Weihnachtsspaziergang glich fast einer Polarexpedition.
Alle hatten sich weiße Weihnachten gewünscht, weil es doch früher immer so schön war. Dieses Jahr hatte es endlich geklappt, mehr Schnee als einem lieb war, bis hinein ins Flachland. Das Jahr 2010 wird damit in das meteorologische Geschichtsbuch eingehen.
Aber eiskalt war es. Schneidende Kälte machte sich nach kurzer Zeit selbst in warmen Hosen und Jacken breit und machte das Fortbewegen immer beschwerlicher. So wurde der alljährliche Weihnachtsspaziergang nach dem Essen regelrecht zur Mutprobe. Mal waren tiefe Schneewehen zu durchwaten, mal waren die Wege so spiegelglatt, dass mancher Spaziergänger, ehe er sich versah, unsanft zu Boden ging. Meist hatten nur die Kinder auf dem Schlitten ihre Freude.
Nein, so streng hatten wir uns den Winter nun auch wieder nicht vorgestellt. Kein Wunder, das mach einer seinen Wunsch nach weißer Weihnacht noch am Boden liegend, mit schmerzverzerrter Miene schnell bereute. Wir sind halt nichts mehr gewohnt.
Also, die nächste Abkürzung gesucht und den Heimweg angetreten. Und wer genug Glühwein, Glögg oder Tee mit oder ohne Rum im Hause hatte, konnte seine Lebensgeister bald wieder zu neuer Fröhlichkeit erwecken.
…aber schön war’s doch!
...was in diesen Tagen mitunter beschwerlich war. Habe viel Bewegung als Schneeschieber gehabt, habe dann erfahren, dass man mit körperlicher Anstrengung an frostigen Tagen seinem Herzen alles andere als einen Gefallen tut. Was soll's, mir hat es trotzdem gut getan.