechsel der Bezugsperson ausgesetzt sind. Sehr verständlich! Manche Eltern suchen allerdings bewusst nur ein Au Pair für die Sommerferien ihrer Kinder, da sie ja trotzdem arbeiten müssen, während die Kinder ungefähr 8 Wochen nicht in die Schule oder in den Kindergarten gehen. Lang- und Kurzzeitaufenthalte haben Vor- und Nachteile. Meiner Meinung nach, sollte man einen Kurzzeitaufenthalt nur in Betracht ziehen, wenn man durch Job, Studium, Ausbildungsbeginn oder persönlichen Gründen keine andere Wahl hat. Der Grund dafür ist, dass viele Au Pairs erst einmal ein paar Wochen brauchen um sich zu akklimatisieren und sich auf die Umgebung und die neuen Menschen, insbesondere die Kinder, einzustellen. Gerade junge Menschen, die hiermit Probleme haben und länger brauchen (evtl. weil es der erste Auslandsaufenthalt alleine ist) müssen sich direkt nachdem sie sich eingewöhnt haben, wieder auf den Abschied vorbereiten. Trotzdem ist auch ein Kurzzeitaufenthalt eine gute Möglichkeit die Fremdsprache zu verbessern und wunderbare Erfahrungen zu sammeln. Voraussetzung ist allerdings eine große Offenheit und schnelle Gewöhnung an Neues. Langzeitaufenthalte sind, meiner Meinung nach, lohnenswerter, da man sich komplett in die neue Kultur und Sprache hineinversetzt und sich eine Art „befristetes zweites Zuhause“ schafft.
5. Wenn man sich entschieden hat …
… muss man die Anreise planen. Was pack ich also ein? Das wichtigste ist es, sich über das Land zu informieren, in dem man zukünftig leben wird. Vor meiner Anreise nach Irland war mir also klar, dass eine neue Regenjacke und ein Regenschirm unumgänglich waren. Das Wetter spielt natürlich, wie bei jeder Reise, eine wichtige Rolle. Wichtig ist, dass man sich auch ein paar persönliche Gegenstände mitnimmt z. B. Fotos, die einen an die Heimat erinnern. Ein Reiseführer, Lieblingsklamotten, feste Schuhe, Rucksack und die wichtigsten Dokumente dürfen ebenfalls nicht fehlen. Es ist wichtig, dass man seine Reise so früh wie möglich bucht um die Flugkosten so gering wie möglich zu halten. Für einen längeren Auslandsaufenthalt empfiehlt sich ebenfalls ein zweiter Koffer (auch wenn dieser Extrakosten verursacht – Postrücksendungen sind um einiges teurer). Es ist wichtig, dass man diesen nur zur Hälfte packt; es ist erstaunlich wie viel man innerhalb von 10 Monaten kaufen kann.
Jetzt wo du dich entschieden hast, deine Gastfamilie dich erwartet und du im Flieger ins Neuland sitzt gibt es allerdings noch einige andere Dinge, die zu beachten sind. Das erfahrt ihr im nächsten Teil in ein paar Tagen...
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Nützliche Webseiten um eine Gastfamilie zu finden:
www.aupairworld.net
www.kangarooaupair.com
Da hast du recht! :) Es gehört ein wenig Glück dazu, aber wenn man rechtzeitig anfängt zu suchen ist es normalerweise kein Problem. Es kommt auch immer auf's Land an - in Irland gibt es tausende (!) Au Pairs und damit auch mehr Gastfamilien, während ich in Italien weite Strecke fahren musste um auf andere Au Pairs zu treffen.