Schweinische Gedanken zum neuen Jahr.

Das ganze Jahr über machen wir für Euch mal die dumme Sau, mal die Drecksau, und sind sogar saudoof, wenn Ihr besonders derbes Vokabular für Eure Artgenossen braucht. Eure Kinder sehen manchmal aus wie Schweine, wenn sie vom Spielen heimkommen. Vieles ist für Euch Schweinskram, den Ihr teilweise vor den eigenen Kindern ganz unten im Schrank verstecken müsst, damit sie nur nicht auf die Idee kommen, Euch mit uns zu vergleichen.

Doch einmal im Jahr, zum Jahreswechsel ist alles anders: Dann sind wir für Euch Glücksschweine. Dann bringen wir Euch und allen, denen Ihr eine Freude bereiten wollt, selbst denen, für die Ihr uns zuvor noch als Kraftausdruck gebraucht habt, Glück, Erfolg im Beruf und in der Liebe, Gesundheit und ewigen Reichtum. Ihr lasst uns aus Marzipan modellieren, steckt uns ein Glücks-Kleeblatt ins Maul und überreicht uns als Party-Mitbringsel den Gastgebern. Wenn Ihr am anderen Tag dann die angefutterten Pfunde wieder abtrainieren wollt, rennt Ihr im Schweinsgalopp durch Wald und Flur. Fast könnte man denken, wir seien die Lieblingstiere der Nation – doch leider nur im übertragenen Sinne.

Denn Ihr habt uns sogar zum Fressen gern. Ich kenne keinen meiner Brüder und Schwestern, der eines natürlichen Todes gestorben ist. Auch keinen, der wie Eure Toten feierlich beerdigt wurde. Nein, aufgefressen habt Ihr uns alle roh, gekocht oder gebraten und frittiert, nur die Knochen habt Ihr für Eure Hunde übrig gelassen. Viele von Euch haben mit der Zeit dabei sogar unser Aussehen angenommen: „Seht nur, die fette Sau!“ Zu Euren Festen besingt Ihr auch noch unseren qualvollenTod: “Dann wird die Wutz geschlacht’…“ – Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Jahr 2009 und allseits einen gefüllten Teller. Und verschont uns ab und zu einmal. Dann hätte der eine oder andere von uns wenigstens auch einmal Schwein gehabt.